Neues Buch: Tierfilmer Andreas Kieling machte in der Colbitz-Letzlinger Heide Station Hirschkäfer an einem magischen Ort
In seinem neuen Buch "Durchs wilde Deutschland" widmet der Tierfilmer Andreas Kieling ein Kapitel auch der Colbitz-Letzlinger Heide. Dort haben es dem Mann aus der Eifel besonders die Hirschkäfer angetan.
Gardelegen l Er war mit dem Fahrrad im Himalaja unterwegs, durchquerte zu Fuß Grönland, lebte mit wilden Grizzlys in Alaska - seit 1990 bereist Andreas Kieling die Welt. Auch wenn er über die schönen Landschaften und die Menschen dort berichtet, sind ganz andere die Helden in seinen Büchern und Dokumentationen: die Tiere. Die gibt es aber nicht nur in der Ferne, sondern auch in der deutschen Heimat. Darum machte sich Kieling, 1959 in Gotha geboren und 1976 aus der DDR nach Westdeutschland geflüchtet, im vergangenen Jahr mit seiner Hündin Cleo auf zu einer Wanderung vom Berchtesgadener Land bis zur Nord- und zur Ostsee, von den Alpen also bis zum Wattenmeer. Seine Erlebnisse hat er nun in einem Buch veröffentlicht, das den Titel "Durchs wilde Deutschland" trägt. Co-Autorin ist Sabine Wünsch.
Zwischen den Kapiteln über Bruder Wolf und das Reich des Seeadlers steht eines, das mit "Im Wald der betrunkenen Hirschkäfer" überschrieben ist. Dieser Wald liegt im Norden Sachsen-Anhalts und ist der größte geschlossene Lindenwald Europas: die Colbitz-Letzlinger Heide. Dort hat es Kieling besonders eine alte Eiche angetan. Für sich selbst zählt er den Baum zu den "magischen Orten, zu denen sich Menschen hingezogen fühlen", schreibt er in einer kurzen Einführung zum Kapitel. Der Leser erfährt zudem, dass der bekannte Tierfilmer seit mehr als 40 Jahren regelmäßig den Baum aufsucht - die Zeit ausgenommen, in der er als Republikflüchtling nicht in die DDR reisen durfte. Vor 41 Jahren war er erstmals in der Colbitz-Letzlinger Heide, damals "streifte ich einen Tag lang kreuz und quer durch die herrliche Landschaft". In zwei Tagen war er von Gotha mit dem Fahrrad bis zum Ziel nördlich von Magdeburg gefahren.
In seinem Buch nun beschreibt er "seine" uralte Eiche, deren Sterben schon vor der ersten Begegnung begonnen hatte. "Dennoch ist sie voller Leben", schreibt Kieling. Zu diesem Leben gehören auch die Hirschkäfer, die er in den Mittelpunkt dieses Kapitels stellt. Er stellt die Besonderheiten und die Lebensweise der Tiere vor. Er erzählt aber auch, dass Hirschkäfer vergorenen Eichensaft lieben. Und weil vergoren ja alkoholisch heißt, lassen sie sich mit Bier gut anlocken. Kielings Erfahrung: "Und Alkohol macht Hirschkäfermännchen liebesbedürftig und kampflustig. Das ist wie bei uns Menschen." Sehr unterhaltsam berichtet der Dokumentarfilmer und Autor über die Dreharbeiten, über die Stunden, die er auf und in der Eiche verbracht hat, über Verletzungen und das Warten auf schöne Motive und das richtige Licht zum Drehen. Er erzählt - in allen anderen Kapiteln natürlich auch - etwas über die Region, über die Menschen dort, über Geschichtliches. Dazu gibt es viele Anekdoten. In der Colbitz-Letzlinger Heide begegnete Kieling zum Beispiel zwei Soldaten, die in ihrer Freizeit Hobbyornithologen sind.