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Ipse Auf den Spuren des Altarschreines

Auf die Spuren des Ipser Altarschreines begaben sich Ipser und interessierte Gardeleger.

Von Gesine Biermann 06.03.2018, 02:00

Ipse l Sie wollen alles über ihre kleine Dorfkirche wissen – noch vor der Gründung des Vereins Ipse excitare e.V. machten sich die angehenden Vereinsmitglieder deshalb daran, Informationen und Geschichten über das Dorf Ipse und sein Gotteshaus zu sammeln. Besonders interessant waren hierbei die Geschichten über die Kirche und ein paar Apostelfiguren, die einst hier standen und wohl von den Soldaten der Sowjetarmee zum Kriegsende, oder auch später, entwendet worden sein sollen.

Und genau das wollte man in Ipse nun doch etwas genauer wissen: „Nach kurzer Literaturrecherche, unter anderem in ‚Die Kunst des Mittelalters in der Mark Brandenburg‘ fanden wir heraus, dass ein Teil der Figuren scheinbar ‚recycelt‘ worden waren“, erzählt Vereinschef Tilo Mottschall. „Das Warum konnte allerdings nur eine gezielte Nachforschung im Kirchenbuch erklären.“

Eine ältere Ipserin half den Vereinsmitgliedern schließlich beim Entziffern der Schrift im Kirchenbuch. Eine Recherche im Kirchenarchiv folgte, „und bald stand der folgenschwere Ablauf fest …“, so Mottschall.

Bei Reinigungsarbeiten im alten Spritzenhaus in Ipse war nämlich im Jahr 1926 ein stark beschädigter Altarschein entdeckt worden. Dieser wurde an das Landesdenkmalamt nach Halle geschickt, in der Hoffnung, hier noch etwas retten zu können. Leider sei er dort unter anderem in Folge der Kriegswirren in Vergessenheit geraten. „Im Jahr 1953 wurden die Figuren des Schreins dann wieder nach Ipse zurückgeschickt, da diese zum damaligen Zeitpunkt scheinbar nicht mehr wirklich kosteneffektiv zu retten waren“, berichtet Mottschall weiter. Die Ipser entschlossen sich deshalb dazu, diese vorerst in Jävenitz einzulagern.

1957 erinnerte sich das kirchliche Bauamt in Magdeburg schließlich an die Figuren und fragte nach, ob die Ipser Gemeinde bereit wäre sie für sonstige Zwecke zur Verfügung zu stellen. Und die Ipser, von Natur aus großzügig, entschieden Ende 1958 dann „schweren Herzens die Figuren dem kirchlichen Bauamt zu überlassen“, allerdings nur, wenn man dafür das noch erhaltene, aber stark beschädigte Kruzifix komplett restauriert bekommen würde.

Und nun schloss sich der Kreis in Quedlinburg. Für die Neuweihe der katholischen Wipertikirche in Quedlinburg im Jahr 1959 suchte das evangelische Bistum in Magdeburg nämlich nach einem Geschenk für das katholische Bistum. Es wurde ein Marienaltar, der von zwei älteren Altarschreinen ergänzt wird und der heute noch in der Quedlinburger Wipertikirche besichtigt werden kann. „Mindestens acht der dort eingebauten Figuren stammen nachgewiesenermaßen aus dem ehemaligen Ipser Altarschrein.“

Und die wollten sich einige Ipser und interessierte Gardeleger nun einmal persönlich anschauen und fuhren vor wenigen Tagen einfach mal nach Quedlinburg.

„Eine fachmännische Erklärung zur Geschichte der Wipertikirche und dem Altarschrein bekamen die Ipser direkt vor Ort vom Vorsitzenden des Fördervereines St. Wipertikirche Quedlinburg, Rolf Langhammer“, erzählt Mottschall. Und der führte die Ipser auch noch tiefer in die Geschichte Quedlinburgs – auf den Münzberg, ein Kleinod Quedlinburgs, das den Touristen häufig noch verborgen bleibt.

„Viel zu schnell verflog dabei die Zeit“, da sich alle auf Anhieb gut verstanden und die Ipser ihre Altarfiguren in der Wipertikirche ja auch in guten Händen wüssten, betont der Vereinschef. „Und wer weiß, vielleicht gelingt es so, die vielen Besucher der Wipertikirche auch mal zu einem Besuch der kleinen Kirche in Ipse zu bewegen, um den Ursprung des Altarschreins kennenzulernen.“

Seinen Ausklang fand der informative Ausflug nach Quedlinburg schließlich beim gemütlichen Kaffeetrinken in einem berühmten Pfannkuchencafé. Dort wurden dann die Pläne für weiteren Aktionen in diesem Jahr verfeinert.

Das nächste größere Event, das der Verein ipse excitare organisiert, wird nämlich bereits am kommenden Sonntag, 11. März, die Eröffnung des Reformationsradweges im Rahmen des traditionellen Läutegottestdienstes sein. Und man dürfe auch gespannt sein auf das, was sich der rührige Verein noch so alles einfallen lässt, verspricht Tilo Mottschall.