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Naturschutz Jemmeritzer Moor: Der Kupferstecher treibt sein Unwesen

Die Trockenheit der zurückliegenden Jahre hinterlässt im Naturschutzgebiet Jemmeritzer Moor seine Spuren. Der Fichtenbestand wird von Borkenkäfern gefährdet.

Von Doreen Schulze 24.07.2023, 08:00
Diese Lichtung entstand im Naturschutzgebiet, nachdem vom Borkenkäfer geschädigte Bäume  herausgenommen worden sind. Die Stämme wurden geschält, damit die Schädlinge sich nicht weiterausbreiten.
Diese Lichtung entstand im Naturschutzgebiet, nachdem vom Borkenkäfer geschädigte Bäume herausgenommen worden sind. Die Stämme wurden geschält, damit die Schädlinge sich nicht weiterausbreiten. Foto: Doreen Schulze

Kalbe - Wo vor einigen Jahren im Jemmeritzer Moor, einem 25 Hektar großen Naturschutzgebiet, noch dichter Fichtenbestand vorzufinden war, klafft nun eine große Lichtung. Auch an anderen Stellen in diesem Gebiet fehlen Fichten. Die Bäume mussten entnommen werden, weil sie von Kupferstecher und Buchdrucker, beides Unterarten des Borkenkäfers, befallen waren.

Zwar greift der Mensch in der Regel in ein Naturschutzgebiet nicht ein, doch um den Käferbefall einzudämmen, holte Frank Schulz, auch Waldschulz genannt und Jäger und Mitglied beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), mit Helfer n befallene Bäume heraus. Auf maschinelle Unterstützung verzichteten sie, um den Wald nicht zu schädigen. Die so herausgeholten Stämme wurden gehäckselt oder geschält. Die Fraßgänger liegen nämlich direkt unter der Rinde. Dort zerstören sie wichtige Leitungsbahnen, die den Baum mit Wasser und Nährstoffen versorgen.

Auf der Lichtung ist nun Platz und Licht für neue Bäume. Die Fläche ist naturbelassen. Junge Fichten beginnen dort zu wachsen.
Auf der Lichtung ist nun Platz und Licht für neue Bäume. Die Fläche ist naturbelassen. Junge Fichten beginnen dort zu wachsen.
Foto: Doreen Schulze

„Aber trotz dieser Maßnahmen, können wir den Käfer nicht komplett bekämpfen. Wir können ihn nur eindämmen“, schildert Schulz, der selbst in Nachbarschaft zum Moorgebiet lebt. Derzeit laufen Beratungen zwischen der Unteren Naturschutzbehörde und dem NABU. Es soll geklärt werden, ob weitere befallene Bäume gerodet werden sollen. Auf diese Weise kann ein Übergreifen auf Nachbarwälder beispielsweise auf wirtschaftlich genutzten Forstwald verhindert werden.

Die Folge des Käferbefalls ist das Absterben der Fichten. Zu erkennen ist dies zuerst an den Wipfeln. Diese werden trocken und verfärben sich rostbraun. Der Schädlingsbefall ist eine Folge von Trockenheit und Hitze in den zurückliegenden Jahren, so Schulz. Beide Faktoren machen sie anfälliger für Schädlinge.

Die infolge der Rodungen entstandene Lichtung bietet nun dem Wald aber Gelegenheit, sich zu verjüngen. Da nun mehr Licht auf den Boden fällt, haben es dort die Jungpflanzen, die aus dem Samen der umstehenden Bäume wachsen, leichter. Schulz zeigt auf etwa 20 Zentimeter große Fichtenpflanzen, die dort heranwachsen. Ein Pluspunkt des naturbelassenen Waldes ist, so Schulz, dass Bäume verschiedenen Alters darin vorkommen. Er nennt das Mehrgenerationenwald. Dies und die Tatsache, dass Mischkultur vorzufinden ist, macht den Wald weniger anfällig.

Die Wildkatze kann im Jemmeritzer Moor seit mehreren Jahren  nachgewiesen werden.
Die Wildkatze kann im Jemmeritzer Moor seit mehreren Jahren nachgewiesen werden.
Foto: dpa

Neben der Sorge um den Baumbestand im Jemmeritzer Moor, erlebt der Waldschulz auf seinen Touren im Naturschutzgebiet aber auch schöne Momente. So entdeckte er Fährten einer Katze, die allerdings niemals ins Dorf führten. Handelt es sich um ein ausgewildertes Tier oder lebt dort gar eine echte Europäische Wildkatze. In Zusammenarbeit mit Wildbiologen ist der Nachweis gelungen, dass tatsächlich die Wildkatze im Jemmeritzer Moor zu Hause ist. Als Beweis nutzte Schulz Wildkatzenhaare, die an einem Stab klebten, den er mit Baldrian einrieb und im Wald anbrachte. Auf diese Weise kann er das Vorkommen der Wildkatze dort seit mehreren Jahren sicher belegen.

Fraßgänge des Kupferstechers sind unter der Rinde zu sehen.
Fraßgänge des Kupferstechers sind unter der Rinde zu sehen.
Foto: Doreen Schulze

Anhand von Losungen und Aufnahmen der Wildkamera weiß Schulz, dass auch Wölfe im Jemmeritzer Moor umherstreifen. Sie sind dort aber nicht fest angesiedelt. Sie haben aber wohl die Nutriapopulation am Bach bei Jemmeritz ausgerottet. Auch dafür kann Schulz den Beweis liefern. Ihm fielen in Wolfslosung Haare auf, die denen der Nutria ähnelten. Eine Untersuchung im Labor bestätigte diese Annahme. „Mittlerweile gibt es in diesem Bereich keine Nutrias mehr.“