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Jugendrat Mitgestalten und mitentscheiden

Für die Stadt Gardelegen soll ein Jugendbeirat gegründet werden. Wahlen sind für den Herbst geplant.

Von Cornelia Ahlfeld 20.06.2020, 01:01

Gardelegen l Sie sind jung, engagiert, neugierig, ehrgeizig und selbstbewusst: Die drei jungen taffen Frauen, die Schwung ins politische Jugendleben bringen, die mitgestalten und mitreden wollen: Jolina Schlaß (17) aus Gardelegen, Jette Mertens (18) aus Solpke und Hannah Weber (18) aus Wiepke.

Die Abiturientinnen des Gardelegener Gymnasiums wollen einen Jugendbeirat gründen, ein Gremium, das vergleichbar sein soll mit einem Stadtrat – so wie in Gardelegen. Und hier in Gardelegen mit seinen 49 Ortsteilen soll der Jugendbeirat auch aktiv werden.

Fünf Fachgruppen sollen dem Beirat zuarbeiten: Klima und Umwelt, Schule, Freizeit und Sport, Soziales und Demokratieförderung, Verkehr und Bauwesen und Öffentlichkeitsarbeit. Der Jugendbeirat soll auch einen Vorstand bekommen, ähnlich wie der Stadtrat mit seinem Vorsitzenden und seinen Stellvertretern.

Und natürlich sollen die Vertreter der Jugendlichen auch demokratisch gewählt werden. Die Wahl ist für den Herbst geplant. Die flächenmäßig drittgrößte Stadt Deutschlands wird dann auch ordentlich in Wahlbezirke aufgeteilt. „Wir hoffen, dass wir auch genügend Kandidaten in den einzelnen Wahlbezirken finden“, sagt Jolina Schlaß. Der Jugendbeirat soll um die zehn bis zwölf Mitglieder haben. Junge Leute zwischen 12 und 20 Jahren können sich um ein Mandat im Jugendbeirat bewerben.

Der Jugendbeirat soll an den Stadtratssitzungen teilnehmen und Redezeit erhalten. „Wir wollen Gardelegen für die jüngere Bevölkerung attraktiver machen“, erläutert Hannah Weber. Denn viele junge Leute hätten das Gefühl, mit ihren Anliegen, Problemen und Wünschen von der „großen Politik“ nicht gehört zu werden. „Und das stört viele Jugendliche“, weiß Jette Mertens.

Urheberin des Ganzen ist Jolina Schlaß. Die 17-Jährige hatte an den Jugendpolitiktagen 2019 in Berlin teilgenommen. „Da waren viele Jugendliche, die sich politisch engagieren. Das war für mich inspirierend, hier so etwas auf den Weg zu bringen“, sagt Schlaß, denn hier fehle bisher jugendpolitisches Engagement.

Sie suchte sich Mitstreiter, und gemeinsam meldeten sie sich für ein Seminar des Vereines Miteinander mit mehreren Workshops an, um sich als Jugendbotschafterinnen ausbilden zu lassen. Diese Seminare fanden zwar coronabedingt nur online statt, aber man habe trotzdem viel mitnehmen können.

Die Abiturienten erarbeiteten ein Konzept für den Jugendbeirat und stellten es auch schon Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Schumacher vor. Und sie nahmen auch schon an einer Sitzung des Finanzausschusses teil. Ein Thema hatte Jolina Schlaß ganz besonders bewegt: Die Diskussion über den möglichen Kauf eines mobilen Blitzers für Gardelegen.

Mit Enttäuschung hat sie dann die Entscheidung des Stadtrates aufgenommen, der diesen mobilen Blitzer abgelehnt hat. „Ich persönlich hätte das gut gefunden“, sagt Jolina Schlaß. Damit hätte man etwas bewirken können. „Denn wenn dieses Fahrzeug jeden Tag an einem anderen Ort steht, achtet man unwillkürlich überall mehr auf seine Fahrweise“, meint die 17-Jährige.

Ein Thema für die drei jungen Frauen ist auch die mangelnde Verkehrssicherheit vor dem Gymnasium. Dort müsse unbedingt eine Regelung gefunden werden, denn es bestehe die Gefahr, „totgefahren zu werden“. „Das ist dort sehr gefährlich. Für uns ist das nicht vom Tisch“, betont Schlaß mit Blick auf bisher noch nicht von Erfolg gekrönten Versuchen von Lehrern und Kommunalpolitikern, dort Veränderungen zu schaffen.

Die drei jungen Frauen werden in Kürze ihre Abiturzeugnisse erhalten und danach studieren. Sie wollen das Projekt Jugendbeirat in den nächsten zwei Jahren begleiten. Jolina Schlaß möchte übrigens Journalistin werden und hat in der Gardelegener Volksstimme-Redaktion schon ein Praktikum absolviert. Jette Mertens will Sozialwissenschaften in Leipzig studieren. Hannah Weber will sich noch ein bisschen Zeit lassen mit ihrer Entscheidung. „Ein Studium ist klar, aber in welcher Richtung, das ist noch offen“, sagt Weber.

Die drei jungen Frauen werden jetzt gezielt junge Leute für eine Kandidatur für den Jugendbeirat ansprechen.