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Kommunen Diskussion ums Löschwasser

Löschwasser über Hydranten aus dem Trinkwassernetz entnommen, haben Feuerwehreinsatzkräfte beim Brand in Faulenhorst.

Von Doreen Schulze 23.01.2021, 09:00

Kalbe/Faulenhorst l Beim Brand in Faulenhorst in der Nacht zum Dienstag – die Scheune eines Dreiseitenhofes stand in Flammen (Volksstimme berichtete) – nutzten die herbeieilenden Feuerwehreinsatzkräfte zum Erstangriff die Trinkwasserleitung im Ort. Diese Leitung zapften sie über Hydranten an. Das Wasserreservoir war aber schnell erschöpft und die Kameraden mussten daraufhin auf Wasser von Tanklöschfahrzeugen zurückgreifen, die zwischen Wernstedt und dem Einsatzort pendelten. Das Feuer konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Einsatzkräfte vor Ort bemängelten die schlechte Löschwasserversorgung in Faulenhorst.

Diese Tatsache veranlasste nun Vertreter des Wasserverbandes Gardelegen, der auch für die Trinkwasserversorgung in Faulenhorst zuständig ist, noch einmal darauf zu verweisen, dass der Verband nicht für Löschwasser zuständig ist. „Wir als Trinkwasserversorger sind nicht in der Pflicht, Löschwasser vorzuhalten“, äußert Geschäftsführer Sven Müller. Dies sei Aufgabe der Kommune, im Falle Faulenhorst also der Einheitsgemeinde Kalbe.

Dies bestätigte auch Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth: „Die Kompetenz liegt bei der Stadt Kalbe.“ Er räumte ein, dass das Vorhalten des Löschwasser sich gerade im Bereich des Kalbeschen Werders als schwierig gestalte. Aber auch in Faulenhorst müsse Löschwasser zur Verfügung gestellt werden. Dies solle künftig über einen entsprechenden Brunnen geschehen.

Die Schaffung eines solchen beschäftigte am Donnerstagabend auch die Mitglieder des Kalbenser Hauptausschusses, die über die Investitionsliste 2021 debattierten. Auf dieser ist die Bohrung eines Feuerlöschbrunnens in Faulenhorst vorgesehen.

Zurück zum Wasserverband: Sven Müller erläutert, dass die Trinkwasserleitungen, was Menge und Leistungsdruck abgehe, nicht auf das Ziehen von Löschwasser ausgerichtet sei. Dennoch komme es vor, dass im Ernstfall die Feuerwehr auf das Trinkwassernetz zurückgreifen müsse. Für den Erstangriff werde dies oft genutzt, weil so ein schneller Zugriff auf Wasser möglich sei, macht Müller klar. Doch wenn die Wasserentnahme über einen längeren Zeitraum erfolge, könne dies zu erheblichen Problemen führen.

Karsten Scholz, Technischer Leiter beim Wasserverband Gardelegen, spricht sogar davon, dass mit der Löschwasserversorgung aus dem Trinkwassernetz Gefahren einhergehen können. So können, wenn der Löschangriff über einen Hydranten erfolge, beim Aufdrehen desselben eine sprunghafte Entnahme des Wassers erfolgen. Dies würde zu Druckabfall im Netz führen, was schließlich auch die Kunden des Wasserverbandes zu spüren bekämen, wenn sie den Wasserhahn zu Hause öffnen würden. Außerdem könne es vorkommen, dass sich, wenn sich Fließgeschwindigkeiten erhöhen oder Fließrichtungen ändern würden, Ablagerungen in der Leitung lösen würden. Dies könne dazu führen, dass beim Aufdrehen des Hahnes im Haushalt trübes Wasser zum Vorschein komme.

Die Feuerwehr müsse auch so arbeiten, dass es zu keiner Rückkoppelung komme, also dass Wasser aus dem Schlauch nicht zurück in die Trinkwasserleitung laufe, so Scholz. Ansonsten könnte sich das Trinkwasser mit Keimen oder Verschmutzungen kontaminieren.

Das größte Problem wäre allerdings, wenn die Einsatzkräfte den Hydranten nicht, wie mittlerweile üblich, über einen modernen Entnahmehahn vorsichtig öffnen würden, sondern mit älterer Technik im Bruchteil einer Sekunde. Scholz räumt allerdings ein, dass die meisten Feuerwehren heute über die moderne Ausrüstung verfügen. Andernfalls, also beim sehr schnellen Öffnen, könnte es im Inneren der Leitung zu Druckstößen führen, die im schlimmsten Fall einen Rohrbruch herbeiführen könnten. So habe es beispielsweise im vergangenen Jahr in Klötze eine Entnahme aus dem Trinkwassernetz durch die Feuerwehr gegeben, die zu Schwierigkeiten in der Versorgung und schließlich zum Rohrbruch geführt haben solle, wie Scholz schildert.