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Lesung Bankraub in der DDR eher schwierig

Wer auf blutige Geschichten steht, ist beim musikalischen Krimi-Abend mit Lothar Schirmer, Kriminalrat a.D., auf dem Gut Zichtau falsch.

Von Leonie Dreier 22.02.2020, 12:00

Zichtau l „Wie ich das sehe, sind Sie aus dem Alter der Pubertät heraus. Schließlich geht es ja um Kriminalgeschichten“, begrüßte Lothar Schirmer, Kriminalrat a.D., gut gelaunt sein Publikum. Zahlreiche Besucher kamen in die Orangerie des Gutes Zichtau, um Schirmer zu lauschen. Er ist aus verschiedenen Fernseh- und Rundfunksendungen bekannt. In der Volksstimme schreibt er alle 14 Tage die Kolumne „Expertentipp Polizei“ auf einer Ratgeberseite. Der Rentner und Autor aus Möser war von 1970 bis 2010 bei der Kriminalpolizei in Magdeburg tätig. „Ich war 20 Jahre in der DDR und nochmals 20 Jahre in der BRD tätig. So weiß ich, was die Polizei macht und kenne beide Seiten“, betonte schirmer.

„Aber Kriminalität zur DDR-Zeit?“, fragte er stirnrunzelnd die Besucher im Saal. „Wir hatten ja nichts“, beantwortete er die Frage selbst. Ein Banküberfall ohne Pistole sei schwierig. Auch der Trabi hätte sich nicht als Fluchtauto geeignet, scherzte Schirmer, und die Leute lachten. Damals hatte Magdeburg bei 320 000 Einwohnern ungefähr 6000 bis 8000 Straftaten im Jahr. Das sei nicht viel gewesen. „Berlin hatte mehr, wir haben es ihnen als Hauptstadt gegönnt“, meinte er.

Seit 2011 gehe die Zahl der Straftaten Stück für Stück wieder hoch. „Wir haben einfach zu wenig Polizisten. An mir allein kann es also nicht gelegen haben.“

Nach Schirmers kurzer und humorvoller Einleitung in den Abend unterhielt der Jazz-Saxophonist, Frank Schöpke, mit selbst komponierten Saxophonstücken im Blues-Rhythmus das Publikum.

Danach gab Schirmer die goldene Ringmasche aus seinem Buch zum Besten. In der Fußgängerzone entdeckte ein vermeintlicher Italiener einen goldenen Ring und wollte ihn Schirmer für 20 Euro verkaufen. Er zahlte das Geld, ging mit dem Ring zum Juwelier und dachte, er habe das ultimative Schnäppchen gemacht. Der Juwelier enttäuschte ihn und meinte, der Ring sei nicht mal einen Euro wert. Schirmer schnappte sich den vermeintlichen Ringfinder und rief die Polizei. „Aus dem Italiener wurde plötzlich ein gesuchter Rumäne, der noch mehr Ringe dabei hatte“, erzählte der ehemalige Kriminalrat. „Also falls Sie mal Ihre Rente aufbessern wollen… Aber sagen Sie nicht, woher Sie die Idee haben.“

In der Pause konnten die Besucher Schirmers Bücher „Die Tricks der Gauner und Ganoven“ und „Abgezockt von Gaunern und Ganoven“ erwerben und sie sich gleich vom Autor signieren lassen. Dieses Angebot nahmen auch zahlreiche Gäste in Anspruch.