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Letzlinger Heide Hausherr kehrt in das Jagdschloss zurück

Er ist wieder da: Im Letzlinger Jagdschloss hängt ein Gemälde des Grafen Ludwig I. von der Asseburg-Falkenstein.

Von Petra Hartmann 08.03.2018, 18:54

Letzlingen l Das alte Ölgemälde war in einem erbarmungswürdigen Zustand, als man es entdeckte: Das Porträt des Grafen Ludwig, angefertigt vom Berliner Maler August Gosch, gehörte zu rund 1000 Gemälden, die im Talamt in der Moritzburg zu Halle (Saale) aufgefunden wurden: Man hatte die Bilder als Dämmung in Dachgeschoss und Diele verwandt. Anhand einer alten Fotografie konnte man auf dem Bild – Bergungsnummer 704 – den Grafen identifizieren, und die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt sorgte für die Wiederherstellung. Nun, wieder instand gesetzt durch die freiberufliche Gemälde-Restauratorin Andrea Himpel, erstrahlt es in neuem Glanz und kann im Jagdschloss bewundert werden.

Gestern Morgen wurde das Gemälde feierlich enthüllt. Angestoßen auf den zurückgekehrten Hausherrn wurde stilecht mit einem Fläschchen Jägermeister. Als Termin für die Präsentation hatte Professor Konrad Breitenborn den 8. März gewählt, einen Tag vor dem Todestag des Kaisers und Preußenkönigs Wilhelm I., der am 9. März 1888 verstorben war – der Arbeitgeber und Jagdgenosse des Grafen Ludwig, der mit ihm zusammen das Letzlinger Revier durchstreift hatte. „Damit Kaiser Wilhelm morgen an seinem Todestag nicht ganz allein ist, wollen wir ihm ab heute einen alten Weggefährten an die Seite geben“, sagte Breitenborn.

Zwischen 1861 und 1886 sei Wilhelm zwanzigmal in Letzlingen zur Hofjagd erschienen. Wenn der Kaiser nicht zur Hofjagd kam, hatte er schon sehr gute Gründe, wie beispielsweise 1878, als er an den Folgen eines Attentats litt. Wobei nicht nur sein Leib, sondern vor allem sein Ego getroffen worden war, hatte der Attentäter doch mit einer Schrotflinte auf den Monarchen geschossen, „wie für niederes Wild“, wie Wilhelm sich ärgerte, und „nicht einmal mit einer ehrlichen Kugel.“

Graf Ludwig saß als Hausherr und Jagd-Chef dem König gegenüber auf dem Ehrenplatz. Bismark brauchte etwas länger, um in der Sitzhierarchie aufzurücken, doch verband den alten Reichsgründer mit dem Grafen wohl eine recht gute Freundschaft. Erhalten ist ein Brief des Asseburgers an Bismark als Begleitschreiben zu einer Anzahl frisch geschossener Schnepfen, in der sich Ludwig des vertraulichen „Du“ bedient.

Graf Ludwig wurde am 11. Januar 1796 geboren und starb am 24. Oktober 1869. Trotz der sicherheitshalber empfangenen „Nottaufe“ wurde er also mit 75 Jahren recht alt. In seiner Autobiographie schrieb er: „Von Jugend auf mit größter Jagdpassion und Lust zum Forstwesen begabt, wünschte ich auch letzteres zu studieren und begab mich zu diesem Ende zu dem damaligen Oberforstmeister von Hagen in Ilsenburg.“

Allerdings kamen dem angehende Forstmann zunächst die anti-napoleonischen Befreiungskriege dazwischen, in denen er zwei Säbelhiebe davontrug und später bei einem Sturz schwere Rippenverletzungen, als ihm vor Paris das Pferd durch einen Kanonenkugel unter dem Hintern weggeschossen wurde. Ludwig war insgesamt fünfmal verheiratet, zunächst mit Anna von der Schulenburg, seiner großen Liebe, von der er in neun Ehejahren fünf Töchter und einen Sohn erhielt. Später war er unter anderem mit Emma von Alvensleben verheiratet, die Ehe war jedoch nicht ganz so glücklich und wurde bereits im Jahr darauf geschieden.

Noch ein weiteres Andenken an Ludwig findet sich übrigens im Jagdschloss genau über der Tür links neben dem Porträt: eine Jagdtrophäe mit dem Gehörn eines prächtigen zehnendigen Hirschs, den Ludwig erlegt hat.