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Loft Alte Gerberei wird umgebaut

Nun bekommt auch die Kleinstadt Gardelegen ihre Lofts, und zwar in der alten Gerberei an der Feldstraße.

Von Cornelia Ahlfeld 05.08.2019, 22:00

Gardelegen l Wenn man es nicht weiß, sieht man die Gebäude von der Feldstraße nicht unbedingt. Ein Ziegelwohnhaus an der Straße verdeckt die alte Gerberei, die etwas versteckt auf dem hinteren Grundstück in Richtung Lausebach liegt. Durchaus ein Gewinn für die künftigen Mieter: abseits der Hauptstraßen in großzügigen Wohnungen quasi im Grünen, aber dennoch fast mitten im Stadtzentrum. Derzeit wird im Hauptgebäude der alten Gerberei, erbaut im Jahr 1900, fleißig gearbeitet. Aber schon jetzt lässt sich das Besondere dieser Lofts deutlich erahnen. Sechs Wohnungen, jede ist anders im Zuschnitt, zwischen 60 und 100 Quadratmeter (Zwei- bis Vierraumwohnungen) groß, und alle mit Terrasse oder Balkon. Die Dachgeschosswohnung wird eine etwa 50 Quadratmeter große Dachterrasse haben.

In der Fabrik selbst finden sich noch etliche Überbleibsel aus der Produktionszeit. Auf Wunsch künftiger Mieter werden sie, aufgearbeitet und restauriert, auch an den Wänden oder Decken erhalten bleiben.

In den Wohnungen im Haupthaus wird es zudem Ziegelwände geben. „Die waren über 80 Jahre verputzt. Das haben wir alles wieder runtergeholt und die Ziegelwände neu aufgearbeitet“, erzählt der Bauherr, der namentlich nicht in der Zeitung genannt werden möchte, aber der Redaktion natürlich bekannt ist. In den Wohnungen sind Fensteröffnungen eingelassen. Die werden mit den original Fenstern mit den markanten grünen Rahmen verschlossen: Zimmer mit Durchblick ins Nachbarzimmer.

In den 1920-er Jahren entstand noch ein Anbau. Die vier Wohnungen dort sind fast fertig. Auch die Wohnungen haben Terrassen, die später mit Hecken umpflanzt werden – als Sichtschutz. Alle Wohnungen werden mit einer Fußbodenheizung ausgestattet sein. Drei Wohnungen sind behindertengerecht.

In Richtung Lausebach steht noch ein Nebengebäude. Das wollte der Bauherr ursprünglich abreißen. Macht er aber nun nicht mehr, denn auch dort werden noch zwei Wohnungen mit 90 Quadratmeter Wohnfläche entstehen – mit Gartennutzung, denn dahinter befindet sich ein großer Garten. „Ideal für Familien mit Kindern“, meint der Bauherr.

Während die Wohnungen im Hauptgebäude bis zum Jahresende bezugsfertig sein sollen, werden die zwei Wohnungen im Nebengebäude erst im nächsten Jahr ausgebaut. Von den zehn Wohnungen sind sechs vergeben. Für zwei Wohnungen gibt es Reservierungen.

Nah am Lausebach wird sich der Bauherr auch selbst noch ein neues Haus bauen. Denn ursprünglich hatte der Ingenieur, der aus dem Raum Boitzenburg stammt, für seine Patchworkfamilie – seine Partnerin war in Mieste zu Hause – ein Wohnhaus gesucht. Gefunden hatte er letztlich die alte Gerberei, ein interessantes Objekt, das nicht unter Denkmalschutz steht, wie er sagt. Trotzdem werde vieles erhalten. Die Substanz sei insgesamt noch gut gewesen. Er habe auch noch ein Gutachten erstellen lassen, um eine mögliche Schadstoffbelastung ausschließen zu können. „Sicherheitshalber wurden trotzdem alle Wände abgestrahlt und die Fußböden rausgenommen“, erzählt der knapp 60-Jährige. Die Firmen kämen alle aus der Region.

Besitzer der Gerberei war Familie Conrad. Zu DDR-Zeiten seien dort Reitsattel hergestellt worden, die komplett in den Westen Deutschlands geliefert worden waren. Nach der Wende wurden nur noch Felle gegerbt. Bis 2013 wurde dort noch gearbeitet. Nach einer schweren Krankheit hörte Manfred Conrad, der letzte Besitzer, auf. Der lebt heute in einem Pflegeheim in Niedersachsen und sei, so der neue Fabrikbesitzer, noch gut drauf.

Die Fabrikräume waren noch komplett mit Maschinen ausgestattet. Einiges habe er ins Freilichtmuseum Diesdorf gebracht. Eine Maschine sei ins Museum der Schuhfabrik Burg gekommen. Für den Ausbau muss der Bauherr ganz schön tief in die Tasche greifen. Er investiert eine siebenstellige Summe in das Objekt, das finanziell auch gefördert wird.

Der Ingenieur ist seit gut 30 Jahren im Geschäft. Er hat zwei Büros in Berlin und Erfurt und erstellt für große Firmen Energiekonzepte. „Wir sind deutschlandweit unterwegs. Pro Jahr fahre ich gut 70 000 Kilometer“, erzählt der Fachmann. Ein paar Jahre will er noch arbeiten. Und künftig wird er das verstärkt auch von Gardelegen aus tun.