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Feuerwehraustritt Löschgruppe Mehrin macht Ernst

Nur noch eine Woche bis zum 31. August: Für den Tag hat die Löschgruppe Mehrin ihren Austritt aus der Feuerwehr angekündigt.

Von Cornelia Kaiser 24.08.2016, 03:00

Mehrin l „Es geht hier nicht um irgendwelche persönlichen Geschichten. Es geht uns einfach um ein bisschen Dankbarkeit für die Arbeit, die vor Ort geleistet wird.“ Mit diesen Worten begründet der Mehriner Löschgruppenleiter Sven Laeseke, warum er und seine elf Kameraden bei ihrer Meinung bleiben und zum 31. August ihren geschlossenen Austritt aus der Feuerwehr erklären werden. „Die Stadt hat uns ja nicht einmal einen kleinen Finger gereicht, geschweige denn die ganze Hand“, sagt der Brandbekämpfer, der damit nach eigenen Angaben nicht nur für die Löschgruppe, „sondern auch für den Kirchenförderverein, die Kirchgemeinde – und eigentlich für das ganze Dorf Mehrin“ spricht.

Was ist passiert? Die Stadt Kalbe hat das Dorfgemeinschaftshaus, und mit ihm auch ein angrenzendes Gebäude, an einen örtlichen Gastwirt verkauft (Volksstimme berichtete mehrfach). Dabei habe es, so sagt Sven Laeseke, im Vorfeld Gespräche zwecks Übernahme durch den Kirchenförderverein gegeben. Sowohl dieser als auch die Löschgruppe und der Rest des Dorfes seien dann aber schließlich vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Wenn jetzt das Angebot des besagten Gastwirtes abgelehnt werde – er hatte der Löschgruppe die kostenfreie Nutzung eines Raumes in Aussicht gestellt –, dann habe dies nichts mit persönlichen Diskrepanzen zu tun, betont Sven Laeseke. „Aber wie“, so fragt er, „soll es denn bei Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Maibaum-Aufstellen laufen? Da waren wir in diesem Jahr rund 50 Leute, die sich hinterher im Dorfgemeinschaftshaus getroffen haben.“

Doch das stehe nun nicht mehr zur Verfügung. Die Möglichkeit, mithilfe der Kommunalfinanzen für einen Ersatz, zum Beispiel in Form eines Holzhauses, zu sorgen, die sei ja leider vom Stadtrat abgelehnt worden, bedauert Laeseke. Er und seine Mitstreiter hatten nach eigenen Angaben ein Angebot, welches sich auf rund 10 000 Euro belaufen hatte, eingeholt und dann der Stadt vorgelegt. „Aber wir hätten natürlich auch Eigenleistungen erbracht“, so der Löschgruppenchef. Dennoch sei die Sache ablehnend beschieden worden.

Laeseke persönlich findet es „sehr schade“, dass der Stadtrat während seiner jüngsten Sitzung keine finanzielle Unterstützung signalisiert habe. „Wir haben ja unsere Lehrgänge und Dienststunden eigentlich nicht absolviert, um dann alles hinzuschmeißen“, sagt er. Aber er und seine Mitstreiter wollten und müssten in diesem Fall konsequent bleiben, auch wenn es nicht leicht falle. „Wenn wir nicht aufpassen, stirbt nämlich irgendwann das Dorfleben“, betont Laeseke. Und es kämen diesbezüglich durchaus verständnisvolle und unterstützende Worte aus anderen Orten der Region.

So wie es jetzt aussieht, wird Laeseke am 31. August den Schlüssel für das Mehriner Gerätehaus an den Vienauer Wehrleiter Jens Winsel übergeben. In besagtem Haus steht übrigens kein Löschfahrzeug, wohl aber ein Anhänger mit entsprechender Technik. „Und der wurde bei Diensten oder Einsätzen mit privaten Fahrzeugen transportiert“, berichtet der scheidende Löschgruppenleiter, für den das nach eigenen Angaben immer eine Selbstverständlichkeit war. Umso bedauerlicher findet er, dass die Stadt jetzt kein Entgegenkommen gezeigt hat.

Aber Bürgermeister Karsten Ruth fühlt sich, wie er gegenüber der Volksstimme erklärte, an die Festlegung des Stadtrates gebunden. Dieser hatte sich im Juli gegen einen gesonderten Zuschuss für ein Holzhaus in Mehrin ausgesprochen, nachdem Stadtwehrleiter Jörg Kämpfer noch einmal die Beweggründe für den angedrohten Feuerwehr-Austritt der dortigen Kameraden dargelegt hatte.