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Waldtraud und Günter Koß aus Jävenitz feierten gestern ihre diamantene Hochzeit/Rückblick auf 60 gemeinsame und glückliche Jahre Nach bewegten Jahren in der Altmark eine Familie gegründet

31.05.2012, 03:23

Jävenitz (dly) l Es war ein langer Weg für Günter Koß, bevor er in der Altmark seine Frau Waldtraud kennen gelernt hat. Denn der heute 83-Jährige wuchs im oberschlesischen Neustadt auf, wurde mit 16 Jahren zum Wehrdienst eingezogen. 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, arbeitete bei Marseille im Steinbruch und war danach in Belgien in Gefangenschaft. Dann sollten er und andere Kameraden als Kriegsgefangene zu den Sowjets ausgetauscht werden. "In Schweinfurt bin ich mit zwei Kameraden aus dem Zug gesprungen", erzählte Günter Koß gestern. Natürlich sei er von der Militärpolizei geschnappt worden, aber die Gefangenschaft war vorbei. Er fand Arbeit als Knecht bei einem bayerischen Landwirt.

Seine Eltern waren bereits 1944 aus Oberschlesien in die Altmark umgesiedelt, wohnten in Staats. Dorthin kam Günter Koß im Jahr 1949. Und er suchte nach einer Arbeit. Angeboten wurden ihm eine Stelle im Uranbergbau in Aue oder bei der Polizei. Nachdem er nun gerade wieder vereint mit der Familie war, wollte er nicht gleich der Arbeit wegen fortziehen. Also entschied er sich für die Polizei. Einer seiner Kollegen dort brachte zu einer Feier seine Schwester Waldtraud mit - und so begann die gemeinsame Zeit des späteren Ehepaares Koß. Geheiratet wurde im Jahr 1952, am 30. Mai in Uchtspringe - also gestern vor 60 Jahren. Damals hatte Günter Koß die Polizeischule in Naumburg gerade abgeschlossen. Seine Frau, heute 79 Jahre alt, war in Uchtspringe geboren und aufgewachsen. Sie war 17, als sie ihren Günter kennen lernte, und 19 bei der Hochzeit - darum musste die Mutter noch ihre Zustimmung geben. Beruflich blieb sie bis zur Rente dem Krankenhaus in Uchtspringe treu, wo sie zur Krankenschwester ausgebildet worden war.

Die Karriere von Günter Koß bei der Polizei war dagegen schnell vorbei. Denn weil seine Eltern in den Westen gegangen waren, "war ich für die Volkspolizei nicht mehr tragbar", erzählte er. Auf der Suche nach einer Arbeitsstelle sei er in Uchtspringe gelandet. Und wurde bei der MAS als Dreschmaschinist eingestellt. Ein Kollege von damals, Nils-Günter Bröhl, wurde zum Freund. Er gehörte gestern zu den Gratulanten. Auch Fritz Pagels habe damals sehr geholfen, aber er lebt nicht mehr. Nach seinem Einstieg in die Landwirtschaft entschied sich Günter Koß für ein Ingenieurstudium im Fachgebiet Maschinenbau/Landtechnik. Als er das abgeschlossen hatte, begann er seine Arbeit im Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL), wo er bis zur Rente in verschiedenen Abteilungen gearbeitet hat.

Im Jahr 1956 zog das Paar nach Jävenitz in einen der neuen Wohnblöcke am Ortseingang aus Richtung Gardelegen. Noch heute wohnen Günter und Waldtraud Koß in der Wohnung. Dort empfingen sie gestern die Gratulanten zu ihrer diamantenen Hochzeit. Zur Familie gehören Tochter Walburga Friedrichs und Sohn Klaus Koß, deren Partner sowie vier Enkel und sieben Urenkel.

Früher war Günter Koß in seiner Freizeit leidenschaftlicher Angler und Brieftaubenzüchter, seine Frau beschäftigte sich mit Handarbeit. Jetzt ist vieles aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Im Garten hinter dem Haus genießen sie die Zeit meist auf der Gartenbank sitzend, kümmern sich um Tomaten und ein paar Blumen. Am Wochenende sind sie oft mit dem Auto unterwegs, fahren in den Harz oder andere schöne Gegenden.