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Nachruf Abschied von Alfred Fischer

Am Dienstag verstarb Alfred Fischer, der die Geschicke Gardelegens nach der Wende maßgeblich mitgeprägt hat.

Von Cornelia Ahlfeld 18.08.2017, 03:00

Gardelegen l Immer freundlich und gut gelaunt, immer ein liebes Wort auf den Lippen, immer zum Gespräch bereit, immer hilfsbereit und engagiert, und immer bescheiden – so kannte man in Stadt und Land Alfred Fischer aus Gardelegen. Am Dienstag starb er 84-jährig nach langer, schwerer Krankheit. Alfred Fischer hat Spuren hinterlassen, denn er hat die Geschichte der Stadt – vor allem nach der Wende – mitgeprägt. Und das in mehrfacher Hinsicht. Wichtig war ihm immer seine Familie, seine Frau Renate, mit der er fast sechs Jahrzehnte verheiratet war, seine Töchter und seine Enkel. In jungen Jahren war der bis zuletzt schlanke, drahtige Mann begeisterter Mittel- und Langstreckenläufer. Gern erinnerte er sich in Gesprächen an seinen Lauf 1954 mit Olympiasieger Emil Zatopek in Gardelegen. Den hatte Fischer zwar verloren, aber über die 5000-Meter-Strecke immerhin einen neuen Kreisrekord geschafft.

Wichtig war ihm auch seine berufliche Tätigkeit. Er hatte Meisterbriefe im Tischler-, Stellmacher- und Lackiererhandwerk in der Tasche. Von 1966 bis zur Wende war er selbstständiger Fahrzeuglackierer. Nach der Wende begann für Alfred Fischer der Unruhestand, wie er es einmal selbst bezeichnete. Denn vor vielen Jahren gab es im Zusammenhang mit Alfred Fischer zwei oft zitierte Sprüche: „Er tanzt auf vielen Hochzeiten, und er ist in der Region bekannt wie ein bunter Hund.“

Alfred Fischer war in vielen Ehrenämtern aktiv. Er war Vorsitzender des Gardeleger FDP-Ortsverbandes, er war Mitglied des Kreistages und des Gardeleger Stadtrates und Vorsitzender der FDP-Stadtratsfraktion. Liberales Gedankengut war für Fischer in der Politik lebenswichtig. Und über die Begegnung mit Hans-Dietrich Genscher in Gardelegen erzählte Fischer noch lange danach.

Und dann gab es noch ein Hobby, verbunden mit vielen Ehrenämtern, die ihn weit über die Region hinaus bekannt gemacht haben: der Chorgesang. Alfred Fischer war leidenschaftlicher Sänger. Im Gardeleger Männerchor Eintracht stand er in der Tenorreihe. Er sang im Kirchenchor, und er engagierte sich vor allem um den Erhalt des Chorwesens, um die Traditionspflege und um den Erhalt des Liedgutes, und das landesweit. Er war im Vorstand des Landeschorverbandes. 25 Jahre stand er dem Sängerkreis Heide-Drömling als Vorsitzender vor. Diesen Posten gab er erst in diesem Frühjahr aus Alters- und Gesundheitheitsgründen auf – beim 13. Sängertag am 22. April im Gardeleger Wirtshaus. Er sprach damals offen über seine schwere Krankheit und sah dabei aber zuversichtlich in die Zukunft. Es sei zwar ein Abschied als Vorsitzender des Sängerkreises, aber kein Abschied vom Chorgesang, wie Alfred Fischer beim Sängertag betonte.

Stolz war er, dass er auch als Senior es noch gelernt hat, mit der modernen Computertechnik umzugehen, dass er für seine Chorarbeit die Technik nutzen konnte. Auch mit der Redaktion der Gardeleger Volksstimme war er per E-Mail immer im Kontakt.

Im April dieses Jahres war er auch mit dabei, als sein Eintracht-Chor in Oebisfelde seine Erstlings-CD „Nachtgesang im Walde“ aufgenommen hatte.

„Er war immer voller Mut, Zuversicht und guter Dinge. Er war ein lieber, guter und gefälliger Mensch“, beschreiben ihn langjährige Weggefährten im Chorgesang.

Für seine Leistungen in der Entwicklung des Chorwesen wurde Alfred Fischer mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er die Schneider-Medaille des Landeschorverbandes Sachsen-Anhalt und die Verdienstmedaille des Landes Sachsen-Anhalt.

Am Donnerstag, 24. August, wird Alfred Fischer beerdigt. Er wird aber in den Herzen vieler Gardeleger und vieler Sänger in den Dörfern weiter leben. Denn, wie gesagt, er hat viele Spuren hinterlassen, die an ihn, sein Wirken und Leben in Gardelegen, erinnern werden.