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Nikolaikirche Empore ist fertiggestellt

Die neue Konzertempore im offenen Kirchenschiff der Gardelegener Nikolaikirche ist fertiggestellt.

Von Cornelia Ahlfeld 23.12.2020, 04:00

Gardelegen l Etwa 3,80 hoch grenzt die neue Konzertempore in der Nikolaikirche nicht ganz an die einstige Orgelempore, wo bis zum 15. März 1945 noch die Trautmann-Orgel gespielt wurde. Aber sie erinnert zugleich an die Orgel und nicht zuletzt auch an den Bombenangriff vom 15. März 1945. Damals wurde auch die Kirche schwer getroffen. Die Ruine des großen Kirchenschiffes zeugt noch heute davon. Aber seit Anfang der 1990er Jahre wird das einstige Gotteshaus Stück für Stück wieder aufgebaut und umgebaut zu einem Kulturzentrum mitten in der Stadt. Und mit dem Bau der neuen Konzert- empore ist der Kultur- und Denkmalpflegeverein wieder ein ganzes Stück weiter. Ein Schmuckstück präsentiert sich da im offenen Kirchenschiff. Das hätte am Mittwoch eigentlich quasi eingeweiht werden sollen mit dem traditionellen Weihnachtskonzert des Männerchores Eintracht im Schein von Feuerschalen und Kerzen, bei Glühwein und Imbissangeboten.

„Oben auf der Empore sollte die Parforcehornbläsergruppe Mildetal stehen und unten der Männerchor“, erzählt Klaus Bernstein, der sowohl im Kultur- und Denkmalpflegeverein als auch im Männerchor Eintracht aktiv ist. Dazu sollte es Orgelmusik mit Kantorin Monika Wrobel geben. Aber coronabedingt wird es ruhig und dunkel bleiben in der Nikolaikirche. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die richtige Einweihung sollte ohnehin erst im nächsten Jahr gefeiert werden. Begonnen wurde das Bauprojekt mit dem Einbau der Glasfensterfront. Der romanische Triumphbogen als Verbindung zwischen dem überdachten Hohen Chor der Kirche wurde zum Teil geöffnet. Damit ist nicht nur die Nikolaikirche lichtüberflutet und hell. Möglich ist so auch ein Blick vom Inneren der Kirche in das offene Kirchenschiff mit seiner neuen Empore und der ebenfalls neu gepflasterten Fläche davor.

Insgesamt wurden etwa 250 000 Euro investiert. Doch damit enden die Pläne des Kultur- und Denkmalpflegevereines noch lange nicht. Das nächste Projekt wird schon vorbereitet. Die Taufkapelle der Familie von Alvensleben, die sich mit Blick von der Empore links der neuen Glasfront befindet, soll verglast und dann mit einem Sicherheitsdraht versehen werden. Die gemauerten Innenstreben der hohen Fenster im Ruinenkirchenschiff sollen aufgearbeitet und saniert werden. Die Fenster, deren Streben kaputt sind, werden originalgetreue Nachbauten erhalten. Dazu wird die Bleiabdeckung ringsum erneuert. „Wir haben dafür noch einmal 240 000 Euro Fördergeld erhalten“, zeigt sich Bernstein erfreut. Der Eigenanteil des Vereines liegt bei 36 000 Euro. Und die möchte der Verein mit Pflasterspenden finanzieren. Ein Stein kostet 150 Euro. Dafür kann sich jeder Spender dann mit einer Gravur im Stein verewigen lassen. Etwa 140 Firmen und Privatleute haben sich schon an der Pflasterspende beteiligt.

Die Sanierung der Nikolaikirche – zu Pfingsten 1977 war dort der letzte Gottesdienst gefeiert worden – begann nach der Wende, vor allem finanziert durch Spenden. Der Startschuss fiel gewissermaßen im Jahr 1991. Dank einer großzügigen Unterstützung eines ehemaligen Gardelegener Bürgers konnte die Turmspitze komplett erneuert werden. Die Spende stammte seinerzeit von Fritz Temps, der immerhin eine halbe Million D-Mark zur Verfügung gestellt hatte. 1993 wurde der Kultur- und Denkmalpflegeverein gegründet, der sich seitdem auch in der weiteren Sanierung des Kirchengemäuers engagiert. Zugleich ist die Nikolaikirche, die auch für private Feierlichkeiten genutzt werden kann, Sitz des Vereines.

Und noch eine Besonderheit gibt es: In der Advents- und Weihnachtszeit hängt hoch oben am 54 Meter hohen Turm der Kirche ein weißer Adventsstern. Seit 30 Jahren bringt Klaus Bernstein diesen Stern dort an. In diesem Jahr war sogar diese Aktion etwas anders als sonst. Er kletterte 173 Stufen hoch mit dem Stern. Oben angekommen, schimmerte dieser grau. Also die 173 Stufen wieder nach unten zum Saubermachen – und 173 Stufen wieder hoch zum Anbringen. „Dann funktionierten die Kabel nicht, obwohl ich das vorher ausprobiert hatte“, betont Klaus Bernstein. Also wieder runter, die Kabelage repariert, wieder hoch und wieder runter – drei Turmbesteigungen innerhalb kurzer Zeit für einen sauberen, leuchtenden Adventsstern – und der wird dort auch heute Abend wieder erstrahlen.