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Risikoanalyse Am Ende liegt es an den Menschen

Die Risikoanalyse für die Feuerwehr zeigt genau auf, wo die Probleme liegen. In Gardelegen ist es die Einsatzstärke.

Von Gesine Biermann 01.06.2018, 23:00

Gardelegen l Gelernt ist gelernt: Routiniert sorgte Truppmann Andreas Claus per Handdruckpumpe auf dem Rathausplatz fürs Wasser, seine frischgebackene Ehefrau Jasmin löschte zielsicher den Brand in der Feuerschale. Sie können es eben: Beide waren Mitglied in der Kalbenser Wehr. Dann zogen sie nach Gardelegen um. Der Bräutigam ist nun mittlerweile Mitglied der Gardeleger Wehr.

Und die ist laut der jüngsten Brandschutzbedarfsplanung eine starke Truppe. Bei 103 Einsätzen 2017 rückten die Kameraden zu jedem in ausreichender Einsatzstärke und vorgeschriebener Zeit aus, unabhängig von Tag und Uhrzeit.

Das allerdings kann in der Einheitsgemeinde nicht jede Wehr von sich behaupten. Große Probleme gibt es zum Beispiel in Letzlingen. Bei Einsätzen in der Woche tagsüber erreichten die Letzlinger Kameraden im Vorjahr nur bei drei von neun Einsätzen die vorgeschriebene Mannschaftsstärke. Ohne die gleichzeitige Alarmierung mehrerer Wehren wäre der Brandschutz hier schon nicht mehr gegeben.

Das größte Problem ist und bleibt der stete Rückgang jener, die in der Feuerwehr Dienst tun. „Wir sind ständig im Gespräch, aber der Dienst ist eben freiwillig, und es werden immer weniger Leute“, fasste Stadtwehrleiter Sven Rasch in der Finanzausschusssitzung zusammen. „Wie kann man das fördern?“, wollte SPD-Stadtrat Jörg Marten wissen, und vor allem: „Welche Vorschläge macht die Verwaltung?“

Das seien tatsächlich einige, betonte Bürgermeisterin Mandy Zepig. Sie erinnerte an die gemeinsame Ausbildung der Kameraden, aber auch an ganz konkrete Angebote. So finanziere die Stadt unter anderem Führerscheine für Feuerwehrmitglieder. Außerdem können die Kameraden kostenlos die Freibäder der Stadt nutzen.

Derzeit werde zudem ein weiteres Rabattsystem geprüft, das in Egeln sehr erfolgreich laufe. Dort haben sich, wie die örtliche Volksstimme berichtete, Unternehmen mit der Verwaltung zusammengetan, um den aktiven Kameraden Preisnachlässe von bis zu 20 Prozent zu gewähren.

Auch neue Konzepte für die Unfallkasse der Kameraden werden derzeit geprüft. Wenig Anklang hingegen findet die Idee der Feuerwehrrente. „Und das kann ich verstehen. Wenn man 28 ist, ist es egal, ob man mit 67 ein paar Euro mehr Rente bekommt“, so Zepig. Und auch in große Werbeaktionen werde die Stadt nicht investieren. „Zepig: „Am Ende liegt es an den Menschen.“

Nachfragen zur jüngsten Brandschutzbedarfsplanung gab es im Bau- und im Finanzausschuss zudem zur Ausstattung. So verwunderte zum Beispiel die Tatsache, dass im relativ neuen Gardeleger Gerätehaus bereits ein Anbau für weitere Spinde erfolgen muss. Das liege unter anderem daran, dass Kameraden, die in anderen Ortsteilen wohnen, aber in Gardelegen arbeiten, ebenfalls in Gardelegen Mitglied seien, so Rasch. „Es ist wirklich eng, teilweise sind die Spinde schon doppelt belegt.“ Und so neu sei das Gerätehaus auch nicht mehr. „Wir haben schon viel Geld in die Sanierung gesteckt“, sagte Rasch

Lindstedts Ortsbürgermeister Siegfried Jordan wollte wissen, warum die neuen Zahlen nicht den vorherigen gegenübergestellt wurden. Das schreibe der Gesetzgeber vor. „Es gibt klare Vorgaben vom Land, wir haben da nicht viel Spielraum“, so Rasch.

Beide Ausschüsse empfahlen die Beschlussvorlage einstimmig. Der Stadtrat entscheidet am 11. Juni.