1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. Rückgang: Bestände der Kröten in Zichtau sind dramatisch gesunken

Krötenwanderung Rückgang: Bestände der Kröten in Zichtau sind dramatisch gesunken

Von Elke Weisbach 06.05.2021, 15:26
In Zichtau wurde auch eine Knoblauchkröte entdeckt, diese  kommt selten vor.
In Zichtau wurde auch eine Knoblauchkröte entdeckt, diese kommt selten vor. Foto: Stadtverwaltung Gardelegen

Zichtau/Wiepke

Der Bestand sinkt seit Jahren beständig und mit erschreckend hohen Zahlen. Wurden 2018 in Zichtau noch 1829 Kröten auf ihrer Wanderung zum Laichgewässer, dem Schlossteich im Zichtauer Park, gezählt, so waren es in diesem Jahr gerade einmal 492. Auch die Zahl der Molche ist rückläufig, während die Frösche mehr Beständigkeit zeigen.

„Die Bestände sind auch in diesem Jahr wieder dramatisch gesunken.“ Dagmar Bauer, die in der Gardelegener Stadtverwaltung für den grünen Bereich zuständig ist und sich im Frühjahr auch um die Krötenwanderung in Zichtau kümmert, kann angesichts der Zahlen nur den Kopf schütteln. Hatte sich im Jahr 2020 schon die Anzahl der Kröten gegenüber 2019 fast halbiert, so wurden in diesem Jahr noch weniger gezählt. Und während die Zahl bei den Fröschen in etwa gleich geblieben ist, ist der Einbruch bei den Molchen ebenfalls dramatisch ( (siehe Info-Kasten).

Das Wetter spielt eine Rolle

„Das gibt einem schon zu denken und man versucht herauszufinden, warum das so ist“, erklärte Bauer. Ein sicher nicht von der Hand zu weisender Grund in diesem Jahr könnte das Wetter sein. Denn während der Krötenwanderung im März und April, wenn die Amphibien sich von ihrem Winterquartier zum Laichen auf den Weg in ihre Geburtsgewässer machen, war es noch sehr kalt. In zahlreichen Nächten gab es Frost. Die Krötenzäune um die Wasserfläche des Waldbades und am Ortseingang Zichtau, die die Amphibien auf ihrem Weg zum Laichgewässer, dem Schlosspark im Zichtauer Park, vor den Gefahren der Straße schützen, wurden am 3. März aufgestellt. In der ersten Woche fand sich nicht eine Amphibie. Und auch in der Folgezeit reichte es, wenn die Bäderfachangestellten Nadine Baier, Tim Weber und Kristin Kruck, die diese Aufgaben übernommen haben, einmal am Tag, meist morgens, die Amphibien einsammelten und über die Straße trugen. Das war vor einigen Jahren noch anders, erinnert sich Bauer, da mussten die Auffangeimer zwei-, manchmal sogar dreimal geleert werden, damit die unten liegenden Tiere nicht zerdrückt werden.

Sie selbst war, wie sie berichtete, auch einmal zum Sammeln vor Ort, und zwar gemeinsam mit Ralf Knapp, Förster, Kreis-Naturschutzbeauftragter und Experte für Amphibien und Reptilien. Mit ihm gemeinsam soll nun herausgefunden werden, warum die Amphibien-Population zurückgeht, was natürlich auch klimatische Gründe haben kann, und wie sich gegensteuern lässt. Zunächst aber machten sie an diesem Tag einen tollen Fund. Unter den Kröten befand sich auch eine Knoblauchkröte, die laut Experte hier ganz selten zu finden ist. Auch er selbst hatte zuvor noch keine gesehen.

Falsche Richtung?

Vielleicht, so eine Vermutung von Knapp, sei der Schlossteich nicht das Laichgewässer für eine Vielzahl der Zichtauer Kröten, sondern das Waldbad, und man habe sie in die falsche Richtung getragen und der Laich sei ausgefallen. Vielleicht, aber das sei nur eine Überlegung, sollte man sie in das Badegewässer lassen. Auch könne es sein, dass zahlreiche Krötenweibchen auf ihrem Rückweg nicht über den senkrecht aufgestellten Krötenzaun können und dadurch zugrunde gehen. Dafür soll der Zaun im nächsten Jahr nun etwas schräg aufgestellt werden.

Neben den Amphibienzahlen aus Zichtau lagen Dagmar Bauer auch ganz frische Zahlen aus Wiepke vor. Dort hat nämlich, wie sie erzählte, Landwirt Michael Becker in diesem Jahr auch zum ersten Mal einen Krötenzaun an einem vielbefahrenen ländlichen Weg aufgestellt, den zahlreiche Kröten, Frösche und Molche auf dem Weg zum Wiepker Teich überqueren müssen. Und dort sammelten Becker und seine Mitarbeiter vom 20. März bis 22. April insgesamt 536 Kröten und drei Molche ein, die sie sicher zum Gewässer brachten.

2018:

Kröten 1829

Frösche 178

Molche 369

2019:

Kröten 1311

Frösche 65

Molche 207

2020:

Kröten 717

Frösche 38

Molche 309

2021:

Kröten 492

Frösche 41

Molche 153