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Schulplanung Aus der Kreidezeit in die Zukunft

Immer mehr Schulen setzen im Unterricht auf die digitalen Medien. Auch in Gardelegen sind bereits einige interaktive Whiteboards im Einsatz.

06.07.2016, 01:00

Gardelegen l Bald gehört die altgediente Tafelkreide in Schulen der Vergangenheit an. Das Zeitalter der digitalen Medien hält Einzug in die Klassenzimmer Deutschlands. Und auch in Gardelegen arbeiten bereits einige Schulen mit neuen Tafeln – den sogenannten interaktiven Whiteboards. Diese „Weißwandtafeln“ gibt es in völlig unterschiedlichen Ausführungen. So haben einige einen Beamer, der das Tafelbild auf die Fläche projiziert und andere arbeiten mit einem Touchscreen. Angeschlossen sind die Tafeln und Beamer an einen Computer, der vom Lehrer bedient wird.

So zum Beispiel von Uta Preuß in der Sekundarschule Karl Marx in Gardelegen. Die Lehrerin für Deutsch, Englisch und Kunst arbeitet seit 2014 täglich mit einem interaktiven Whiteboard im Unterricht: „Es erleichtert die Arbeit wirklich enorm. Kein Abwischen mehr und man muss kaum noch Kopien für die Schüler anfertigen. Die Tafel ist in den Unterricht integriert und die Schüler arbeiten ausgesprochen gern mit und an der Tafel.“

Sie erinnert sich, dass Schüler früher nur sehr ungern nach vorn an die Tafel gekommen sind, um etwas mit Kreide zu schreiben oder zu malen. Mit dem neuen Whiteboard arbeiten die Kinder hingegen sehr gern und wollen sogar freiwillig nach vorn kommen, um etwas zu schreiben oder zu erstellen. „Es gibt ja auch unglaublich viele Lernprogramme und –spiele, mit denen wir arbeiten“, so Preuß.

An der Tafel wird mit einem elektronischen Stift gearbeitet. Er funktioniert quasi wie eine Computer-Maus. Mit ihm kann wie mit einem richtigen Stift geschrieben oder gemalt werden aber eben auch geklickt werden. Genauso ist zudem das Arbeiten vom Computer aus möglich. Dort hat jeder Lehrer seinen eigenen Ordner mit Tafelbildern für den Unterricht. Was früher immer wieder neu an die Kreidetafel geschrieben werden musste, ist nun mit einem einfachen Klick da. Zusätzlich hat Preuß ihre eigenen Tafelbilder auch auf einem USB-Stick zur Absicherung. Diese kann sie so auch zu Hause bearbeiten.

Insgesamt hat die Karl-Marx-Sekundarschule vier interaktive Tafeln. Zwei davon in den Computerräumen des Schulgebäudes. „Alle Tafeln sind mit dem Intranet der Schule verbunden. Jeder Schüler hat einen persönlichen Account mit Zugriff auf dieses interne Netz. Wenn die Schüler an den Computern sitzen, können sie jederzeit auf ihre abgespeicherten Dateien zugreifen“, erklärt Preuß.

Ein weiterer Vorteil: Einem kranken Schüler können die Tafelbilder oder Hausaufgaben ganz einfach zugeschickt werden. Sogar für Tests und Klausuren werden die Tafeln mittlerweile genutzt. „Und wenn es nur darum geht, schnell ein Hörbeispiel für einen Englischtest abzuspielen – mit der Tafel geht einfach alles wesentlich einfacher und vielseitiger“, so Uta Preuß.

Das Internet ist natürlich ein wichtiger Faktor der neuen Medien. Egal, ob schnell mal etwas in einer Suchmaschine nachzuschauen, eine Homepage zu Hilfe zu nehmen oder ein Video vorzuführen ist – mit dem World Wide Web eröffnen sich den Lehrern völlig neue Möglichkeiten.

Dieses soll in der Sekundarschule Am Drömling in Mieste demnächst nachgerüstet werden. Stefan Thodte, Lehrer für Mathematik, Physik und Technik, nutzt das interaktive Whiteboard der Schule seit über einem Jahr. Vor allem in den zehnten Klassen. „Noch haben wir hier kein WLAN für die Tafel, aber es ist in Planung. Optimal ist es vor allem für die Schüler, die zu Hause nun Präsentationen vorbereiten können und diese dann ganz einfach mit einem USB-Stick über die Tafel vorführen können. Das wird wirklich sehr oft genutzt“, erzählt der 52-Jährige.

Zusammen mit einem neuen Laptop hat sich die Miester Schule die neue Tafel angeschafft. „Leider ist der Laptop nicht für die Tafel optimiert. Seine Leistung ist einfach zu schwach für die anspruchsvolle Tafel. Mein Kollege und ich sagen immer: Unser Whiteboard ist ein Ferrari und der Laptop ein Trabant“, so Thodte.

Beide Schulen haben jeweils Einführungen oder Schulungen für die Lehrer angeboten. Von allen genutzt, werden sie jedoch nicht. Stefan Thodte kennt einen Grund: „Die älteren Lehren schrecken natürlich etwas vor den neuen Medien zurück. Sie arbeiten ihr ganzes Leben an den Kreidetafeln und sollen sich nun umstellen. Das möchte eben nicht jeder und dann arbeitet man eben weiterhin an den normalen Tafeln.“ Auch Uta Preuß sieht es ähnlich: „Während ich mittlerweile gar nicht mehr mit Kreide arbeite, gibt es auch Kollegen, die gar nicht mit den neuen Tafeln arbeiten möchten.“

Dennoch sprechen sich sowohl die Lehrerin der Karl-Marx-Sekundarschule, als auch der Lehrer der Sekundarschule Am Drömling für die neuen interaktiven Whiteboards aus: „Ich kann sie nur jeder anderen Schule empfehlen“, meint Preuß und Thodte sagt: „Sie sind ganz klar die Zukunft.“ Aber wie plant die Stadt Gardelegen die Zukunft in den sechs Grundschulen? Auf Anfrage der Volksstimme äußerte sich Norbert Bucklitsch, zuständig für zentrale Dienste und Finanzen der Hansestadt, wie folgt: „Einen Plan für die Anschaffung solcher Geräte haben wir nicht. Das richtet sich eher nach dem Bedarf und unseren Möglichkeiten.“