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Adebar auf Wohnungssuche Tierischer Nachbar: Sturer Storch will bauen, wo er nicht darf

In Parleib, nahe des Drömling, will ein Storch sein Nest unbedingt auf einem Strommast bauen, den Behörde und Avacon für ungeeignet halten. Ein Anwohner setzt sich für das Tier ein.

Von Stefanie Herrmann 29.03.2024, 06:15
Der Storch ist auch 2024 wieder in Parleib gelandet.
Der Storch ist auch 2024 wieder in Parleib gelandet. Foto: Andreas Isensee

Parleib - Ein sturer Storch beschäftigt Anwohner und Behörden in Parleib. Der Adebar hat sich dort einen Strommast als Standort für die Familiengründung ausgesucht und will nirgendwo anders hin. Den halten der Altmarkkreis und die Avacon aber für ungeeignet. Vogelfreund Andreas Isensee findet: „Das sollte der Storch schon selbst entscheiden dürfen“, und will dem Tier gern helfen.

2022 sei der langbeinige Sommergast aus Afrika erstmals in Parleib gelandet, erzählt Isensee, der als Brieftaubenzüchter ein Herz für die Tiere hat und es schön fand, dass ein Storch als direkter Nachbar „einziehen“ wollte. Schnell nahm er Kontakt mit dem Altmarkkreis auf, um nach Hilfe bei der Ansiedelung zu fragen. Die Behörde erklärte aber, dass es sich sicher um ein junges Tier handele, das noch nicht sesshaft sei. „Aber das wollte ich ja erreichen, dass er sesshaft wird“, war Isensee mit der Antwort unzufrieden.

2023 kehrt der Storch zurück

Umso größer die Freude, als das Tier 2023 wieder auftauchte und zu bauen begann – dieses Mal sogar mit Verstärkung. Wieder setzte sich Isensee mit der Behörde in Verbindung. Doch: „Es vergingen Wochen und Monate, ich habe keine Antwort auf meine Mails erhalten.“ Dann habe seine Frau ihn eines Tages angerufen und erzählt, der Strom sei abgeschaltet, am Mast würde gearbeitet. „Ich dachte: Na endlich geht es los.“ Statt einer Nisthilfe sei aber eine Storchenabwehr angebaut worden. Auf telefonische Nachfragen habe es Begründungen gegeben wie, dass Parleib ja nicht mehr zum Drömling gehöre und dass unsicher sei, ob das Nahrungsangebot im Ort überhaupt für den Storch reichen würde. „Das entscheidet doch wohl immer noch die Natur“, ist Isensee verärgert und glaubt, dass der Umweltbehörde die Tiere egal seien.

„Der Unteren Naturschutzbehörde lagen mehrfach Anfragen zur Installation einer Horstunterlage in Parleib von einem Anwohner vor“, bestätigt das Presseteam des Altmarkkreises. Sowohl per Mail als auch telefonisch sei mit dem Anwohner kommuniziert worden. „Ja, aber nur, wenn ich hinterhertelefoniert habe“, sagt Isensee. Auf seine Mails habe es nie eine Antwort gegeben.

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Bei solchen Anfragen schalte die Untere Naturschutzbehörde den zuständigen Storchenhorstbetreuer ein und bitte um fachliche Prüfung, erklärt der Kreis weiter. Bei der Beantwortung der Frage, ob eine Installation einer Horstunterlage erfolgversprechend oder gegebenenfalls vielleicht sogar kontraproduktiv sei, würden sowohl die grundsätzliche Standorteignung, mögliche Gefahrenquellen (wie Freileitungen), das Nahrungsangebot und die mögliche Nahrungs- sowie Nistplatzkonkurrenz im Bezug auf andere Weißstörche abgeprüft.

Experten sehen geringe Erfolgsaussichten

„In diesem Fall wurde im Ergebnis entschieden, dass die Errichtung einer Horstunterlage durch den Altmarkkreis Salzwedel als Untere Naturschutzbehörde finanziell und materiell nicht unterstützt wird, da die Erfolgsaussichten [...] als gering eingestuft wurden“, so das Presseteam.

Wäre das Prüfergebnis positiv gewesen, hätte der Altmarkkreis Salzwedel mit der Bereitstellung einer Horstunterlage oder der Unterstützung bei der Organisation eines ausgedienten Freileitungsmastes helfen können. Grundsätzlich gelte trotzdem: „Sollte jemand aus privatem Interesse heraus einen Weißstorchenhorst errichten wollen, um auf seinem Grundstück eine Storchenbrut zu ermöglichen, steht das dem Grundstückseigentümer zunächst – gegebenenfalls auch entgegen der Empfehlung der Unteren Naturschutzbehörde – frei.“

Anwohner will Grundstück zur Verfügung stellen

Corinna Hinkel, Pressesprecherin der Avacon, erklärt, das Unternehmen unterstütze solche Ansiedlungen generell gern, „in diesem Fall steht der betroffene Mast jedoch direkt an der Straße, ist nach drei Seiten mit Freileitungen abgespannt und hat zusätzlich zwei Kabelaufführungen. Vor diesem Hintergrund ist der Aufbau einer Nisthilfe nicht möglich.“ Die ergriffene Maßnahme der Abwehr diene der Sicherheit der Störche, „da diese erfahrungsgemäß immer wieder versuchen würden, an einem einmal gewählten Standort einen Horst zu bauen.“

Sie bietet an: „Sollte es einen geeigneten Standort in der Nähe geben, dann sind wir als Avacon gern bereit, das Aufstellen eines Mastes mit Nisthilfe zu unterstützen.“ Vielleicht findet sich ja so noch eine glückliche Lösung für alle, denn wie Isensee versichert, sei er gern bereit, sein Grundstück dafür zur Verfügung zu stellen.