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Todesmarsch Nicht an jedem Stein geschah ein Mord

In diesem Jahr will der Förderverein der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe 64 Steine an der Strecke der Todesmärsche überarbeiten.

Von Gesine Biermann 04.01.2017, 02:00

Gardelegen l Sie geben ein beeindruckendes Zeugnis von einem qualvollen Weg. 64 Steine säumen die Strecke, den im April 1945 Häftlinge von den Bahnhöfen Letzlingen und Mieste bis zur einstigen Feldscheune Isenschnibbe am Stadtrand von Gardelegen zurücklegen mussten, wo sie am Ende fast alle grausam ermordet wurden.

Allerdings „geschah nicht an jedem dieser Steine ein Mord“, stellt Konrad Fuchs, Vorsitzender des Fördervereines Gedenkstätte Isenschnibbe Gardelegen, klar. Die weiß gestrichenen Betonquader mit dem roten Dreieck und dem Datum als Inschrift sollen dazu beitragen , dass die Erinnerung nicht verblasst.

Verblasst sind mittlerweile schon etliche der Erinnerungssteine, die in den 1960-er Jahren von DDR-Grenztruppen und einigen Forstmitarbeitern gesetzt wurden, wie sich Vizevereinschef Paul Schmidt noch erinnert. „Leider ist nicht mehr viel darüber bekannt“, bedauert Schmidt. Und einige seien vor vielen Jahren wohl auch schon verloren gegangen, zum Beispiel bei der Erneuerung der Gasleitung zwischen Solpke und Breitenfeld, erinnert sich Konrad Fuchs. Vor 13 Jahren hatte sich Schmidt deshalb auch mal auf den Weg gemacht, um die Standorte der Steine aufzulisten.

Auf den selben Weg begaben sich nun vor kurzem Schmidt und Fuchs gemeinsam mit Ordnungsamtsleiterin Birgit Matthies und Gedenkstättenleiter Andreas Froese-Karow. Zwei Tage lang waren sie unterwegs. „Manch ein Stein ist kaum noch zu erkennen. Einer, auf Höhe Barriere Zienau, war sogar verschwunden“, berichtet Fuchs. Ihn habe man dann zwar wieder gefunden, allerdings ist er – vermutlich bei einem Unfall – kaputtgegangen und muss ersetzt werden.

Aber nicht nur das soll in diesem Jahr passieren. 2017 sollen nun alle 64 Steine wieder einmal generalüberholt werden. Sie sollen weiß grundiert, Schrift und rotes Dreieck – Symbol für politische Häftling in den Konzentrationslagern der Nazis – sollen dabei wieder aufgefrischt werden. Zu diesem Zweck will der Förderverein in diesem Jahr auch etwas mehr Geld für die Pflegearbeiten beim Land beantragen. Zehn Prozent der Kosten muss der Verein allerdings aus Eigenmitteln aufbringen, so Fuchs. Spenden und tatkräftige Hilfe seien deshalb, ebenfalls sehr willkommen.