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Tourismus Irgendwer muss die Apps erstellen

Für die Tourismusbelange in der Altmark soll ein kommunaler Zweckverband entstehen. Dazu diskutierte der Gardeleger Finanzausschuss.

Von Cornelia Ahlfeld 11.09.2018, 21:00

Gardelegen l Organisation und Absicherung eines umfassenden Regionalmarketings, Förderung der touristischen Entwicklung und Attraktivität der Altmark, Koordinierung und Bündelung der Aktivitäten im Tourismus, Handel, Handwerk, Industrie und von anderen Dienstleistern, Verbesserung der touristischen Infrastruktur, Veranstaltungen, Projekte, Marketingmaßnahmen – die Liste der Aufgaben des künftigen kommunalen Zweckverbandes „Altmärkischer Regionalmarketing- und Tourismusverband“ ist lang.

Zum 1. Januar 2019 soll der neue Verband einschließlich eines Fördervereines für private Akteure im Bereich Tourismus seine Arbeit aufnehmen. Die Geschäftsstelle wird ihren Sitz in Tangermünde haben. Zu den Mitgliedern des Zweckverbandes sollen alle Gemeinden, Verbandsgemeinden, Einheitsgemeinden der Altmark und die beiden Landkreise gehören. Für die Finanzierung kommen alle Partner auf. Die beiden Kreise zahlen jeweils 150.000 Euro pro Jahr. Ansonsten wird eine Umlage von 53 Cent pro Einwohner berechnet. Für Gardelegen würde der Jahresbeitrag bei 12.190 Euro liegen. Der finanzielle Bedarf des Verbandes ist mit 362.000 Euro veranschlagt.

„Ich habe mir die Mühe gemacht, die 41 Seiten durchzulesen. Ich kann dieser Geschichte nicht folgen“, machte Stadtrat Rüdiger Wolf (Freie Liste/Feuerwehr) im Finanzausschuss deutlich. Er könne nicht erkennen, welchen Nutzen die Stadt Gardelegen davon habe. „Ich sehe da keinen Sinn drin. Ich bin nicht einverstanden“, betonte Wolf. Und das für einen Jahresbeitrag von 12.190 Euro. Das Geld sollte Gardelegen besser nutzen, um den eigenen Tourismus anzukurbeln. Auch SPD-Stadtrat Jörg Marten fand die Ausführungen auf den über 40 Seiten Erklärung und Satzung „schwammig und unpräzise“. „Das hat sich auch mir nicht erschlossen, welcher Nutzen für Gardelegen damit entsteht“, so Marten.

Die Stadt sei Mitglied im 1990 gegründeten Tourismusverband Altmark gewesen. Der sei mittlerweile zahlungsunfähig. „Wir waren uns aber einig, dass wir einen Zusammenschluss für den altmärkischen Tourismus brauchen“, betonte Zepig. Dieser Zusammenschluss soll nun der kommunale Zweckverband sein. Für die privaten Akteure soll ein Förderverein gegründet werden, der beim Zweckverband angesiedelt wird. „Für 12.000 Euro kann ich nicht mal eine halbe Stelle für den Tourismus schaffen“, betonte Zepig. Einer allein könne auch nichts bewegen in Sachen Tourismus. „Das Geld wäre gut angelegt. Ich werbe dringlich dafür, dass wir dem Zweckverband beitreten, damit wir uns weiter als Altmark präsentieren können. Ich möchte nicht, dass Gardelegen zur kleinen Insel wird, die nicht auf Messen, wie auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin, beworben wird“, so Zepig. Auf jeden Fall sei das Ganze so angelegt, dass alle Kommunen und die Kreise mitmachen. „Wenn nicht, dann melde ich schon mal eine neue Stelle für den Stellenplan an, denn die brauche ich dann“, so Zepig.

Auch im Hauptausschuss wurden Bedenken geäußert. „Etwas Bauchschmerzen“ hatte beispielsweise Stadträtin Regina Lessing (Gemischte Fraktion). „Ein bisschen gebrannt vielleicht auch durch den Tourismusverband Altmark, wo ja die Unterstützung gen Null ging“, räumte sie ein. Die Touristen heutzutage würden sich selbst schlau machen über ihre Ziele, im Internet oder über Handy-Apps. „Ich bin nicht so ganz überzeugt, dass ein Zweckverband Tourismus in der heutigen Zeit noch sinnvoll ist mit den Kosten“, so Lessing.

„Irgendwer muss die Homepage und die Apps ja erstellen“, reagierte Zepig. Wenn Gardelegen allein für sich den Tourismus managen soll, dann „brauchen wir Stellenzuwachs“, so Zepig. Das könnten die Marketingmitarbeiter mit den wenigen Wochenstunden nicht schaffen. „Aber dann reichen die 12.000 Euro auch nicht aus“, betonte sie. Bei einem Haushaltsvolumen von insgesamt etwa 30 Millionen Euro würden 12.000 Euro auch nicht wirklich ins Gewicht fallen.

In beiden Ausschüssen gab es letztlich eine Mehrheit für einen Beitritt der Stadt Gardelegen zum kommunalen Zweckverband. Zustimmung gab es auch bei der personellen Besetzung der Verbandsversammlung. Das soll bis zum Ende der Wahlperiode Gardelegens Bürgermeisterin Mandy Zepig übernehmen. Ihre Stellvertreterin soll Gabriela Winkelmann, zuständig in der Verwaltung unter anderem für Stadtmarketing, sein. Am Montag, 17. September, tagt dazu der Stadtrat. Beginn ist um 19 Uhr im Rathaussaal.