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601 de Luxe Trabi Willi kennt in Kalbe jeder

Wie kaum ein anderes Fahrzeug gehört dieser Trabi zum Kalbenser Stadtbild. Und das, obwohl er ein Braunschweiger Kennzeichen trägt.

Von Conny Kaiser 21.09.2020, 14:50

Kalbe l Willi gab es schon, da war an seinen Chef noch gar nicht zu denken. Denn im Gegensatz zu dem ist Willi drei Jahre älter. Bei ihm handelt es sich in dem Fall nicht um den Kumpel von Biene Maja. Aber ein Kumpel ist dieser Willi dennoch, nämlich der von André Rossmann.

Der hat den Trabant 601 de Luxe vor rund zweieinhalb Jahren von dessen Kahrstedter Vorbesitzer erworben. Den Namen Willi, den hatten allerdings zuerst andere Menschen auf der Zunge, wenn sie das grüne Gefährt mit dem jungen Mann darin sahen. Denn Willi, so lautete der Spitzname von André Rossmanns viel zu früh verstorbenem Vater Rolf-Dieter. Und auch wenn der nie einen Trabi besaß, so ist das Auto doch auch eine Erinnerung an ihn.

Doch wie kommt jemand wie André Rossmann überhaupt darauf, sich ausgerechnet ein Gefährt aus DDR-Produktion zu beschaffen, und somit aus einem Land, dass er selbst gar nicht mehr persönlich kennen gelernt hat? Immerhin ist er erst 28 Jahre jung. Willi hingegen ist ein „Wende-Kind“, gebaut im Jahr 1989. „Es ist darin alles so herrlich einfach verbaut. Und ich kann viel selbst machen. Genau deshalb wollte ich immer schon einen Trabi haben“, sagt der Chef von Willi.

Letzterer ist übrigens André Rossmanns erstes Auto. Denn er hat erst relativ spät den Führerschein gemacht, weil er zuvor mal ein einschneidendes Erlebnis im Straßenverkehr und dieses ihn davon abgehalten hatte, sich schon früher selbst hinters Lenkrad zu setzen, wie er erzählt.

Und dann düste er mit der grünen Rennpappe auch gleich nach Niedersachsen, genauer gesagt nach Braunschweig, ab, weil er damals dort arbeitete, wo ihm das Kennzeichen verpasst wurde, dass sein Fahrzeug bis heute trägt. Wer jetzt allerdings glaubt, so ein Trabi sei in der Löwenstadt etwas Besonderes gewesen und jeder hätte André Rossmann „im Westen“ darauf angesprochen, der täuscht sich. Denn in Braunschweig gibt es einen eigenen Trabi-Club.

André Rossmann war dort allerdings kein Mitglied. „Ich bin kein Konvoi-Fahrer“, erzählt er. Vielmehr entscheide er, der vor einiger Zeit auch aus familären Gründen zurück nach Kalbe gekommen ist und nun in einem Gardelegener Metallbaubetrieb arbeitet, nach eigenem Ermessen und eigenem Terminplan, wann er wo mit seinem Trabi hinfährt. Er gibt jedoch zu, dass er ganz schön oft bei Oldtimertreffen präsent ist.

Das war natürlich auch jüngst in Kalbe der Fall. Als sich Hunderte Besucher neugierig zwischen historischen Fahrzeugen an der Vahrholzer Straße tummelten, da standen auch Willi und sein Chef mittendrin. Letzterer empfand diesen Tag aber auch noch aus einem anderen Grund als etwas Besonderes. Er hatte Geburtstag. Und auch das war und ist dem Kennzeichen von Willi zu entnehmen, der inzwischen trotz der Anfangsbuchstaben BS zum Kalbenser Stadtbild gehört wie kaum ein anderer Pkw.

Wenn er irgendwo vorbeidüst, dann zaubert er Passanten trotz der Tatsache, dass er nach typischem Zweitakter „duftet“, ein Lächeln aufs Gesicht. Und das liegt auch daran, dass sich unter anderem mehrere der klassischen Häkelhüte für Klopapierrollen in der Ablage und auf dem Dachgepäckträger meist eine Holzkiste und kleines Fass befinden. Wer jetzt meint, darin sei Bier enthalten, der liegt falsch. Oft führt André Rossmann darin Wasser mit sich, damit er sich immer mal die Hände waschen kann. Denn wer an einem Trabi schraubt, der holt sich durchaus auch mal schmutzige Hände.

Apropos schrauben: Die Rennpappe soll in diesem Winter noch ein neues Fahrwerk erhalten. Und auch sonst gibt es immer irgendetwas zu tun und aufzupolieren. Denn der Wagen made in Zwickau soll auch noch in ein paar Jahren anstandslos rollen. Frei nach dem Titel des bekannten Trabi-Films: Go, Willi, go!