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Unterricht Wenn Omi in die Schule kommt 

Damit aber doch jedes Kind seine Lese- und Rechenfertigkeiten beweisen kann, kommen Leseomis und ein -opi in die Kalbenser Grundschule.

Von Doreen Schulze 05.02.2020, 03:00

Kalbe l Tobias Fischer hatte sich gut vorbereitet. Die Verse der Lesehausaufgabe „33 Pfannkuchen“ hatte der Zweitklässler zu Hause viele Male geübt. Dass er diese gut vorlesen kann, bewies er Margitta Henning. Die Güssefelderin ist nicht etwa die Klassenlehrerin des Grundschülers. Margitta Henning ist eine der Leseomis, die einmal wöchentlich die Grundschule „Astrid Lindgren“ in Kalbe besuchen und sich von den Schülern der ersten und zweiten Klassen vorlesen lassen. Mit diesem Angebot unterstützen sie die Lehrerschaft der Schule.

„Ohne die Unterstützung der Leseomis könnte bei einer Klassenstärke von rund 25 Kindern die Lesehausaufgabe gar nicht bei jedem einzelnen Kind abgehört werden“, erläuterte Schulleiterin Heike Pick. Sie begrüßt das Engagement der Leseomis. „Wir möchten das nicht mehr missen.“ Die Klasse 2a der Kalbenser Grundschule beispielsweise besuchen mehr als 20 Kinder. Dass jedes Kind der Lehrerin vorliest, ist nicht möglich. Aber gerade das laute Vorlesen sei enorm wichtig, um das Lesen zu fördern, so Pick.

Seit circa zehn Jahren gibt es dieses Angebot der Großeltern in der Astrid-Lindgren-Schule bereits. Angefangen hat es damals mit Großmüttern der Schulkinder, die als Leseomis in die Klassen kamen. Als in einigen Fällen die Enkelkinder längst die Grundschule verlassen hatten, machten sie aber trotzdem aus Verbundenheit zur Einrichtung weiter. Andere Leseomis, deren Enkel später die Einrichtung besuchten, kamen hinzu. Derzeit sind es sieben an der Zahl. Und es gibt sogar einen Leseopi, der regelmäßig die Lesefertigkeiten der Kinder überprüft. Margitta Henning übrigens ist seit zwei Jahren dabei.

Und natürlich spornt es die Kinder an, wenn sie nicht nur vor der Lehrerin zeigen dürfen, wie gut sie schon lesen können. „Lesen ist sehr wichtig“, so die Schulleiterin. Alles, was die Kinder zum Lesen animiert, begrüße sie daher. Und Margitta Henning und ihre Leseomi-Kolleginnen hören genau hin. Sie verbessern, wenn ein Kind sich verlesen hat oder geben den Ratschlag, den Text zu Hause doch noch einmal gründlich zu üben, wenn das Vorlesen doch etwas holprig vonstatten gegangen ist.

Vor wenigen Tagen war Margitta Henning gemeinsam mit Sabine Grothe aus Bühne und Renate Kühl aus Kalbe in der Grundschule aktiv. Diesmal war die Klasse 2a an der Reihe. Die drei Frauen wurden jeweils einem Raum zugeteilt. Dorthin kam jedes Kind einzeln, um den zu Hause geübten Text vorzutragen. In einer Unterrichtsstunde konnte so jeder Schüler gehört werden.

Margitta Henning, Renate Kühl und Sabine Grothe achteten aber nicht nur auf die Lesefertigkeiten der Mädchen und Jungen. Im Anschluss hörten sie auch das Einmaleins ab. „Einmal sechs ist sechs, zweimal sechs ist zwölf ...“, sagte Tobias Fischer auf. Und somit bewies der Zweitklässler, dass er nicht nur gut lesen, sondern auch gut rechnen kann.

Für die gut absolvierte Vorleseaufgabe erhielt jedes Kind von den Frauen einen Eintrag in seinen Lesepass und einen Stempel. Je nachdem, ob das Gesicht auf dem Stempel lächelt oder ernst dreinschaut, wissen Eltern und Kinder, ob sie gut oder weniger gut vorgelesen haben. Und manchmal gibt es als ein dickes Lob dort auch einen schönen Aufkleber hinein.