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Vögel Wiedehopf auf der Streuobstwiese

Der seltene Wiedehopf wurde in diesem Jahr bei Weteritz gesichtet. Jäger wollen ihm dort unter die Schwingen greifen.

Von Elke Weisbach 08.09.2020, 20:00

Weteritz l „Vor 25 Jahren habe ich hier mal einen Wiedehopf gesehen“, erinnert sich Rüdiger Kasse aus Weteritz und blickt über die alte Streuobstwiese, die zu seinem Jagdrevier gehört und die von ihm und seinen Jagdkollegen gepflegt wird. Dann war jahrelang Ruhe, bis er in diesem Frühjahr den seltenen Vogel mit seinem langen, gebogenen Schnabel und der aufrichtbaren Federhaube dort wieder beobachten und hören konnte.

Für den Jäger und Naturfreund ein wunderbares Erlebnis. Denn der Wiedehopf ist sehr selten geworden. Er steht seit langem auf der Roten Liste für gefährdete Brutvögel Deutschlands. Denn intensiv landwirtschaftlich genutzte Äcker, auf denen er kaum noch Nahrung findet, sowie Weiden ohne Busch und Baum lassen dem scheuen Vogel kaum eine Chance.

Auch die Vernichtung von alten, höhlenreichen Bäumen sowie die Beräumung von Steinhaufen und der Abriss alter Gebäude haben zum Rückgang beigetragen, da die Wiedehopfe kaum noch Bruthöhlen finden.

Und mit Blick darauf wollen Kass und seine Jagdkollegen dem Wiedehopf künftig in ihrem Revier unter die Schwingen greifen. Denn Baumhöhlen sind auf der Streuobstwiese Mangelwaren, erklärt Kass, die ansonsten aufgrund ihrer Hanglage ideale Bedingungen für den Wiedehopf bietet. Und für besondere Naturschutzprojekte haben sie, betont Kass, immer ein offenes Ohr.

Er persönlich sei, wie er erzählt, damals dabei gewesen, als die Bundesforst vor fünf Jahren in der Letzlinger Heide und in den Kellerbergen Brutstätten für den Wiedehopf geschafft hatten, in dem vier Quadratmeter große Lesesteinhaufen mit Feldsteinen errichtet wurden. Darin eingebaut wurde eine Brutröhre.

So etwas war auf der Streuobstwiese zwar nicht möglich, aber Kass besprach sich mit dem Forstbetrieb Altmark, der sich als Landesforstbehörde auch für den Wiedehopf einsetzt. Hier gab es die Anregung, Nistkästen für den Vogel aufzustellen, der in Höhlen bis in einer Höhe von fünf Metern über dem Boden brütet. Die Idee war gut und sollte umgesetzt werden.

Gebaut wurden die Nistkästen von Betreuten des Diakoniewerkes Wilhelmshof, die als Serviceteam kleine handwerkliche Arbeiten in den Werkstätten verrichten. Und der Bau der Nistkästen bot sich als Projekt für sie an, so Kass, der in Wilhelmshof als Koordinator der Wirtschaftsabteilung tätig ist. Die Frauen und Männer machten sich dann auch alsbald an die Arbeit, allerdings verzögerte sich das Aufstellen coronabedingt.

Vor kurzem aber war es soweit. Kass und seine Jagdgenossen hatten sich entschieden, trotz des fortgeschrittenen Jahres die Nistkästen noch anzubringen, damit sie über den Winter für den Wiedehopf Teil der Landschaft werden.

Und so fuhren zehn Betreute mit ihren Betreuern Karsten Prozell und Christian Tews von Wilhelmshof nach Weteritz, um die Nistkästen auf der Streuobstwiese persönlich mit aufzustellen. Die beiden Standorte hatten Kass und seine Jagdkollegen zuvor festgelegt.

Ein Nistkasten wurde an einem abgestorbenen Baum auf der Wiese angebracht, der zuvor dafür noch etwas zurecht gesägt wurde, und zwar ein Stück über dem Erdboden. So ist er, wie Kass erklärt, vor den Schafen geschützt, die dort zur Landschaftspflege eingesetzt werden. Auch habe der Wiedehopf dort beim Brüten mehr Ruhe, wenn er die Brutstätte vielleicht im kommenden Jahr in Anspruch nimmt, worauf Kass natürlich hofft.