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Volkstrauertag Ein Erinnerungstag an alle Opfer

Mahnende, aber auch kritische Worte fielen in Letzlingen und Salchau in den Gedenkreden anlässlich des Volkstrauertages.

Von Gesine Biermann 19.11.2018, 22:00

Letzlingen/Salchau l Auf dem Letzlinger Friedhof und auch im einstigen Dorf Salchau, das heute zum Truppenübungsplatz gehört, gedachten Zivilisten und Soldaten der Opfer von Kriegen und Gewalt. Es sei gut, dass es solche Zeiten der nachdenklichen Worte gebe, erinnerte Pfarrer Gerd Hinke in seiner Ansprache in Letzlingen. Und doch sei es auch wichtig, Taten folgen zu lassen: „Dem Rad in die Speichen zu fallen, Widerstand zu leisten, nicht nur wohlgefällige Worte zu sprechen“, habe einst schon Diedrich Bonhoeffer gepredigt, „damit wir uns nicht auch eines Tages vorwerfen müssen, wir hätten nicht tapfer genug gekämpft, nicht treu genug gebetet, nicht fröhlich genug geglaubt und nicht brennend genug geliebt“, bezog sich Hinke auf die Worte des Stuttgarter Schuldbekenntnisses, mit dem die Evangelische Kirche 1945 ihr Versagen im Dritten Reich eingeräumt hatte.

Dazu, „wachsam und wehrhaft zu bleiben“, hatte auch schon Vorrednerin, Ortsbürgermeisterin Regina Lessing, aufgerufen – wachsam auch mit den Blick auf die eigenen Lebensumstände. Im Teufelskreis aus Hunger, Armut und Gewalt müssten sich nämlich auch die Deutschen die Frage stellen, inwieweit ihr Wohlstand auf Kosten anderer aufgebaut wurde.

Und auch die Gleichgültigkeit sei ein gefährlicher Gegner. „Denn die Zahlen der Opfer scheinen heute irgendwie niemanden mehr zu erschrecken“, so Lessing. Nur die tägliche Arbeit am Frieden könne die Hoffnung nähren, „dass aus dem Volkstrauertag eines Tages ein Weltfriedenstag wird.“

Daran, dass der Volkstrauertag im englischsprachigen Raum als „Rememberance Day“, also als Erinnerungstag begangen wird, wies schließlich Oberst Michael Knoke, Leiter des Gefechtsübungszentrums Heer, in seiner Rede auf dem Areal des einstigen Dorfes Salchau mitten im militärischen Übungsgebiet hin. Eine gute Bezeichnung, fand Knoke, denn „Trauer ist ja in erster Linie etwas Persönliches.“ Erinnern dagegen sollten sich alle Menschen und zwar nicht nur an die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur und den Zweiten Weltkrieg. Denn gerade der Erste Weltkrieg sei „einer der blutigsten aller Kriege überhaupt gewesen“. Hunderttausende Tote habe allein die letzte Großoffensive gefordert.

Knoke forderte die Anwesenden zudem auf, den Volkstrauertag zum Anlass zu nehmen, „an die Aussöhnung zwischen Völkern und Menschen zu denken“. Gerade auf Friedhöfen, die „nicht nur ein Symbol der Trauer, sondern auch ein Ort des Begreifens, des Nachdenkens und der Zukunft im gegenseitigen gemeinsamen Frieden“ seien.

Gemeinsam legten am Volkstrauertag dann auch Soldaten und Zivilisten Kränze an den Gedenksteinen in Letzlingen und Salchau nieder.