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Asylbewerber Anfang mit Begegnungsdeutsch

Die Stadt Genthin bemüht sich darum, Asylbewerbern bis zur ihrer Anerkennung als Flüchtling eine Arbeitsgelegenheit zu verschaffen.

Von Simone Pötschke 10.10.2015, 01:01

Genthin l Die Angst vor „herumlungernden, unberechenbaren Asylbewerbern“ wurde bei der Einwohnerversammlung im Stadtkulturhaus mehrfach artikuliert. Nun gibt es kleine, zaghafte Versuche vonseiten der Stadt, den einigen Asylbewerbern eine geringfügig bezahlte Arbeitsgelegenheit zu verschaffen, bis sie als Kriegsflüchtlinge anerkannt sind.

Erste Vorstellungen der Stadt Genthin gehen dahin, Asylbewerber im Bereich der Grünanlagenpflege, der Kultur- und Freizeitgestaltung, z.B. über den Fremdenverkehrsverein, der Stadt- und Kreisbibliothek sowie zur Unterstützung von Asylbewerbern bei behördlichen Angelegenheiten einzusetzen. Als ein praktikables Beispiel führt Genthins Bürgermeister Thomas Barz die Meldestelle an, die mittwochs eigens für ankommende Flüchtlinge geöffnet ist. Durch Hilfestellungen könnten die Asylsuchenden den Neuankömmlingen in den Einrichtungen der Stadt zur Seite stehen und so als ein Multiplikator wirken. Überlegungen gehen auch dahin, einen solchen „Lotsendienst“ etwa auch in der Stadt- und Kreisbibliothek ins Leben zu rufen

„Wir wollen den Leuten so die Möglichkeit eines niederschwelligen Arbeitsangebotes geben“, sagte der Bürgermeister. So sei für die Menschen, die auf ihre Anerkennung als Flüchtling warten, zumindest ein Kennenlernen des „Begegnungsdeutsches“ möglich. Zugleich hält es Barz für wichtig, an die Asylbewerber ein Signal auszusenden, dass sie hier tätig werden können.

Noch will der Genthiner Stadtchef das Vorhaben auf „kleiner Flamme kochen“. Der Landkreis stünde dem Verfahren positiv gegenüber, sagt er. Vorerst geht es um zehn Personen, mit deren Auswahl die Stadt in Zusammenarbeit mit den Betreuern zurzeit beauftragt ist.

Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann bestätigte gegenüber Volksstimme, dass die Schaffung dieser Arbeitsgelegenheiten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz realistisch sei. Sie machte allerdings klar, dass es sich hier nicht um ein Bewilligungsverfahren, sondern um eine Vereinbarung zwischen der Stadt Genthin, den betroffenen Asylbewerbern und dem Landkreis handele. Wenn die Stadt den in Frage kommenden Personenkreis der Asylbewerber ausgewählt habe, könnten die Vereinbarungen kurzfristig zustande kommen, stellt die Pressesprecherin in Aussicht. Den Asylbewerbern wird für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 1,05 je Stunde gezahlt.

Genthin beschreitet mit diesem Modell im Landkreis Neuland. Denn Hopf-Koßmann führte aus, dass solche Vereinbarungen in der jüngeren Vergangenheit noch nicht geschlossen wurden.

Das große Thema der Integration von Asylbewerbern führt am Montag, 19. Oktober, um 10 Uhr im Rathaus-Sitzungsaal viele Genthiner, Ehrenamtliche oder auch Mitarbeiter von amtswegen, zu einem Integrationsnetzwerktreffen zusammen. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessenten. Nachfragen sind möglich unter der Telefonnummer 039 33/87 60.