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Lotse in Genthin Ein Anfang für Alaa Edin Benshi

Zehn Asylsuchende werden in Genthin auf der Grundlage des Asylbewerberleistungsgesetzes eine Arbeitsgelegenheit erhalten.

Von Simone Pötschke 03.11.2015, 00:01

Genthin l Lotse in der Genthiner Meldestelle - noch weiß Alaa Edin Benshi, ein russisch-sprachiger Syrer, noch nicht genau, was auf ihn zukommt. Mittlerweile lebt der 39-Jährige neun Monate in Genthin. Wenn er längere Zeit unterwegs sei, habe er schon so etwas wie Sehnsucht nach Genthin, gesteht der Syrer, der zuvor im russischen Rostow lebte und studierte. Mit dem Einsatz als Lotse hoffe er, dass in seinem Leben nun „alles gut wird“.

Freilich sei der Einsatz von Asylsuchenden für die Stadt ein Experiment, räumte Bürgermeister Thomas Barz ein. Dass die Arbeitsgelegenheit allerdings nur bis zur Anerkennung des Asylstatus befristet sei, was manchmal schnell ginge, erschwere hingegen den Einsatz. Der Weg für Arbeitsgelegenheiten, vorgesehen sind dafür unter anderem der grüne Bereich sowie Kultur- und Freizeitgestaltung, wird frei auf der Grundlage des Asylbewerberleistungsgesetzes. Dazu müssen Vereinbarungen zwischen der Stadt Genthin, den Asylbewerbern und dem Landkreis abgeschlossen werden. Den Asylbewerbern wird für ihre Tätigkeit, 25 Stunden wöchentlich, eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 1,05 Euro pro Stunde gezahlt. Im Jerichower Land hat bisher keine weitere Kommune den Vorstoß gewagt, nach diesem Vorbild Asylbewerber in eine Arbeitsgelegenheit zu bringen.

 „Wir wollen damit auch den Genthinern dokumentieren, dass die Leute arbeiten wollen. Zugleich leisten wir ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Bürgermeister Barz. In Gesprächen mit Kommunalpolitikern aus den alten Bundesländern sei deutlich geworden, dass sich solche „Modelle“ erfolgreich bewährt haben. Was Alaa Edin Benshi betrifft, ist Barz zuversichtlich, dass er gute Voraussetzungen für seine Lotsentätigkeit mitbringt. Paul Karle, Fachbereichsleiter Verwaltung und Service, in dessen Zuständigkeit die Meldestelle fällt, spricht fließend Russisch, so dass die Verständigung mit dem Syrer kein Problem ist. Alaa Edin Benshi kann den Flüchtlingen so hilfreich zur Seite stehen, wenn sie unmittelbar nach Ankunft in Genthin die Meldestelle aufsuchen müssen.

Neben den zehn Stellen für Asylsuchende in vielen Bereichen der Stadt, in denen es Schnittstellen gibt, soll ab dem 18. November in einer Wochenarbeitszeit von 20 Stunden über den Bibliotheksförderverein aus Restmitteln des Programms „Demokratie leben“ eine mehrsprachige Jordanierin als Dolmetscherin beschäftigt werden. Ihr Einsatzgebiet werden öffentliche Einrichtungen wie Kitas, Schulen oder Supermärkte sein, überall dort, wo sich sprachliche Barrieren auftun.