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Integration  Bilder zeigen Krieg und Hoffnung

Mit der Interkulturellen Woche sollen Menschen in Genthin bei verschiedenen Veranstaltungen zusammengebracht werden.

Von Mike Fleske 29.09.2016, 14:00

Genthin l Die Ausstellung „Flucht & Hoffnung“ in der ersten Etage des Genthiner Rathauses stieß zu ihrem Beginn gestern Nachmittag auf großes Publikuminteresse. Gezeigt werden 30 zumeist Blei- und Buntstiftbilder des jungen Syrers Ghazwan Assaf. In diesen Bildern verarbeitet der 25-Jährige den Krieg in seiner Heimatstadt Aleppo, seine Flucht nach Deutschland, Sehnsüchte nach einer Beziehung und die Hoffnung auf Frieden. „Ich habe viele Gedanken in meinem Kopf, die ich auf diese Weise zu Papier bringen kann“, berichtete er aus Anlass der Eröffnung der Schau. Es sind Bilder, die eingeordnet sind in die Schlagwörter „Krieg“, „Dunkel“, „Gedanken“, „Frau“ und „Herz“. Er sei ein sehr fröhlicher und aufgeweckter junger Mann, erzählt Claudia Borschinsky, die Assaf gut kennt. „In den Bildern zeigt Ghazwan eine andere Seite von sich. Oft eine nachdenklich tiefgründige. Jedoch fällt bei vielen, sehr dunklen Werken immer auch der Hoffnungsschimmer auf, mit dem er das Dunkel durchbricht.

Eine schwarze Hand vor einem schwarzem Hintergrund entlässt einen roten Schmetterling in die Freiheit, ein bunter Engel stellt sich dem Grau des Krieges entgegen. Ganz neu sind zwei schwarze Landkarten von Syrien und Deutschland, in denen Hände den Blick auf ein farbenfrohes unbefangenes Leben freigeben. „Dieses Bild ist für die Ausstellung entstanden“, berichtet Marina Conradi, die die Schau mitinitiiert hat. Für Bürgermeister Thomas Barz zeigt die Ausstellung die Hoffnung eines jungen Mannes auf Frieden und auf Selbstverwirklichung. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Frieden leben und Ihre Lieben wieder in die Arme schließen können.“ Die Ausstellung ist in den kommenden drei Wochen im Rathaus zu sehen und geht danach in die Stadt- und Kreisbibliothek. Danach hat bereits der Wohnpark „Zur Heide“ in Lostau Interesse angemeldet.

Begonnen hatte die Interkulturelle Woche in Genthin mit einem Kammerkonzert im Kreishaus. Der Pianist Giorgos Karagiannis und die Violinistin Elisa van Beek spielten Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Claude Debussy und César Franck. Besonders Letztere sei sehr schön, aber schwer zu spielen, erläuterte van Beek. Die beiden jungen Musiker studieren derzeit in Hannover und präsentierten Auszüge ihres Prüfungsprogrammes. Ihrer Darbietung hätte man mehr Zuhörer gewünscht, nur wenige Plätze waren besetzt. Das schmälerte die Spielfreude der beiden Musiker allerdings überhaupt nicht. „Es ist egal, ob acht oder 800 Besucher da sind, die Energie des Publikums ist dieselbe“, meinte Giorgos Karagiannis, dem der Saal des Kreishauses gut gefiel, als er ein Konzert seines früheren Lehrers Lambis Vassiliadis in Genthin besuchte.

Die Musik sei eine gute Möglichkeit, sprachliche Grenzen zu überwinden und einen Zugang zum Herzen seiner Mitmenschen zu erhalten, hatte er zu Beginn des Konzertes gesagt. Marina Conradi hatte hinzugefügt: „Wir sollten uns daran erinnern, dass wir alle eine Heimat haben und das ist die Welt.“ Eine weitere Veranstaltung würdigte das ehrenamtliche Engagement der Bürger in Genthin und Brettin bei den Bemühungen um Integration der Flüchtlinge. „Ich möchte mich heute ganz einfach bei Ihnen bedanken, dafür, dass Sie nicht auf Zeit und Geld schauen und für andere da sind“, sagte Thomas Barz vor Ehrenamtlern im Lindenhof. Einige von ihnen hatten relativ frühzeitig Deutschkurse für die in Genthin untergebrachten Flüchtlinge aus Syrien organisiert.

Ähnliches wurde seit dem vergangenen Jahr auch in Brettin aufgebaut, wo vorwiegend Menschen aus Afghanistan untergebracht sind. Die Ehrenamtler erhielten ein kleines Geschenk und nutzten die Möglichkeit zum Kennenlernen und zum Austausch über ihre Arbeit. Besonders gelobt wurde auch das Engagement der Genthiner Stadt- und Kreisbibliothek. „Dort bekommt man Lernmaterialien für die Deutschkurse und es gibt auch Literatur in arabischer Sprache.“ Die Ehrenamtlichen unterrichten nicht nur, sondern begleiten die Flüchtlinge auch im Alltag und bei Kontakten mit Behörden.