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Kindeswohl Alle, die sich in Genthin um Hilfen für Schwangere, junge Familien und um das Kindeswohl sorgen, sehen wegen Corona großen Nachholbedarf

Auch in Genthin gibt es viele Stellen und Personen, die sich um frühe Hilfen für junge Familien und um das Kindeswohl sorgen. Ihr wichtigstes Instrument, der persönliche Kontakt, lag wegen der Corona-Beschränkungen vielfach brach und muss nun wieder neu aktiviert werden.

Von Susanne Christmann 02.07.2021, 14:39

Genthin - Die Vielzahl von Stellen und Personen, die sich auch in Genthin um möglichst frühe Hilfen für Schwangere, junge Familien und um Kindeswohl und Kinderschutz kümmern, überrascht auf den ersten Blick dann doch. Ob speziell geschulte Betreuerinnen in der Kita, Jugendamt, Erziehungs- und Familienberatungsstelle des CjD, Schwangerschaftsberatungsstelle beim Diakonischen Werk, die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, ambulante Familienhelfer oder auch die Heilpraktikerin, die Babymassagekurse anbietet - sie alle fühlen sich mit ihrer Arbeit dem Kindeswohl verpflichtet und sind zum Netzwerktreffen gekommen.

Dabei, so Katrin Jassmann, Koordinatorin der Netzwerkstelle „Frühe Hilfen -Kinderschutz“ Jerichower Land, konnten meist aus zeitlichen Gründen einige der Angefragten, zum Beispiel Kinderärzte, zum Netzwerktreffen ins Thomas-Morus-Haus gar nicht kommen. Ein Netzwerk, das mit den Corona-Lockerungen noch wichtiger geworden ist. Denn eines der wichtigsten Instrumente, die Herstellung eines persönlichen Kontaktes zu jenen, die Hilfe und Unterstützung bräuchten, habe eineinhalb Jahre brach gelegen.

Persönlicher Kontakt durch nichts zu ersetzen

Selbst für die Erzieherinnen in den Kindertagesstätten sei der Kontakt zu den Eltern oft wegen Corona auf ein notwendiges Minimum beschränkt gewesen. Da sähe man manchmal die Notwendigkeit von Hilfen erst, wenn ein Kind auffällig werde. Genau dieses (zu) späte Erkennen sollen die verschiedensten Angebote verhindern. Weshalb nun viel Arbeit auf alle zukomme. Die persönlichen Kontakte zu den Familien müssten nun mehr oder weniger neu wieder aufgebaut werden. Eine Telefonnummer weiterreichen und sagen „Ruf mal hier an“, das funktioniere in der Regel bei hilfebedürftigen Schwangeren und jungen Familien nicht. Auf diese sollte die jeweilige Stelle aktiv zugehen und sie dann gegebenenfalls bei den weiteren Schritten an die Hand nehmen. Um zu wissen, bei welchem Unterstützungsangebot die Familien am besten aufgehoben sind, sind solche Netzwerktreffen, bei denen man sich persönlich in die Augen schauen kann, deshalb ein wichtiges Instrument.

Wer weiß schon, dass es sozialpädagogisch ausgebildete Familienhebammen gibt, die mehr leisten als „nur“ die Begleitung der Schwangeren? Katrin Jassmann kann diese - im Landkreis Jerichower Land sind es vier - bei Unterstützungsbedarf vermitteln. Die Netzwerkkoordinatorin weiß aber auch, dass der Landkreis in puncto Hebammen „unterversorgt“ ist. Bis zu einem gewissen Grad versuche das Netzwerk, die Auswirkungen dieser Unterversorgung abzufangen.

Spezielle Angebote für junge Väter?

Ob Babytreff im Haus der Diakonie, Eltern-Kind-Treff oder ein geplanter Schwangerentreff - der persönliche Kontakt mit Gleichgesinnten wird von vielen gewünscht. Es gebe einen großen Bedarf, so dass zum Teil schon Wartelisten existierten. Was es noch nicht so gebe, seien Angebote, die sich explizit an junge Väter richten. Wichtig zu sagen ist den Mitarbeiterinnen in den Beratungsstellen beim CjD (Erziehungs- und Familienberatung) und der Diakonie (Schwangerschaftsberatungsstelle): die Beratungen sind vertraulich, es werde wertschätzend beraten und - nicht ganz unwichtig - kostenfrei.

Werdende Eltern, junge Familien und Fachkräfte mit Schnittstellen zu „Frühe Hilfen und/oder Kinderschutz“ können sich als Erstkontakt auch an die Netzwerkkoordinatorin selbst wenden. Katrin Jassmann informiert, berät und unterstützt unter anderem selbst auch Schwangere und Eltern in schwierigen Lebenssituationen, wenn sich Eltern Sorgen um ihre Kinder und ihre Familie machen, wenn (werdende) Eltern Angebote der Frühen Hilfen in Anspruch nehmen möchten und wenn sie helfen kann, Kontakt zu geeigneten Hilfs- und Unterstützungsangeboten für junge Eltern herzustellen.

Netzwerkkoordiantorin berät auch selbst

Der Landkreis hat die Netzwerkstelle „Frühe Hilfen -Kinderschutz“ Jerichower Land im Jahr 2013 eingerichtet. Diese wird in Parität der beiden freien Kinder-und Jugendhilfeträger Cornelius-Werk Diakonische Hilfen gGmbH und Jugendwerk Rolandmühle gGmbH geführt. Die Netzwerkstelle ist für die Pflege und die Weiterentwicklung eines multiprofessionellen Netzwerkes regionaler und überregionaler Akteure zur Kooperation in den Frühen Hilfen und im Kinderschutz verantwortlich.

Kontakt: Katrin Jassmann, Netzwerkkoordinatorin, Burg, Breiter Weg 28, Tel. 03921 4837-238. Besuchszeit in der Netzwerkstelle: montags von 14 bis 16 Uhr sowie nach Terminvereinbarung.