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Altenklitsche Schilder Marke Eigenbau gegen Raser

Weil sie ihre spielenden Kinder schützen wollen, haben Eltern an der Ortszufahrt Altenklitsche selbst gebaute Schilder aufgestellt.

Von Thomas Skiba 18.07.2020, 23:01

Altenklitsche l Seit kurzem stehen Schilder an der Ortszufahrt Altenklitsche aus Richtung Neuenklitsche mit der Aufschrift: „Achtung! Spielende Kinder“.

Die Schilder sind selbstgebaut und schwingen nach, wenn ein Pkw oder Traktor an ihnen vorüber fährt. „Mit den selbst erstellten Schilder appellieren wir an die Kraftfahrer, doch bitte langsamer zu fahren“, sagen Horst und Heidi Kruse, die wie auch Isabelle Ullenboom direkt an der Zufahrt ihre Häuser haben. „Wir wollen, dass unsere Kinder und Enkel hier sicher spielen und über die Straße wechseln können“, so die drei.

Dabei weisen sie darauf hin, dass Kinder im Toben nicht immer nach links oder rechts gucken, „dafür sind es nun mal Kinder und wir sind hier auf dem Dorf“. Der Straßenverkehr habe hier zwar bei weitem nicht die Intensität wie etwa in Brettin oder Jerichow, doch folgt man dem Ortsbürgermeister Andreas Horn, dann reicht ein Auto aus, das am Tag dort vorbeikommt, „und dann ist das Unglück passiert“. Stadträtin Birgit Albrecht (AfD) nahm sich des Sachverhalts zur Geschwindigkeitsbegrenzung für die Ortszufahrten Alten- und Neuenklitsche in der letzten Sitzung des Stadtrates ebenfalls an und wollte wissen, wann denn endlich eine Tempo-30-Zone eingerichtet werde.

Die Antwort darauf befriedigte weder sie noch Ortschef Horn. Beide bedauern, dass die betroffenen Menschen mittlerweile zur Selbsthilfe greifen müssen, in dem sie Schilder im Eigenbau aufstellen, um so bei den Autofahrern wenigstens ein bisschen auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Die Anwohner fühlen sich durch die Verwaltung im Stich gelassen und von den Menschen in der Ortsmitte von Altenklitsche nicht verstanden.

„Morgens donnern aus dem Ort Pkw hier durch“, spricht Heidi Kruse über das Erlebte und sprach diejenigen auch an. „Die haben selbst Kinder und müssten das doch verstehen – scheinbar wohl nicht.“ Gegenseitige Rücksichtnahme und etwas Problembewusstsein könne sie von jedem erwarten, so Kruse und Ullenboom und hoffen, dass weitere Gespräche zur Einsicht führen, „dass man langsamer auch ans Ziel kommt“.

Was die Kruses und Ullenbooms immer wieder erschreckt, ist, wenn die riesigen Traktoren vorbeifahren. Zum einen wirken die Landmaschinen durch ihre schiere Wuchtigkeit selbst bei Einhaltung der erlaubten 50 Kilometer pro Stunde angsteinflößend und zum anderen, so Kruse, gebe es doch jede Menge landwirtschaftliche Wege. „Warum werden die dann nicht durch die Bauern genutzt?“ Auch Birgit Albrecht gehe es neben Pkw-Verkehr auch um die landwirtschaftlichen Maschinen. Sie verstehe, dass sie zu ihren Äckern fahren müssen, „aber mit angemessener Geschwindigkeit“.

Die Polizei habe in Alten- wie Neuenklitsche Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt, informiert Hauptwachtmeister Lutz Pelzer, der zuständige Regionalbereichsbeamte. „Das hat keine Auffälligkeiten ergeben.“ Er spricht sich dennoch für eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometer pro Stunde in den Ortschaften abseits der Bundesstraßen aus. Dann wüssten alle Verkehrsteilnehmer, „hier heißt, es langsam zu fahren und damit sei den Menschen in den Ortschaften am besten gedient“.

Als Beispiel lasse sich hier die Ortschaft Zabakuck anführen, in der schon seit längerem Tempo 30 gilt. Viele Zufahrten stoßen gerade in die Orte und bieten sich dazu an, den Fuß nicht vom Gaspedal zu nehmen, der Ärger der Anwohner sei damit verständlich, so Bürgerpolizist Pelzer.

Auch in Neuenklitsche würden die Pkws gefühlt mit überhöhter Geschwindigkeit in den Ort rauschen, sagt Mandatsträgerin Albrecht, die ebenfalls eine durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung befürwortet.

Bis es jedoch soweit ist, stellen Männer und Frauen um Ortschef Andreas Horn Schilder auf und weisen für jeden sichtbar hin: „Hier spielen Kinder! Fahren Sie langsam!“