Denkmal Anwohner verärgert: Historisches Bürgerhaus in Genthin verfällt
Ein historisches Gebäude in der Friedenstraße ist seit Jahren in einem schlechten Zustand. Dabei gehört es zu den prägenden Bürgerhäusern der Genthiner Stadtgeschichte.

Genthin - „Es ist ein bedauerlicher Anblick“, sagt ein Anwohner der Friedenstraße. Seit Jahren verfalle das Gebäude mit der Hausnummer zwei immer mehr. „Und nicht nur das, auch der Gehweg ist seit Jahren gesperrt“, ärgert sich ein anderer Bewohner.
Den Verfall des Gebäudes zu beenden und den Gehweg wieder nutzbar zu machen, dafür hat sich unter anderem Cord-Jürgen Jehle, Anwohner der angrenzenden Dürerstraße, eingesetzt. „Ich habe mich immer wieder an die Stadt gewendet und auf den schlechten Zustand des Gebäudes hingewiesen, aber leider hat sich gar nichts getan.“ Jehle, Experte für Systemhausbau und Architektur ärgert sich darüber, dass eine Versteigerung im Herbst 2022 nicht zustande kam, da die Genthiner Verwaltung ein Veto eingelegt hatte.
Der Genthiner Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) hatte erklärt, dass der Verwaltung wichtige Tatsachen bekannt seien, welche gegen eine Zuschlagserteilung an den Ersteher standen. Allerdings habe er öffentlich keine weiteren Angaben zu dieser Angelegenheit machen wollen.
Schlechter Zustand des Hauses ist Verwaltungen bekannt
Günther führte nur aus: „Der schlechte bauliche Zustand des Gebäudes ist bekannt.“ Die Handlungsbefugnis dazu liege bei der Bauaufsicht im Landkreis Jerichower Land. „Der Landkreis ist auch über den Zustand des Gebäudes informiert worden. Sicherungsmaßnahmen für das Gebäude sind daher ebenfalls durch den Landkreis zu bestimmen.“
Auch Cord-Jürgen Jehle hatte diesen Hinweis auf die Zuständigkeit des Landkreises erhalten. Zudem habe der Bürgermeister in der Antwort auf eines seiner Schreiben auf die Verpflichtung des Eigentümers hingewiesen, den Gehweg zu reinigen. „Das war aber keine Antwort auf meine Anfrage“, sagt er.
Der Landkreis hatte auf Volksstimme-Nachfrage darauf verwiesen, dass die Absperrung erst beseitigt werden könne, wenn das Gebäude so gesichert ist, dass zum einen nichts mehr auf den Gehweg fallen kann und zum anderen der Nachweis erbracht wurde, dass die Standsicherheit des Gebäudes gewährleistet ist.
Im vergangenen Jahr hatte der Kreis auch ein Eingreifen ins Spiel gebracht, dies ist wohl auch aufgrund der zahlreichen Versteigerungstermine ausgeblieben.
Gebäude ist Teil einer Denkmalliste

Allerdings hat der Landkreis das Gebäude nicht vergessen. Im Frühjahr 2023 wurde ein neues Kreisentwicklungskonzept veröffentlicht, in dem die Häuserzeile in der friedens- und Dürerstraße als Denkmalbereich ausgewiesen wird. Ob dies aber dem Erhalt des Gebäudes zugutekommt, ist fraglich.
Bewohnt ist der stattliche Mehrgeschosser, der noch vor dem Jahr 1900 von Baumeister Friedrich Schnabel errichtet wurde, schon lange nicht mehr. In den vergangenen Jahren war es sich selbst überlassen, dabei ist das Haus nicht nur aufgrund seiner mehr als 500 Quadratmeter Größe ein stattliches Gebäude, es ist auch eines mit Geschichte. Denn noch vor 20 Jahren befand sich dort die Bäckerei von Jürgen Zelmanski.
Über 100 Jahre hatte das Bäckerhandwerk in der jetzigen Friedenstraße 2 seinen festen Platz. Bereits 1906 wird es im Genthiner Adressbuch unter dem Namen Bäckermeister Bergner erwähnt. Letztlich war es das Elternhaus von Jürgen Zelmanski. Von Vater Walter hatte er 1968 die Bäckerei übernommen. Jürgen Zelmanski führte mit seiner Frau den Betrieb bis zum Jahre 2004. Er war einer der Letzten seiner Zunft, die direkt vor Ort in Genthin gebacken haben.
Bereits in der Amtszeit des heutigen Beigeordneten der Stadt Brandenburg, Thomas Barz (CDU), als Genthiner Bürgermeister gab es das Problem mit dem maroden Haus. Mehrfach hatte sich die Stadt an den damaligen Eigentümer aus Zeuthen gewendet und die Sicherung des Gebäudes angemahnt. Allerdings hatte dieser keinerlei Arbeiten vornehmen lassen. Einzig wurde aus Sicherheitsgründen ein Balkon abgebaut. Lange zeit hatte vor dem Gebäude ein Baugerüst gestanden, als dieses abgebaut wurde, ist der Gehweg gesperrt worden.
Landtagsabgeordneter erhält keine Antwort
Unter anderem mit Blick auf diese Sperrung hatte im vergangenen Jahr ein weiterer Anwohner den Landtagsabgeordneten Thomas Staudt (CDU) eingeschaltet, der sich vor Ort vom schlechten Zustand des Gebäudes überzeugte und versprochen hatte, tätig zu werden.
„Das haben wir auch getan“, heißt es aktuell aus dem Landtagsbüro des Abgeordneten. Aber leider seien die Kontaktaufnahmen zur Stadt und dem Landkreis bislang nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Staudt habe aber das Gebäude nicht vergessen und werde den schlechten Zustand weiterhin ansprechen.