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Arbeitsschutz Maske tragen? Aber immer!

Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes empfinden einige als Last. Was sagen Menschen dazu, die beruflich stets eine Maske tragen müssen?

Von Susanne Christmann 12.01.2021, 06:00

Genthin/Burg l Eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, ist für viele nervig. Da beschlägt die Brille, kommen die Ohrgummis den Brillenbügeln in die Quere, drücken die Befestigungsbänder, rutscht die Maske nach oben oder nach unten, läuft die Nase und man kommt mit dem Taschentuch nicht schnell genug heran und manche haben auch das Gefühl, unter der Maske nicht genug Luft zu bekommen.

Was aber sagen jene dazu, die schon von Berufs wegen eine Maske tragen (müssen)? Ob Zahnärzte, OP-Schwestern und -Pfleger, Feuerwehrleute, Lackierer, Zahntechniker, Fußpflegerinnen und -pfleger, Laborantinnen und Laboranten, Anästhesisten, Chirurgen im OP oder Bestatter, Imker, Eishockeytorwarte oder auch Kriminaltechniker, die an einem Tatort die Spuren sichern – die Maske im Gesicht gehört in diesen Berufen zur Berufskleidung dazu. Immer. Jeden Tag. Nicht nur in besonderen Pandemie-Zeiten.

„Wir üben einen Handwerksberuf aus“, erklärt Zahntechnikermeisterin Antje Woska, Geschäftsführerin von Dental-Technik Genthin, in einem Gespräch mit der Volksstimme. „Das heißt, wir arbeiten auch, wie zum Beispiel beim Schleifen, mit rotierenden Systemen. Dabei fallen Späne an und Feinstäube, manchmal werden auch Dämpfe freigesetzt.“ Das alles soll keiner der Zahntechnikerinnen und Zahntechniker über einen langen Arbeitstag hinweg einatmen müssen, deshalb ist die Maske bei solchen Arbeiten ein selbstverständliches Muss. „Auch wenn wir mit Quarzsanden arbeiten oder Gips anrühren ist Masketragen angesagt“, so Antje Woska. Jetzt in Corona-Zeiten „tragen wir alle unsere Masken halt nur länger als sonst üblich“. Das sei keine große Umstellung gewesen und eben einfach nötig, um sich auch gegenseitig im Labor bei der Arbeit vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen.

Dass Masketragen im Beruf wesentlich dabei hilft, gesund zu bleiben, dafür ist Hartmut Tetzlaff vom Autoservice Schöneberg in Wiechenberg das beste Beispiel. Seit nunmehr 40 Jahren ist er mit dem Lackieren von Auto-Karosserie-Teilen beschäftigt. Er kennt Zeiten, als beim Lackieren noch Masken getragen werden mussten, die das komplette Gesicht umschlossen. Damit sei man sehr schnell auch körperlich erschöpft gewesen. Heute tragen die modernen Kabinen, in denen die Teile lackiert werden, mit ihren Absaugsystemen dazu bei, dass die Belastungen beim Lackieren minimiert werden. Trotzdem wird hier immer noch Maske getragen, aber eine ganz spezielle, die nicht mehr das komplette Gesicht umschließt und die einen Aktivkohlefilter enthält. Dieser werde jeden Tag gewechselt, so Fahrzeuglackierer Matthias Schulze. „Wir atmen beim Lackieren damit immer noch gegen einen spürbaren Widerstand an“.

Weshalb auch keiner die kompletten Stunden eines Arbeitstages eine solche Maske vor Mund und Nase habe. Aber es sei eben enorm wichtig, dass keine Lack- und Farbpartikel sowie Dämpfe eingeatmet werden, auch wenn viele Lacke heute auf Wasserbasis hergestellt würden.

Sogenannte FFP-2-Masken, die bis zu 95 Prozent aller Partikel aus der Luft filtern und so Schutz vor festen und flüssigen Stäuben, Rauch und Aerosolen bieten und das Ansteckungsrisiko für den Träger sowie für andere minimieren, kennen die Lackierer ebenfalls bestens. Denn solche Masken, bei denen auch ein Widerstand das Einatmen erschwert, tragen sie, wenn von den Karosserie-Teilen etwas abgeschliffen werden muss. Matthias Schulze, der auch freiwilliger Feuerwehrmann ist, weiß zudem, wann Masketragen auf der einen Seite überlebenswichtig und auf der anderen nicht länger als 30 Minuten am Stück möglich ist.

Michael Voth und Dirk Röber von der Freiwilligen Feuerwehr Genthins, die zum verabredeten Gesprächs- und Fototermin gerade von einem Einsatz zurückkehren, erklären, was das bedeutet. Immer dann, wenn die Gefahr besteht, dass die Feuerwehrleute, die den Brand löschen wollen, giftigem Rauch ausgesetzt sein werden, übernehmen nur die sogenannten Atemschutzträger diese unmittelbare Löschaufgabe. Von den etwa 30 Genthiner Kameraden sind das derzeit 12. Alle drei Jahre unterziehen diese sich einer gründlichen arbeitsmedizinischen Untersuchung mit Belastungs-EKG, Seh- und Lungenfunktionstest.

Denn nur, wer topfit ist, hält der Belastung der Löschaufgabe unter umluftunabhängigem Atemschutz stand. Etwa 30 Minuten reicht die Luft, die der Feuerwehrmann dabei ähnlich wie ein Taucher oder Höhenbergsteiger in einem Pressluftbehälter auf dem Rücken trägt. Zusammen mit den anderen Ausrüstungsgegenständen macht das immerhin 30 Kilogramm aus.

Auch derjenige, der bei einem Einsatz den Atemschutz überwacht, so meinen Voth und Röber, trage eine ziemlich hohe Verantwortung. Denn der Einsatz unter Atemschutz zählt zu den gefährlichsten Aufgaben bei einem Feuerwehreinsatz. Im Blick muss der Überwacher dabei stets die Zeit des Einsatzbeginns, die Zeit beim Erreichen des Zielorts, die Aufenthaltsorte sowie den in den jeweiligen Geräten verbleibenden Druck behalten. Auch, weil dies alles genau protokolliert werden müsse.

Genauso wichtig, erklärt Dirk Röber, ist aber auch die Wartung, Säuberung und regelmäßige Überprüfung der Atemschutzausrüstung ein mal im Monat. Dafür stehen im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Burg spezielle Prüftechnik und eine Industrie-Waschmaschine bereit – Geräte, für die unter Umständen schon einmal Preise von 10 000 bis 15  000 Euro aufgerufen werden könnten.

Beim brennenden Altkleidercontainer am Montagnachmittag in der Altenplathower Hasenholztrift, bei der die Genthiner Freiwillige Feuerwehr mit acht Kameraden und drei Fahrzeugen im Einsatz war, musste aber kein Feuerwehrmann unter Atemschutz agieren. Der rauchende Container wurde mit genügend Abstand mittels Strahl aus dem Schlauch gelöscht.

Für Martina Kraus ist das Masketragen seit ihrer Ausbildung so normal wie sich im Auto anzuschnallen. Seit 1981 steht die leitende Schwester im Operations-Saal der heutigen Helios-Klinik Jerichower Land in Burg. In erster Linie „tragen wir die typischen OP-Masken, um die Patienten zu schützen“. So oft es gehe, würden diese Masken gewechselt.

Das Atmen, so Martina Kraus, werde durch eine solche Maske nicht erschwert, denn seitlich lägen diese nicht eng am Gesicht an, so dass dort genügend Luft raus- und reinkomme. Martina Kraus kennt noch Zeiten, in denen es im OP-Saal keine Klima- und Absauganlagen gegeben hat. Im Sommer bei 35 Grad Celsius sei das Arbeiten dort dann tatsächlich belastend gewesen. Dass mit der Corona-Pandemie dazugekommen sei, dass nun in allen Klinikbereichen eine Maske getragen wird, sei dagegen nicht der Rede wert. Aber auch OP-Schwestern und –Pfleger sind angehalten, die schon genannten FFP-2-Masken aufzusetzen – wenn bestimmte Infektionskrankheiten der Patienten das nötig machen. Dann gehe es auch um den Schutz des Personals, das das etwas erschwerte Atmen unter dieser Maske dafür in Kauf nehme.