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Digitale Welt Smartphone erobert Kinderzimmer

Nutzen und Gefahren des kindlichen Medienkonsums erörte eine Runde der Genthiner Grundschule Stadtmitte.

Von Mike Fleske 30.11.2018, 00:01

Genthin l Die digitalen Medien durchdringen die Gesellschaft und machen auch nicht Halt vor den Grundschulen. Fast die Hälfte der 6 bis 12-Jährigen nutzt Smartphones. Sinnvoll oder Unsinn? Das konnte Medienschutzreferentin Jacqueline Hain von der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz in Magdeburg nicht generell beantworten.

„Es gibt kein Patentrezept für die Mediennutzung von Kindern“, machte sie in der Aula des Bismarck-Gymnasiums deutlich. Dorthin hatte auf Anregung von Eltern, Schulsozialarbeiterin Sophie Kelm von der Grundschule Stadtmitte zu einem besonderen Elternabend eingeladen. Dieser sollte Anregung geben, sich mit dem Medienkonsum der Grundschüler auseinanderzusetzen. Teilnehmer waren neben Eltern und Lehrern der Grundschule auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums verschiedener Jahrgangsstufen.

„Wie lange sollen meine Kinder das Smartphone nutzen, was ist zu viel?“, wollte eine Mutter wissen. Man könne keine Nutzungszeiten vorgeben, meinte die Expertin. „Man muss immer sehen, ob die Kinder noch andere Aktivitäten außer der Mediennutzung verfolgen. Gehen sie raus, treffen sie sich mit Schulfreunden, kümmern sie sich um die Schule?“ Es sei nicht unbedingt ein Anzeichen von übermäßigem Medienkonsum, wenn Kinder das Smartphone häufig nutzen. Dieses ersetze heute Uhr, MP3-Player, Wecker, Notizblock, DVD-Player und Zeitungen, rief die Expertin in Erinnerung.

Jacqueline Hain berichtete, dass die heutigen Viertklässler schon ganz selbstverständlich mit sozialen Netzwerken umgingen. Bei „WhatsApp“ gäbe es Klassenchats, bei „Youtube“ werden Musik- und Infoclips abgerufen. Auf „Instagram“ oder „Snapchat“ werden Fotos ausgetauscht. Das kann sinnvoll oder lustig sein, berge aber auch Gefahren. Etwa im Hinblick auf die Verletzung von Persönlichkeits- oder Urheberrechte, etwa bei hochgeladenen Fotos.

Kinder könnten etwa Werbung nicht immer erkennen, auch sogenannte „Fake News“ erkennen sie nicht. So ist auch zu erklären, dass ein Kettenbrief einer Gruselfigur namens „Momo“ zu Jahresbeginn Kinder in Schrecken versetzte. „Eltern, Kinder und Schule müssen hier zusammenarbeiten, damit Kinder Ansprechpartner haben, wenn sie mit solchen Inhalten konfrontiert werden“, fand etwa Sophie Kelm.

Auch die Konfrontation mit jugendgefährdenden Inhalten wie Pornografie oder Gewalt sei ein Problem. „Wir lassen unsere Kinder auf Dinge los, deren Dimension zu groß für sie sind“, warnte etwa Volker Schütte, Schulleiter des Gymnasiums und warb für ein kontrolliertes Hinschauen auf die Aktivitäten der Kinder im Internet.

„Hier müssen Eltern schauen, was ihre Kinder im Internet machen“, so die Expertin. Dabei sei es sinnvoll, den Zugriff auf Internetseiten zu sperren und nur altersgerecht zuzulassen. Ein Phänomen sei das sogenannte Cyber-Mobbing. Also Beleidigungen, Drohungen Bloßstellungen im Internet.

Oft werde dies von Mitschülern initiiert. Durch die Klassenstufen hindurch, kannten die Schüler Fälle. „Wir haben uns bereits mit solchen Dingen auseinandergesetzt, da es auch Mitschüler betroffen hat“, hieß es seitens der Schülersprecher des Gymnasiums. Wie dramatisch die Folgen solcher Online-Beleidigungen sein können, schilderte die Expertin an einem Beispiel. Eine Schülerin musste mehrfach die Schule wechseln, weil sie immer wieder mit herabwürdigenden Fotos gedemütigt wurde.

Durchaus gäbe es die Möglichkeit strafrechtlicher Konsequenzen solcher Angriffe. So sei es möglich, Beleidigungen, üble Nachrede oder Bedrohungen anzuzeigen. „Für Klassenchats lassen sich Regularien mit Sanktionen gegen Mobber aufstellen“, erläuterte Hain.

Letztlich sei es wichtig, das Eltern und Schule Werte und Normen vermittelten, wie mit denen digitalen Medien umgegangen werden sollte, das gelte für die Nutzungsdauer wie auch beim Verhalten in Foren und sozialen Netzwerken. Auch sei wichtig, dass die Rechte der Kinder etwa beim Hochladen von Fotos beachtet werden. Mehr Informationen finden Sie hier.