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Von 42 Paaren heirateten vergangenes Jahr 31 im Kloster / Im Rathaus jetzt neues Trauzimmer Ein besonderer Ort, um eine neue Etappe im Leben zu beginnen: Kloster Jerichow

Von Sigrun Tausche 19.01.2013, 02:21

Die Prognose von Anja Schünicke ist eingetreten: 2012 haben deutlich mehr Paare im Kloster Jerichow geheiratet als im Jahr zuvor. Die Standesbeamtin war so zuversichtlich, weil nach Abschluss der Bauarbeiten das schön gestaltete Umfeld ein zusätzlicher Anreiz auch für Auswärtige ist.

Jerichow l Insgesamt haben 2012 in Jerichow 42 Eheschließungen stattgefunden, davon 31 im Kloster, zehn im Rathaus und eine ganz spontan im Büro, berichtet Anja Schünicke. Auch so etwas ist heute möglich, wenn es jemand gar nicht mehr abwarten kann: "Das Paar hatte zunächst gar nicht vor, an diesem Tag zu heiraten, sondern die Beiden haben sich im Laufe des Anmeldegespräches ganz spontan entschieden, es sofort zu tun", erzählt die Leiterin des Standesamts von diesem nicht gerade alltäglichen Erlebnis. "Das war zwar nur eine sehr, sehr kleine Eheschließung, aber sie war trotzdem schön. Das Paar war danach glücklich und ich natürlich auch."

Braut aus Kambodscha: Glück nach bürokratische Hürden

Noch einige andere besondere Eheschließungen hat Anja Schünicke im vergangenen Jahr wieder erleben dürfen. Eine Hochzeit an dem besonderen Datum "12.12.12" gehörte dazu. "Somit haben im Standesamt Jerichow vom 04.04.04 bis 12.12.12 jedes Jahr an diesen besonderen Tagen jeweils ein bis drei Eheschließungen stattgefunden", blickt sie zurück.

Auch eine Eheschließung mit Ausländerbeteiligung gab es wieder. Die Braut war eine Kambodschanerin.

"Das Verfahren, bis die Beiden endlich heiraten durften, war sehr aufwendig und langwierig und hat, denke ich, die Brautleute auch so einige Nerven gekostet!" Zum ersten Mal im Standesamt vorgesprochen hatte der angehende Bräutigam bereits Ende 2010, geheiratet werden konnte dann endlich im Juli 2012, berichtet Anja Schünicke. "Sie haben mit viel Geduld alle bürokratischen Hürden gemeistert und waren am Tag ihrer Eheschließung verdientermaßen überglücklich."

Sehr aufregend aus ganz anderen Gründen war die Hochzeit einer Kollegin und eines Kollegen aus dem Jerichower Rathaus. "Es war eine sehr schöne Eheschließung, zumal sie unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit stattgefunden hat. Sie wird uns dreien deshalb immer in Erinnerung bleiben."

Vom Jungesellenabschied zum eleganten Paar bei der Trauung

Heraus kam das "Geheimnis hinterher aber doch, "und letztendlich haben sich alle Kollegen für die beiden gefreut und natürlich auch gratuliert."

Manchmal erlebt Anja Schünicke "ihre" Brautpaare auch noch ganz anders: "Ein Paar habe ich beim Junggesellen- beziehungsweise Jungesellinnenabschied auf dem Klostergartenfest getroffen. Beide waren von ihren Freunden lustig hergerichtet worden. Dem angehenden Bräutigam, ausgestattet mit Zylinder und Bauchladen, habe ich dann auch etwas abgekauft. Irgendwie war das eine sehr lustige Situation. Wir meinten dann zum Schluss noch zueinander, dass wir ja uns in einer Woche wiedersehen." Und so war es dann auch. Diesmal waren beide aber totschick gekleidet und kamen mit einer Kutsche vorgefahren.

Immer wieder tief beeindruckt ist die Standesbeamtin von den Hochzeitsfeierlichkeiten im Kloster. "Die Klosteranlage hat ein ganz besonderes Flair, finde ich. Wenn die Musik beginnt und das Paar das Sommerrefektorium betritt, ist Gänsehaut garantiert." Ganz besonders sei das der Fall, wenn Livemusik gespielt wird. Dieser Trend habe im vergangenen Jahr stark zugenommen.

Dass sich nach Fertigstellung der schönen Außenanlagen so viele Paare für das Kloster als Ort der Trauung entschieden haben, freut Anja Schünicke sehr. Im Jahr 2011 waren es 24, jetzt 31, und insgesamt im Vorjahr 33 Paare, jetzt 42.

Für zwei kleine Eheschließungen, die eigentlich im Rathaus stattfinden sollten, durfte ebenfalls das Sommerrefektorium genutzt werden, denn aufgrund der Umbauarbeiten im Rathaus gab es dort Ende August bis Ende September keinen Trauraum. "Die Stiftung Kloster Jerichow hat uns in dieser Zeit ganz unbürokratisch und problemlos unterstützt", bedankt sich Anja Schünicke.

Neues Trauzimmer im Rathaus am Nikolaustag eingeweiht

Nun gibt es im Rathaus ein ganz neues, schönes Trauzimmer. Es befindet sich nicht mehr vorn fast direkt an der Bundesstraße, sondern ganz links am Ende des Gebäudes, wo die Grünanlagen vor der Schule anschließen. Die Mitarbeiterinnen, insbesondere Anja Schünicke und ihre Kollegin Annegret Hupka, haben natürlich ein Wörtchen mitgeredet bei der Gestaltung und sind ganz glücklich mit dem Ergebnis.

Eingeweiht wurde der neue Trauraum schon: Die erste Eheschließung hat hier bereits am Nikolaustag, dem 6. Dezember 2012, stattgefunden, die letzte im alten Trauzimmer war am 14. August.

"Ich freue mich schon wieder auf die Eheschließungen, die dieses Jahr kommen werden", blickt Anja Schünicke nun zuversichtlich nach vorn. Bis jetzt gebe 21 Voranmeldungen, davon 17 für das Kloster. "Es sind aber noch ausreichend freie Termine vorhanden", meint sie scherzhaft und fügt an: "Wir würden uns freuen, wenn wieder viele Paare den Weg nach Jerichow finden, um bei uns zu heiraten."