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Engagiert Neuland für den ländlichen Raum

Für sein Engagement im ländlichen Raum wurde der gebürtige Genthiner Frank Jansky von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gewürdigt.

Von Mike Fleske 30.01.2019, 07:00

Genthin l „Das Land hat Zukunft“, sagte der Bundespräsident im Rahmen des Zukunftsforums Ländliche Entwicklung, bei dem er das ehrenamtliche Engagement im ländlichen Raum lobte. Er sagte aber auch: Ehrenamtliches Engagement darf keine Entschuldigung für den Staat sein, sich schleichend aus der Daseinsvorsorge zu verabschieden. Dem Staat dürfen seine Bürger nicht weniger wert sein, nur weil sie auf dem Land wohnen.“

Mit Interesse hörte Frank Jansky die Rede. Der gebürtige Genthiner arbeitet als Rechtsanwalt in Güsen und setzt sich im Projekt „Neulandgewinner“ der Robert-Bosch-Stiftung ehrenamtlich für den ländlichen Raum ein. Als einer von 30 solcher Neulandgewinner aus ganz Mitteldeutschland wurde er vor dem Zukunftsforum vom Bundespräsidenten empfangen. „Er hat sich sehr für die Initiativen im ländlichen Raum interessiert und war ein kompetenter Gesprächspartner“, berichtet Jansky.

Im vergangenen Jahr sei Steinmeier über Land gereist und habe sich vor Ort über Projekte und ehrenamtliches Engagement informiert. „Ich hatte den Eindruck, dass er sehr genau bemerkt hat, wo Chancen geboten werden, aber auch wo Defizite in der Breitband- und Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum bestehen“, sagt Jansky.

Jansky hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder mit der Wirtschaft im ländlichen Raum beschäftigt. 2004 rief er in Genthin etwa die Regionalwährung Urstromtaler ins Leben. In Sachsen-Anhalt konnte nach einiger Zeit in zehn Städten Euro gegen Urstromtaler eingetauscht werden. Auch wenn die Idee der Regionalwährung besonders zu Zeiten der Finanzkrise ihre Anhänger fand und heute die Unterstützung etwas abebbt, hält Jansky solche Projekte für durchaus sinnvoll.

Eine andere Idee entstand durch einen Anstoß in der eigenen Familie. „Mein Sohn hat 2014 aus der Schule Unterlagen für ein Börsenspiel mitgebracht – Ich hielt es für absurd, Kindern beizubringen, wie man durch Spekulieren Geld macht und wollte einen konstruktiven Vorschlag entgegensetzen“, erinnert er sich. „Schüler lernen heute häufig, wie die die Geldströme bei globalen Geldgeschäften fließen, sie lernen aber weniger wie das lokal verdiente Geld in der Region bleibt“, begründet Jansky.

An der Sekundarschule Parey initiierte Jansky vor vier Jahren das Projekt „Schüler machen Geld“ mit dem Namen „WIR“, dabei wurde auch eine Schülerbank gegründet. Die Regionalwährung wie auch das Schulgeld seien Möglichkeiten, die lokale Wirtschaft zu stärken. Mit dem „WIR“-Geld kann in teilnehmenden Geschäften gezahlt werden, die Schüler können es sich verdienen.

Mit der WIR-Währung für neue Ideen im ländlichen Raum wurde Jansky einer der Neulandgewinner der Bosch-Stifung. Andere beschäftigen sich etwa mit der Errichtung von Mehrgenerationenspielplätzen auf dem Dorf, bringen mit einem eigenen Bus Menschen zu Kulturveranstaltungen auf dem Land oder nutzen leerstehende Geschäfte für Kunst- und Kulturangebote.

„Wir fördern seit 2012 engagierte Menschen, die durch ihr Handeln die Lebensqualität in ländlichen Räumen Ostdeutschlands verbessern und den Zusammenhalt stärken“, sagt Sylvia Hirsch. Sie leitet in der Robert-Bosch-Stiftung das Programm „Neulandgewinner“. „Denn es gibt diese Engagierten, die etwas anpacken und Veränderung schaffen, so wie Sie als Neulandgewinner das tun.“ Erfreut ist man bei der Bosch-Stiftung, dass sich der Bundespräsident des Themas angenommen hat und mit den Engagierten ins Gespräch gekommen ist. Man führt die Projekte im ländlichen Raum in eine weitere Phase.

Im Januar 2019 startet das Programm mit der vierten Förderrunde, in der die Stiftung etwa 20 Akteure und ihre Vorhaben mit bis zu 50.000 Euro unterstützt. Inzwischen haben sich aus den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt fast 1500 Menschen beworben und die Stiftung konnte ostdeutsche Bundesländer als Partner gewinnen.

Frank Jansky hat ein weiteres neues Feld „beackert“. Er war einer der bisherigen Neulandgewinner im sogenannten „Denklabor“.

Sie bildeten zu „ihrem“ Thema Teams mit anderen Neulandgewinnern sowie Beratern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Ziel, Erfahrungen zu bündeln und in praktische Bereiche zu überführen. „Sie sehen“, sagt Jansky mit einem Schmunzeln. „Weder Ideen noch Aufgaben gehen mir aus.“