Patiententag in Jerichow Expertenrunde: Wenn der Darm krank ist und was dagegen hilft
Ein Patiententag fand jetzt in Jerichow zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Experten der „Champions League“ referieren und beantworten Fragen.

Jerichow - Einen direkten Draht zu Experten und weit mehr als die sonst allgemeinen Informationen über spezielle Krankheitsbilder hinaus - damit empfahl sich der Patiententag, veranstaltet von der Praxisgemeinschaft Jerichow um Dr. Jörg Schulze im Haus 17 des AWO-Fachkrankenhauses Jerichow.
Speziell zugeschnitten war dieses Angebot für Patienten der Praxisgemeinschaft, die an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Colitis ulcerosa und Morbus crohn, leiden. Dr. Schulze hatte bereits im Vorfeld des Patiententages „gute Referenten“ angekündigt, die fachlich in der „Champions League“ mitspielten, mit denen die Jerichower Praxisgemeinschaft zusammenarbeitet und vernetzt sei. Für Patienten, die an dieser nicht heilbaren Krankheit leiden, als auch für die Fachleute auf diesem Gebiet würde ein solches Veranstaltungsformat eine sehr gute Gelegenheit bieten, individuelle Gespräche zu führen, die sonst in der Sprechstunde nicht möglich seien, sagte Schulze. Darüber hinaus waren beim Patiententag etliche Pharma-Unternehmen präsent und standen als Ansprechpartner zur Verfügung. Von solch einem Patiententag würden letztlich alle Seiten profitieren, unterstrich Dr. Schulze.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gelten mit insgesamt etwa 650.000 Patienten in Deutschland als eine eher seltene Erkrankung, deren Ursachen bisher noch nicht vollständig geklärt sind. Im Vergleich dazu: 30 Prozent der Bevölkerung leidet an Blutdruckerkrankungen. Oft dauert es mitunter Jahre, bis die Diagnose für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) feststeht. Die Wissenschaft geht aktuell davon aus, dass es sich bei CED nicht um eine Autoimmunerkrankung, sondern um einen Barrieredefekt im Darmschleimhautgewebe handelt, der es Bakterien ermöglicht, in Bereiche der Darmwand vorzudringen. CED-Betroffene leiden unter Durchfällen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Abgeschlagenheit, Fieber und Gewichtsverlust.
Lebensqualität steigern
Die Referenten, die auf dem Jerichower Patiententag zu Wort kamen, hoben kompetent und verständlich vor allem auf die aktuellen Entwicklungen in der Medizin rund um die chronisch-entzündliche Darmerkrankungen ab. Ihr gemeinsames Anliegen blieb damit letztlich die Frage, wie die Lebensqualität der Betroffenen gesteigert werden könne.
Dr. Michaela Seemann von der Praxis für Gastroenterologie am Dom in Stendal referierte über den neuesten Stand in der Therapie der CED, der Internist und Reisemediziner Dr. Dr. Philipp Stahl aus Burg wandte sich dem Thema „Reisen und CED“ zu. Dr. Annette Krummenerl, Leiterin der Gastroenterologischen Ambulanz der Klinik Halle-Dölau, vermittelte in einem Quiz unter anderem, wie sich die CED-Forschung seit dem 19. Jahrhundert entwickelt hat. Sie gab zugleich Einblicke in Behandlungsoptionen für besonders schwer Betroffene. Dr. Patrick Krummenerl, Chefarzt der Gastroenterologischen Klinik Halle-Dölau, ging der Frage „Mikrobiota (Gesamtheit aller Mikroorganismen): Hype oder Hope?“ nach und setzte sich dabei unter anderem mit dem Einfluss der Ernährung auf eine gesunde Darmflora auseinander.
Im Urteil der Besucher schloss der Patiententag mit sehr viel Lob ab. Eine Besucherin aus Genthin, die derzeit unter großen Schmerzen leidet und mit der Diagnose CED zu rechnen hat, nahm ein Stückchen Gewissheit aus der Veranstaltung mit. „Ich kann jetzt etwas besser abschätzen, was auf mich zukommen kann“, sagte sie. Ein Betroffener aus Rathenow, der eine erfolgreiche Operation hinter sich hat, nimmt schon seit Jahren regelmäßig Info-Veranstaltungen von Dr. Schulze in Jerichow wahr. Es gebe immer wieder etwas Neues, das motiviere ihn, immer wieder dabei zu sein und den Einladungen der Praxisgemeinschaft zu folgen. „Ich habe die Referate mit einer ganz anderen Wahrnehmung verfolgt, einfach gelöster und vielleicht auch ein wenig entspannter als beispielsweise bei einem Arztbesuch“, sagte eine Betroffenen, die aus Stendal angereist war. Sie hätte viel Neues aufnehmen können, so dass sie bei der nächsten Arztkonsultation schon einige Fragen parat habe.
Der Patiententag wurde unterstützt vom Kompetenznetzwerk Darmerkrankungen, dem Bund niedergelassener Gastroenterologen Sachsen-Anhalt, dem AWO- Fachkrankenhaus Jerichow und etlichen Firmen.