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Fahrstuhl-Panne Eingesperrt im Treppenhaus

Aus einer misslichen Lage im Genthiner Ärztehaus rettete sich Rollstuhlfahrer Frank Schuhknecht mit einem Anruf in der Leitstelle.

Von Simone Pötschke 18.12.2018, 00:01

Genthin l Frank Schuhknecht, Rollstuhlfahrer aus Kade, ist wie viele andere Besucher des Genthiner Ärztehaueses auf einen betriebsbereiten Fahrstuhl der medizinischen Einrichtung angewiesen. Wenn der, wie in den vergangenen Wochen längere Zeit wegen eines Defektes ausfällt, ist der Ärger verständlicherweise groß. Ausgerechnet Frank Schuhknecht, der über den tagelangen Ausfall des Fahrstuhls berechtigterweise öffentlich Beschwerde führte, ist nun wieder Leidtragender einer erneuten Panne geworden.

Frank Schuhknecht hatte am 14. Dezember den Fahrstuhl gegen Mittag in Anspruch genommen, um die Therapiepraxis im Keller aufzusuchen. Nach der Behandlung wollte Schuhknecht wie üblich mit dem Fahrstuhl wieder ins Erdgeschoss fahren, um das Ärztehaus dann verlassen zu können. Doch daraus sollte vorerst nichts werden.

„Als ich wieder mit dem Fahrstuhl hochfahren wollte, blieb dieser im Erdgeschoss stecken und fuhr nicht bis nach unten“, berichtet er. Schuhknecht hatte zwar Glück, dass er nicht im Fahrstuhl feststeckte, dafür saß er aber im Treppenhaus fest.

Pech für ihn: Die Therapiepraxis war ab 13 Uhr geschlossen und seinen Elektrofahrstuhl hätte niemand in die nächste Etage hieven können. „In meiner Not habe ich über Handy die Leitstelle unter 112 angerufen“, berichtet der Rollstuhlfahrer. Über Umwege wurde so der Gebäudeverwalter Frank Müller informiert. Der habe sich sofort gekümmert und sei mit vier Hausmeistern ins Ärztehaus gekommen.

Die Männer zogen den Fahrstuhl samt dem Behindeten über Tragegurte ins Erdgeschoss. Ein unglaublicher Aufwand.

„Mein Fahrstuhl fährt elektrisch und ist nicht für das Schieben ausgestattet, daher gibt es auch keine Griffe an der Rückseite“, erklärt Frank Schuhknecht. So vergingen zwei Sunden nach der Beendigung der Therapie, bis der Rollstuhlfahrer den Ausgang des Ärztehauses erreichte.

„Der Gebäudeverwalter und seine Mitarbeiter haben mir sehr geholfen“, weiß Frank Schuhknecht das Engagement der Helfer zu schätzen. Trotzdem sei er „sehr sauer“ gewesen, weil er nicht aus eigener Kraft das Ärztehaus verlassen konnte.

Solch einen Vorfall, wie er sich im Ärztehaus zugetragen hat, gab es selbst bei der Genthiner Feuerwehr noch nicht, räumt deren Pressesprecher Michael Voth ein. Die Feuerwehr werde erfahrungsgemäß ein- bis zweimal jährlich zu Einsätzen gerufen, bei denen Personen im Fahrstuhl eingeschlossen sind. Dies betreffen hauptsächlich die Fahrstühle am Genthiner Bahnhof.

Oftmals seien hier beim Eintreffen der Feuerwehr jedoch keine Personen mehr im Fahrstuhl anzutreffen und die Aufzüge fahren normal, so dass man hier leider von einem Missbrauch des Notrufes ausgehen müsse, sagt Michael Voth.

Der Feuerwehrmann bestätigt hingegen Frank Schuhknecht, im Ärztehaus „genau richtig“ gehandelt zu haben. Der Rollstuhlfahrer habe sich in einer Zwangslage befunden, aus der er sich nicht selbst befreien konnte. „Der Anruf in der Leitstelle war hier der schnellste Weg das Problem zu lösen, da dort die Telefonnummern der Hausverwalter für etwaige Notfälle hinterlegt sind.“

Der Fahrstuhl konnte noch am gleichen Tag repariert werden, ein Kontakt im Türbereich sei defekt gewesen, sagte Hausverwalter Frank Müller. Während der zehn Jahre, die er für die Immobilie verantwortlich zeichnet, wäre eine Rettung über die im Fahrstuhl aufgeführte Rufnummer in zwei Fällen erfolgt. Dass jemand allerdings den Fahrstuhl überhaupt nicht erreichen konnte wie Frank Schuhknecht, sei noch nicht eingetreten.