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Flüchtlinge Mehr syrische Frauen sollen in die Kurse

Um die Integration muslimischer Frauen und kostenloses WLAN ging es in der gestrigen Sitzung des Lenkungskreises.

Von Kristin Schulze 07.09.2016, 01:01

Genthin l „Es läuft gut mit den Neuankömmlingen“, bilanzierte Monika Sturm vom Jobcenter bei der gestrigen Sitzung des Lenkungskreises. Zurzeit sei man dabei, konkrete Maßnahmenkataloge aufzulegen. Besonders mit Blick auf die Frauen müsse man 2017 mit gezielten Maßnahmen nachsteuern. Der Zugang zu Muslimas sei teilweise schwierig. Als Beispiel führte Sturm die Sprachkurse an.

Diesen würde der Mann als Familienoberhaupt besuchen, die Frau bliebe ganz selbstverständlich zu Hause. „An diese Frauen müssen wir ran kommen, wenn sie Arbeitslosengeld II beziehen wollen.“

Mohamed Mabruk bestätigte das Problem. „In meinen Deutschkursen unterrichte ich 48 Syrer. Darunter nur drei Frauen“, so der Integrationskoordinator des Landkreises. Gegensteuern könne man seiner Meinung nach nur mit Sanktionen.

„Wenn die Frau nicht zum Deutschkurs oder zu anderen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen geht, bekommt sie kein Arbeitslosengeld II. Das muss man ihnen klar und deutlich sagen.“

Mabruk ist gebürtiger Ägypter und lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Er ist mit einer Deutschen verheiratet, hat einen 17-jährigen Sohn. Mit dem Islam hat das Frauenbild der Syrer seiner Meinung nach wenig zu tun, es resultiere viel mehr aus der „Stadt-Land-Problematik“. „Die meisten Syrer, die in Genthin leben, kommen aus kleinen Dörfern“, erklärt Mabruk. „Die Mentalität dort kann man sich vorstellen wie in der BRD vor 60 Jahren. Der Mann geht arbeiten, die Frau sorgt für Haus und Kinder.“

Bei den in Genthin lebenden Afghanen sehe es anders aus, weil von ihnen mehr aus großen Städten kämen. „Hier sitzen viel mehr Frauen im Unterricht“, so Mabruk. In den syrischen und afghanischen Städten wäre es relativ normal, dass Frauen auch berufstätig sind. „Die drei Syrerinnen, die in meinen Kursen sitzen, kommen aus großen Städten wie Aleppo.“ Das Frauenbild sei dort ein anderes. „Das den Menschen vom Land zu vermitteln, braucht Zeit.“

Mabruk mahnte außerdem an, die syrischen Familien darüber aufzuklären, „dass Kinder Geld kosten“. Einige Frauen würden sich durch Schwangerschaften dem Fremdsprachenunterricht und anderen Weiterbildungsmaßnahmen entziehen. „Sie glauben, Bildung sei in Deutschland kostenlos und viele Kinder bedeuten viel Kindergeld.“

Das muss man immer wieder klar sagen, dass das hier selbst bezahlt werden muss“, sagte Mabruk und plädierte dafür, die Flüchtlinge zum Beispiel für die Hausaufgabenbetreuung zur Kasse zu bitten. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass es Nachhilfe zum Nulltarif gebe.

Eine Bilanz für das Jugendhaus „Thomas Morus“ zog Pfarrer Stephan Donath von der katholischen Mariengemeinde. „Bis zu den Sommerferien hatten wir großen Zulauf, auch bedingt durch das offene WLAN.“ Die kostenlose Internetverbindung hätte aber dazu geführt, dass sich die Jugendlichen nicht miteinander unterhalten hätten, sondern „nur am Handy saßen“. Daraufhin hätte man eine „whitelist“ eingeführt. Das heißt, bestimmte Internetseiten können besucht werden, alle anderen sind gesperrt. „Das hat zu einem spürbaren Rückgang der Besucherzahlen geführt.“

Dies merke man wiederum auf dem Genthiner Marktplatz, wo es auch freies WLAN gebe, sagte Bürgermeister Thomas Barz. Hier könne man aber eine „starke Durchmischung“ beobachten, auch Deutsche würden das kostenlose Internet nutzen. „Früher stellten wir das WLAN rund um die Uhr zur Verfügung, jetzt nur noch von 6 bis 18 Uhr“, informierte Barz und betonte, dass diese Maßnahme nicht wegen der Flüchtlinge notwendig geworden sei. „Wir haben allgemein beobachtet, dass Jugendliche bis spät in die Nacht auf dem Marktplatz saßen und darum beschlossen, das freie Internet zu begrenzen.“