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Forschung Studenten zu Besuch bei Köppen

Mit der Ausstellung zum Film in den 30er Jahren im Genthiner Kreismuseum beschäftigen sich Studenten aus Potsdam.

Von Mike Fleske 05.06.2018, 01:01

Genthin/Potsdam l Dass ein Seminar zur früheren Filmproduktionsgesellschaft Tobis Studierende von Potsdam nach Genthin führt, kommt nicht alle Tage vor.

Mit großem Interesse nahmen die knapp 20 Besucher an einem Rundgang durch die Ausstellung „Filmgeschichte der 1930er“ teil, die nicht nur die Anfänge des Filmes in Deutschland, sondern auch die Tätigkeit des in Genthin geborenen Edlef Köppens als Dramaturg bei der Tobis dokumentiert.

„Es ist ein sehr spezifisches Thema, das hier sehr gut aufgearbeitet wurde“, fand Student Heinrich Weber. Für ihn sei es erstaunlich, dass Köppen den Nationalsozialisten nicht nahe stand, aber dennoch in leitender Funktion tätig sein konnte.

Studentin Pia Zdila fand, dass Ausstellungen nicht immer riesengroß sein müssen. „Man hat hier sehr schöne Stücke zusammengetragen, die viel stärker ins Auge fallen.“ Kathryn Weiser kommt aus den USA und studiert seit 2017 in Deutschland. „Für mich ist das alles neu“, sagt sie. „Es ist gut, dass es solche Heimatmuseen gibt.“

Möglicherweise beschäftigen sich die Studenten noch stärker mit den Fundstücken in Genthin. Prof. Jan Distelmeyer, Studiendekan des Studiengangs Europäische Medienwissenschaft der FH und Universität Potsdam, hat den Wunsch, dass vielleicht eine Haus- oder Abschlussarbeit entsteht.

Gemeinsam mit dem Hamburger Filmhistoriker Hans-Michael Bock sprach er im Anschluss an den Rundgang über die Entwicklung der Filmfirma Tobis (die nicht der heute existierenden Firma entspricht) und Edlef Köppens Tätigkeit.

Hans-Michael Bock erklärte auch den Umstand, dass Köppen zwischen 1934 und 1939 als leitender Film-Dramaturg arbeiten konnte: „Die Machthaber wollten sich seiner Fähigkeiten bedienen, da sein Name in den Filmproduktionen nicht auftauchte, war das, ohne ihn nach Außen zu protegieren, möglich.“

„Für uns ist es ein Gewinn, dass man Köppens Arbeitsverträge in der Ausstellung hat“, so Distelmeyer. Diese zeigten, wie sich die Firma veränderte, so hieß die „Tobis Industrie GmbH“ ab 1937 „Tobis Filmkunst GmbH“. Köppens Verträge seien entsprechend angepasst worden.

Welche Filmskripte tatsächlich durch Köppens Hände gingen, müsse erst noch belegt werden. „Anders als bei der DEFA wurden bei der Tobis die Dramaturgen nicht namentlich benannt“, so Hans-Michael Bock. „Es gibt die Möglichkeit für die Studenten, Detektivarbeit zu leisten“, sagt er.

„Die Hinweise auf Köppens Arbeit sind möglicherweise in verschiedenen Archiven verteilt und könnten mit etwas Recherche zusammengeführt werden.“ Eine Arbeit, die durchaus im Interesse der Stadt Genthin liegen könnte. „Wir betreuen im Auftrag der Stadt das Köppen-Archiv und können Teile der Recherche beisteuern“, erläuterte Gabriele Herrmann, Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek, den Studenten.

So habe die Stadt einst den Teilnachlass Köppens erworben, zudem seien zusätzlich Unterlagen aus dem Potsdamer Museum digitalisiert worden. Durch die Verknüpfung mit anderen Archivinhalten könnten neue Ansätze zum Wirken Edlef Köppens und auch zur Filmgeschichte erschlossen werden. Ob sich Studenten mit dieser Recherche befassen, wird sich zeigen.

Für Antonia Beran, Leiterin des Museums, war der Besuch der Gruppe erfreulich: „Es zeigt, dass wir überregional wahrgenommen werden und in der wissenschaftlichen Forschung vernetzt sind“.