Preußenkönig wäre heute 300 Jahre alt geworden / Holländerei in Königsrode und Seidenraupenzucht in Genthin Friedrich der Große hat in der Region Genthin viele Spuren hinterlassen
Heute vor 300 Jahren erblickte Friedrich II., später auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt, das Licht der Welt. Sein Wirken lässt sich heute noch in der Region nachvollziehen.
Genthin l Im Jahre 1743 legte Minister Görne Friedrich II. Pläne für den Bau eines Kanals vor, die das Ziel hatten, den Handelsweg von Berlin nach Magdeburg um 150 Kilometer zu verkürzen, den Abtransport von den Salzlagerstätten zu erhöhen und gleichzeitig diese rationeller mit Brennstoffen zu versorgen. Zwei Jahre dauerte die Bauzeit des Plauer Kanals, der von Plaue/Havel zur Elbe (Derben, Parey) über Genthin, Brettin, Roßdorf und Kade, Woltersdorf führte.
Das erste Schiff, das diesen Kanal befahren hatte, transportierte Salz. Der Steuermann Gottschalk berichtete, dass er sechs Tage gewonnen hat, da er sonst von Derben bis Plaue über Havelberg acht Tage brauchte. Er habe ebenfalls 30 Taler gespart. Ähnlich verhielt es sich bei der Staatsforst zwischen Elbe und Havel. Hier wurden jährlich 22 000 Klafter Holz, das sind 6606 Festmeter, an die Saline in Schönebeck geliefert.
Der Transport auf dem Wasserweg war bedeutend günstiger, und so verringerten sich die Frachtkosten um 1736 Taler. Um den Kanal schiffbar zu halten, wurden auf Befehl Friedrich II. umfangreiche Meliorationsarbeiten im Bereich des Fiener Bruches, aber auch in den Gebieten der Stremme und des Trüben durchgeführt. Ein Hauptabzugsgraben, ein sogenannter Vorfluter, war der neu geschaffene und schiffbar ausgebaute Torfschifffahrtskanal, heute uns noch als Mühlengraben bekannt. Er war schiffbar für Handkähne, die speziell für den Transport von Torf gebaut waren. Sie haben große Ähnlichkeit mit den Spreewaldkähnen.
Um diesen Brennstoff nach Schönebeck zu befördern, gab es einen besonderen Umschlagplatz, wo in etwa heute der Genthiner Wasserturm steht.
Diese Meliorationsarbeiten hatten zur Folge, dass viele Menschen nicht nur einen Zuverdienst hatten, es standen auch viele richtig in Lohn und Brot. Gleichzeitig wurde durch diese weitsichtige Maßnahme viel nützliches Land urbar gemacht. Insgesamt waren es 27 000 Morgen (6750 Hektar). Dazu baute man 67 Schleusen und Wehre, um den Wasserstand zu regulieren.
Auch wurden Wassermühlen gebaut. In Tucheim waren 1785 nachweisbar zwei vorhanden.
Von dem neu gewonnenen Land, das auf Kosten des preußischen Staates gewonnen wurde, hatten 13 Ortschaften und zehn Rittergüter ihren Nutzen. Gleichzeitig schenkte Friedrich der Große auch Geld zum Ankauf des mehr zu haltenden Viehs.
Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil hatte die Meliorationsmaßnahme dahingehend, dass die Möglichkeit geschaffen wurde, Kolonisten anzusiedeln. Das waren Soldaten, die im siebenjährigen Krieg eingesetzt waren, aber auch Menschen, die sich mit Sumpf und Wasser auskannten, bevorzugt Holländer.
Auch Menschen, die ihr Kapital, ihr Geld in Preußen anlegen wollten, wurden vom König gern gesehen. Allein in Tucheim waren 60 Kolonistenfamilien angesiedelt. Man sprach noch bis ins 20. Jahrhundert vom Soldatendorf.
Auf Anraten Friedrich II. wurde in Königsrode eine Holländerei eingerichtet. Es war eine Art Musterwirtschaft, in der erstmals in Preußen Versuche mit Stallfütterung von Rindern durchgeführt wurden. Leider brachte der Versuch nicht den gewünschten Erfolg. Im Jahre 1754 erließ am 16. Dezember der preußische König Friedrich II. eine Anordnung für ein Kolonisten-Etablissement zur Entwässerung des Fiener Bruches. Das war die Geburtsstunde von Mützel. 1767 wurde in dem neu gegründeten Ort eine Fachwerkkirche und eine Schule gebaut. Auf Bildung legte der Preußenkönig sehr viel Wert.
Am 12. August 1763 erließ Friedrich II. ein Gesetz, das im Paragrafen 1 die Schulpflicht aller Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 13 Jahren festlegte. Nun durfen die Kinder im Sommer keine Hütetätigkeit mehr leisten. Schule ging vor. Auch in Genthin gab es weitreichende Veränderungen.
Da Friedrich der Große, wie der Preußenkönig auch genannt wurde, mit viel List und Humor den Kartoffelanbau in ganz Preußen im großen Stil förderte, wurden auch auf der Brache Kartoffeln in großem Maße angebaut.
Auch erhielt der Seidenanbau unter Friedrich II. enorme Bedeutung. Der Kriegsrat Scherbuz legte 1753, vor dem Brandenburger Tor, beim Schützenhaus, eine Maulbeerplantage an, wovon er 14 Pfund Seide gewonnen hat. Auch im Genthinschen Damm, späteren Wilhelmsgarten, heute Granzow, entstand 1790 eine Plantage mit 300 Bäumen.
Auch in Altenplathow auf dem Ochsenhof entsteht eine sehr große Plantage. 1810 wird die Seidenraupenzucht staatlicherseits eingestellt.
1763 erhält der Pächter des Amtes Altenplathow, Lebrecht Honig, vom König den Auftrag, in der Königshorst eine Kolonie mit einigen Hausstellen anzulegen. Da die Königshorst (heute die Insel) mit guten Eichen bestanden und es ein guter Mastwald war, errichtete er die geforderten Hausstellen aber in der Bräutemark, heute Breite Mark. Jährlich fuhr Friedrich der Große von Berlin nach Magdeburg, um in Pitzpuhl, Körbelitz und Magdeburg seine Truppen zu inspizieren. Um übernachten zu können, ließ er sich in Ziesar ein Haus bauen. Das Haus hat er nie bewohnt, da er festgestellt hatte, dass der Bauunternehmer ihn gewaltig übers Ohr gehauen hatte.
Er beriet sich gern mit den Gutsherren, die ihn bei seinen Bemühungen halfen. So ist aktenkundig, dass er am 27. Juli 1779 sich mit dem Gutsherren von Angern in Dretzel beraten hat. Auch war ihm der Rat von Herrn von Wulfen auf Pietzpuhl sehr wichtig, denn dieser beschäftigte sich mit großem Erfolg mit der Lupine als Gründünger.
Im Sommer 1769 stattete Friedrich der Große seinem General Freiherr Lentusius auf seinem Schloss in Redekin einen Besuch ab. Er wollte die Lebensverhältnisse und die Privatsphäre seiner Offiziere besser kennenlernen.
Das Lebensmotto des Alten Fritz war: "Geht es meinem Volk gut, geht es auch Preußen gut."
Als er 28-jährig 1740 den Thron bestieg, prägte er den Spruch, der ihn sein ganzes Leben begleitet hat: "In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden, solange er dem Staat die nötige Räson entgegen bringt."