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Geburtstag  Ein stadtbekanntes Gesicht wird 90

Zum Geburtstag gibt es für Gisela Rossack viele Glückwünsche. Die Genthiner Berufsschullehrerin blickt auf ein erfülltes Leben zurück.

Von Nadin Hänsch 01.12.2017, 00:01

Genthin l Mit einem Lächeln im Gesicht öffnete Sarah Eckold die Tür zur Wohnung ihrer Oma. Die 18-Jährige begrüßte die Gäste und bat sie in die Stube. Dort wartete schon das Geburtstagskind, Gisela Rossack. Die Tafel war reich gedeckt mit Schnittchen und Häppchen, alles liebevoll zubereitet und hergerichtet von Tochter Hannelore Eckold. Schließlich sollte es zum 90. Geburtstag ihrer Mutter an nichts fehlen.

„Das Telefon hat seit heute früh nicht stillgestanden“, erzählte das Geburtstagskind. Der nächste Schwung an Gästen kündigte sich durch ein Läuten an der Haustür an. Alexandra Adel überbrachte stellvertretend für Rathauschef Thomas Barz im Namen der Stadt Genthin Glückwünsche und übergab der Rentnerin ein kleines Präsent.

Es wurde ein bisschen geschnackt und über alte Zeiten geredet. „90 Jahre sind schließlich ein Alter, das man erst einmal erreichen muss“, sagte Hannelore Eckold. Dem stimmten auch ihre Brüder Wolfgang und Karl-Heinz zu, die sehr stolz auf ihre Mutter sind. Geboren wurde Gisela Rossack im heutigen Polen. „Ich stamme aus Thorn, polnisch Torun. Eine wirklich schöne Stadt“, sagte die 90-Jährige und deutete dabei auf eine Zeichnung an der Wand.

„Das ist die Straße, in der ich aufgewachsen bin.“ Damit sie eine deutsche Schule besuchen konnte, seien ihre Eltern damals nach Danzig gezogen. Dort habe sie bis zum Krieg ihre Kindheit und Jugend verbracht. „Als ich 18 Jahre alt war, sind wir nach Deutschland geflüchtet, ich über Stettin und meine Eltern über die Ostsee.“ So sei das damals gewesen, sagte Gisela Rossack und trank dabei einen Schluck aus der Kaffeetasse.

In Potsdam habe sich die Familie dann wieder zusammengefunden. Es gab auch schönere Zeiten in ihrem Leben, an die sie gerne zurück denkt. „Durch meinen Mann bin ich nach Genthin gekommen“, sagte sie. Damals habe sie in Leipzig am Institut für Berufsschullehrer eine Ausbildung gemacht und sei dann nach Premnitz die Berufsschule geschickt worden. „Mein Mann war Berufsschullehrer in Genthin. Dorthin bin ich nach einem Dienstjahr in Premnitz dann zu ihm gewechselt.“

Stolz ist die Wahlgenthinerin auf ihre sieben Enkelkinder und vier Urenkel. „Ich bin froh, auf ein langes und zufriedenes Leben zurückschauen zu dürfen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so alt werde.“ Die vielen glücklichen Jahre und die tolle Beziehung zu ihren Kindern haben sicher einen Anteil daran.

„Nun bin ich schon 30 Jahre in Rente, 35 Jahre habe ich als Berufsschullehrerin zuletzt Fachverkäufer ausgebildet.“ Auch wenn die Zeit vergangen sei, viele ihrer ehemaligen Schüler kennen sie noch heute, halten den Kontakt oder sprechen sie auf der Straße an. „Einige sind schon weit über 70 Jahre und fragen mich, ob ich mich noch an sie erinnere“, erzählt Gisela Rossack.

Damals habe es zu wenig Lehrer gegeben. „Wir mussten auch in anderen Fachbereichen unterrichten.“ Da sei der Lehrer manchmal nur ein paar Unterrichtsstunden schlauer, als die Schüler gewesen. Doch es musste eben irgendwie gehen. Mit der heutigen Zeit sei das alles nicht mehr vergleichbar. „Ein Lehrer muss alles können, wenn man ihn vor ein schlaues Buch setzt“, berichtete die 90-Jährige über ihre Anfangszeiten als Berufsschullehrerin.

„Wir bekamen damals 375 Mark.“ Schön seien auch die Urlaube mit der Familie gewesen. „In Ahlbeck auf Rügen hatten wir für viele Jahre einen Stammplatz in den Sommerferien.“ Zu fünft seien alle mit dem Trabbi an die Ostsee gefahren, und haben dort auf einem Zeltplatz Urlaub gemacht. Zu fünft wurde auch im Zelt geschlafen. „Ich musste auch mal im Trabbi schlafen“, erinnerte sich ihr Sohn Wolfgang gerne daran. „Als Lehrer konnten wir nur in den Sommerferien verreisen.“

Auch im Ruhestand habe sie das Reisen sehr genossen. „Ich war in Leningrad, Moskau und Bulgarien.“ Dort habe es ihr am besten gefallen. „Nach der Wende habe ich dann auch Helgoland und Kopenhagen gesehen.“ Auch wird groß gefeiert. Dann kommen auch ihre Enkel und Urenkel, die von der Nordsee bis nach Koblenz verstreut leben. "Im Kreis der Familie“, freut sich Gisela Rossack schon auf deren Besuch.