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Johanniter-Quartier Tuchfühlung mit Johannitern

Was hat die Besichtigung eines Johanniter-Quartiers in Berlin, das für Genthin als Vorbild dienen könnte, gebracht?

Von Simone Pötschke 01.02.2019, 00:01

Genthin l Das Thema „Medizinische Notfall-Versorgung in Genthin“ bleibt nicht nur wegen der derzeit laufenden Unterschriftenaktion, die im Hinblick auf das bevorstehende Gespräch mit Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD) initiiert wurde, in der Öffentlichkeit präsent. Es konnte bei der Besichtigung des Johanniter-Quartiers durch eine kleine Genthiner Delegation am Mittwoch in Berlin-Joachimsthal allerdings keine vordergründige Rolle spielen, weil die einladende Johanniter Seniorenhäuser GmbH dafür nicht der richtige Ansprechpartner sei, versuchte Genthins Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) große Erwartungen etwas zu dämpfen.

Es habe in Berlin im Nachgang zur Schließung des Krankenhauses auch keine kontroversen Diskussionen mit den Johannitern gegeben. „Wir müssen akzeptieren, dass die politischen Rahmenbedingungen zum Krankenhaus-Aus in Genthin geführt haben und dass der Ansatzpunkt unseres Engagements nun eine NotfallVersorgung sein muss“, sagte Günther nach dem Besuch in Berlin. Die Planungen für ein Johanniter-Quartier auf dem ehemaligen Krankenhausgelände, darüber informierte der Bürgermeister in Abstimmung mit der Johanniter Seniorenhaus GmbH, seien weiter voran geschritten.

Das hatte deren Geschäftsführer Lutz Gebhardt in Anbetracht der Unterdenkmalschutzstellung der historischen Altbaustubstanz des Krankenhauses noch vor einigen Monaten infrage gestellt.

Der Architekt, der für das Projekt verantwortlich zeichnet, wird auch an dem Gespräch mit der sachsen-anhaltischen Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration teilnehmen.

Während der Besichtigung des Johanniter-Quartiers und bei der sich anschließenden Gesprächsrunde, resümierte Genthins Bürgermeister, seien sehr unterschiedliche Meinungen aus der Genthiner Runde, die mit Stadträten, Senioren und Vertretern der Arbeitsgruppe Krankenhaus besetzt war, für die praktische Umsetzung einer notfallmedizinischen Versorgung in der Kanalstadt deutlich geworden.

Dass Genthin dringend eine 24-Stunden-Notfall-Versorgung braucht, steht für Andy Martius (CDU-Fraktion), der ebenfalls in Joachimsthal war, außer Frage. Auch wenn dies nicht vordergründig thematisiert wurde. Ein Krankenhaus, erteilt er Illusionen eine Absage, wird es in Genthin mit den Johannitern nicht mehr geben. Dies sei beim Vor-Ort-Termin durch die Johanniter klar und deutlich bestätigt worden. „Wir müssen in der Arbeitsgruppe mögliche Alternativen und Projekte entwickeln, die besprochen und durchdacht werden müssen“, sagte Martius. Dazu müssten Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung, der Ministerin und Kostenträgern geführt werden. „Das wird nicht einfach, und es wird immer wieder die Frage nach der Finanzierbarkeit gestellt werden.“

„Bei der Besichtigung des Quartiers haben wir natürlich immer die Frage der Notfall-Versorgung für Genthin im Hinterkopf gehabt“, räumt auch SPD-Mann Horst Leiste ein. „Die Besichtigung des Quartiers, das zugegeben sehr großzügig angelegt ist, hat uns allerdings keinen Schritt in Sachen Notfall-Versorgung weitergebracht.“ Ihm sei die Zusage der Johanniter wichtig gewesen, dafür Sorge zu tragen, dass das ehemalige Krankenhausgelände zukünftig nicht verwahrlosen werde. Horst Leiste nimmt aus dem Besuch in Berlin für sich mit, dass es für die Zukunft wichtig sei, mit den Johannitern sachlich im Gespräch zu bleiben.

„Der Besuch in Berlin war zwar sehr interessant, er war aber für unser Problem Notfall-Versorgung nur bedingt zielführend“, resümiert auch Stadtratsvorsitzender Gerd Mangelsdorf (CDU). „Vorangekommen sind wir dabei nicht. In einem Quartier praktizierten zwar Ärzte, doch eine Nofall-Versorgung, wie sie sich die Genthiner vorstellten, gebe es dort auch nicht. Für Genthin müsse etwas anderes her. Die Johanniter wollen uns dabei unterstützen, mit dieser Zusage sei man aus Berlin zurückgekehrt.

„Die Vorstellungen der Johanniter für ihr Gelände sind durchaus interessant, da sie für mehrere Genenrationen, vom Kind bis zum Senior, ausgelegt sind. Aber die medizinische Notfall-Versorgung wird eine politische Entscheidung des Landes sein müssen und den Druck sollte Frau Ministerin Grimm-Benne durch die Genthiner zu spüren bekommen“, resümierte Lutz Nitz (Grüne).