Genthiner Urgestein Lisa Wolf wird 75

Sie ist ein echtes Genthiner Urgestein - die Kultuszene in der Kanalstadt kommt nicht ohne sie aus. Heute wird Lisa Wolf 75 Jahre alt.

Von Mike Fleske 13.12.2017, 00:01

Genthin l Wer mit Lisa Wolf über ihr Leben plaudert, wundert sich, wie so viele Aktivitäten in 75. Jahre passen sollen. „Ich habe mich schon in jungen Jahren engagiert, mir war in meinem Leben nie langweilig“, berichtet sie. Die gebürtigen Genthinerin, wurde nach einer kaufmännischen Lehre, Klubhausleiterin und später Chefin des Kreiskabinetts für Kulturarbeit.

Ohne sie sähe die gesamte Kulturszene Genthins anders aus, sicher weniger vielfältig. 1970 ebnete sie den Weg für das spätere Genthiner Amateurtheater (gat). Damals war sie Leiterin des Kulturhauses mit Jugendclub im Lindenhof. „Wir wollten mit jungen Leuten Märchen für Kinder spielen“, erinnert sich Lisa Wolf. Dass sie mit dem Aufführungsdatum am 24. Dezember ein Alleinstellungsmerkmal schaffte, war ihr nicht bewusst. „Wir waren in den folgenden Jahren die einzige Bühne, die am Heiligabend ein Stück aufführte“, erinnert sich Lisa Wolf.

Die Tradition ist geblieben, auch das die Gründerin eine kleine Rolle übernahm, ist noch aktuell - mit Abstrichen. „In diesem Jahr habe ich im Hinblick auf meinen Geburtstag auf Auftritte verzichtet.“ Dabei lag ihr das Theaterspielen immer am Herzen. „Besonders wenn ich eine alte Hexe geben konnte, war ich in meinem Element“, meint sie mit einem Schmunzeln. Als echtes Original präsentierte sich Wolf auch stets bei den Freiluftauftritten mit Hans-Sachs-Stücken.

„Ich glaube, Hans Sachs hat Lisa Wolf gekannt“, meint gat-Chef Eckhard Neumann. „Seine Stücke, waren wie für sie auf den Leib geschrieben und angepasst an ihre Spielfreude“, findet Neumann und fügt hinzu: „Lisa Wolf hat sich auch immer für die Dinge eingesetzt, die ihr am Herzen lagen ohne zu fragen, was sie dafür bekommt, das finde ich bewundernswert.“ In und um die Stadt Genthin gibt es kaum etwas, mit dem sich Lisa Wolf nicht irgendwann einmal beschäftigt hat.

Über 30 Jahre fungierte sie als Organisatorin für die Chorkonzerte im Kloster Jerichow. Viel hat sie aus deren Vergangenheit zu erzählen etwa wie Kirche und Staat bei der Ausrichtung der Konzerte miteinander rangen. Auch die Organisation der Jugendweihefeiern übernahm die umtriebige Genthinerin nach der Wende für lange Jahre. „Wir haben dabei auch Reisen nach England, Frankreich und Dänemark organisiert“, plauderrt sie über die Zeit.

Dem Gesang und dem Vortrag hintersinniger Gedichte war Lisa Wolf auch die Mitwirkung in der Gruppe LOMA verbunden, benannt war die Kleinskunsttruppe nach den Anfngsbuchsteben ihrer Mitglieder - Lisa, Otto (Wernstedt), Moses (Sherman) und Alfred (Jansky).“Leider ist Moses Sherman verzogen, sodass es diese Gruppe nicht mehr gibt“, bedauert Wolf.

Doch auch an anderer Stelle lag ihr der Humor am Herzen. Im Carneval Club Waschmittelwerk (CCW) war sie 50 Jahre unverzichtbares Mitglied. Im Förderverein Genthiner Stadtgeschichte hält sie noch heute als Vorsitzende die Fäden in der Hand und hat gemeinsam mit ihren Vereinsmitgliedern und Kreismuseumsleiterin Antonia Beran in diesem Jahr die Ausstellung „Bildung als Schlüssel zur Welt“ initiiert. „Lisa ist einfach der Motor des Vereins, ohne sie ginge es gar nicht“, meint Heidi Güldner vom Förderverein.

Dem stimmt auch Sebastian Kroll, mit 33 Jahren jüngstes Mitglied im Förderverein zu: „Definitiv sind Förderverein und das kulturelle Leben in der Stadt mit Lisa Wolf verbunden.“ Nicht nur in dem Verein ist die 75-Jährige noch aktiv tätig. Im Stadtrat und im Kreistag ist sie Vertreterin der Partei „Die Linke“, streitet für ihre Ansichten, vertritt Bürgermeinungen. „Ob ich 2019 noch mal antrete, weiß ich noch nicht, ich habe mich lange politisch engagiert, irgendwann wird es Zeit den Jüngeren das Feld zu überlassen“, sagt sie.

Die Jubilarin steckt derzeit im Vorbereitungsstress, steht doch heute eine Feier mit Wegbegleitern und Freunden an, am Wochenende folgt die Feier mit der Familie. „Die Jahre sind so schnell dahin gegangen, aber ruhiger wird es nicht“, meint sie mit einem Lachen.