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Sanierung Genthiner Wasserturm bleibt 2021 weiter im Wartemodus

Keine Bauarbeiten am Genthiner Wasserturms in diesem Jahr. Für die Hauptaufträge wurden keine Handwerker gefunden. Der Stadtrat muss in der kommenden Woche über eine erneute Ausschreibung befinden.

Von Mike Fleske 05.08.2021, 14:37
Der Genthiner wasserturm ist sanierungsbedürftig. Aber die Reperaturarbeiten können nicht vergeben werden.
Der Genthiner wasserturm ist sanierungsbedürftig. Aber die Reperaturarbeiten können nicht vergeben werden. Foto: Simone Pötschke

Genthin - Eigentlich hatte die Stadt Genthin gehofft, dass noch in diesem Jahr die Sanierungsarbeiten am Wasserturm beginnen können. Doch daraus wird nichts. Die Ausschreibung für die fachlichen Arbeiten blieb ohne Erfolg. Man habe, so Baufachbereichsleiterin Dagmar Turian in einer Vorlage für den Stadtrat, die Baumaßnahme in fünf sogenannten Losen ausgeschrieben. Die Gesamtsanierung ist sozusagen auf fünf spezielle Bereiche verteilt worden. So soll die Tragkonstruktion erneuert werden, Putz- und Elektroarbeiten durchgeführt werden, auch steht die Erneuerung einiger Fenster an.

Doch anscheinend waren die Aufgaben für die Firmen wenig lukrativ oder mit Blick auf die Herbst/Wintersaison wenig attraktiv. Im Bereich Betonbau, der den größten Anteil ausmacht, sowie für den Bereich Tischlerei und Metallbau sind keine Angebote eingegangen. Im Bereich Maler und Blitzschutz gab es je ein Angebot und für den Gerüstbau immerhin zwei.

Ausschreibung muss komplett aufgehoben werden

„Da für die Hauptleistung kein Angebot eingegangen ist und die darüber hinausgehenden Angebote nicht losgelöst von der Hauptleistung zu betrachten sind, musste die Ausschreibung aufgehoben werden“, schreibt die Baufachbereichsleiterin. Nun muss der Stadtrat in seiner Sitzung in der kommenden Woche darüber befinden, ob die Ausschreibung für das Jahr 2022 vorbereitet werden soll. Hoffnung der Stadt ist, dass man dann bereits in der ersten Jahreshälfte mit den Bauarbeiten beginnen könnte. Dann umginge man schwer zu kalkulierende Wetterkapriolen zwischen November und Februar und die Firmen haben noch Kapazitäten, um Aufträge annehmen zu können.

Die Genthiner Probleme bei der Vergabe von Bauleistungen sind nicht neu und auch kein Einzelfall. Seite Jahren plagen sich Städte und Landkreise mit solchen Problemen. „Das ist ein flächendeckendes Problem in Sachsen-Anhalt“, bestätigt Bernward Küper vom Städte- und Gemeindebund. Zwei Dinge seien ursächlich.

„Zum einen sind bei vielen Betrieben die Auftragsbücher voll und zum anderen sind die Materialkosten extrem gestiegen.“ Hier mache sich die Globalisierung bemerkbar. Die Nachfrage nach Werkstoffen wie Holz, Kunststoff und Stahl sei weltweit hoch, besonders aber würde Holz aus Deutschland in China und den USA nachgefragt, die hiesigen Firmen kämen dadurch kaum mit den Lieferungen hinterher.

Quer durch Deutschland gibt es Probleme wie in Genthin

So lassen sich dann auch quer durch Deutschland ähnliche Probleme wie die in Genthin finden. In Solingen in Nordrhein-Westfalen (160 000 Einwohner) war der Neubau einer Brücke 2018 mit einer Million Euro veranschlagt worden und landet nun bei rund zwei Millionen Euro. Grund dafür waren die hohen Abbruchkosten der alten Brücke, aber auch die Preisentwicklung in der Baubranche. Probleme gibt es auch im 5000 Einwohner zählenden Brunnthal in Bayern.

Dort will die Kommune für sechs Millionen Euro, 20 Doppelhäuser und Einfamilienhäuser bauen. Problem: Für die Vergabe von Zimmerer- und Holzbauarbeiten und der Heizungs- und Sanitärleistungen gab es selbst im Münchener Speckgürtel keine Angebote. Während die Zimmererarbeiten nun in mehrere Lose aufgeteilt werden, müssen die Sanitärarbeiten im Herbst erneut ausgeschrieben werden.

Viele Baumaterialien seien seit Monaten Mangelware, darunter Dämmstoffe, Leitungsrohre, aber auch Stahl, heißt es beim Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VDW). Ein Ende des Engpasses sei nicht in Sicht. Das bringt den bayerischen Wohnungsmarkt in Bedrängnis.

Bauvorhaben rechnen sich nicht

„Wir bauen das fertig, was wir in 2020 begonnen haben, aber wir werden einen Baubeginnstopp bei manchen Bauvorhaben haben, die sich einfach mit den hohen Preisen nicht mehr rechnen“, sagte VDW-Verbandsdirektor Hans Maier kürzlich der Nachrichtenagentur dpa.

Im bayerischen Regensburg (150 000 Einwohner) zerbrechen sich Rat und Verwaltung die Köpfe über den Neubau eines Schulgebäudes. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen eine neue Grundschule mit Mensa und Dreifachturnhalle, ein Hort und eine Förderschule entstehen. Mit etwas mehr als 50 Millionen Euro war 2018 geplant worden, mittlerweile liegen die Kosten bei rund 85 Millionen Euro. Das Regensburger Hochbauamt begründet dies mit stark schwankenden Bau- und Materialpreisen. Wenn diese auf dem derzeit hohem Niveau verharren, Probleme mit dem Baugrund oder Insolvenzen mit beteiligten Firmen hinzukämen, könnten die Kosten im schlimmsten Falle sogar auf 100 Millionen Euro steigen.

In Genthin muss am der Stadtrat über die erneute Ausschreibung der Sanierungsarbeiten am Wasserturm befinden. Die Sitzung am 12. August beginnt um 17 Uhr im Kreishaus. Wer zuschauen möchte, muss sich zuvor in der Verwaltung anmelden, da Plätze nur begrenzt zur Verfügung stehen.