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Königinnen auf dem Land Genthins Queen Mum und ihr wunderschönes Gefolge

Im Namen der braunen, nahrhaften Knolle regieren seit zwei Jahrzehnten Königinnen in Genthin. So entsteht seit 2013 langsam ein ganz besonderes Adelsgeschlecht in der Kanalstadt.

Von Susanne Christmann Aktualisiert: 01.09.2023, 22:21
Caroline Lange, Nicole Dittler, Marina Conradi, Ivonne Renner und Emmy Koch beim kleinen, aber feinen Königinnentreffen in den Räumen der Stadt- und Kreisbibliothek.
Caroline Lange, Nicole Dittler, Marina Conradi, Ivonne Renner und Emmy Koch beim kleinen, aber feinen Königinnentreffen in den Räumen der Stadt- und Kreisbibliothek. Foto: Susanne Christmann

Genthin - Zugegeben, dieses Genthiner Adelsgeschlecht ist noch sehr jung. Gerade mal 20 Jahre alt. Aber ansonsten regieren diese gekrönten Häupter mit so ziemlich allen Insignien wie die Royals anderswo. Mit prachtvollen Kleidern, Krönchen, Schärpe, attraktivem Aussehen und stets huldvollem Lächeln und Winken.

Vor 20 Jahren wurde in Genthin zum ersten Mal eine Kartoffelkönigin als oberste Repräsentantin des Kartoffelfestes und der Stadt Genthin gekrönt. Marina Conradi, langjährige Organisatorin des Festes und von ihren königlichen Schützlingen 2001 zur Queen Mum gekrönt, erinnert sich: „Wir haben ein richtiges Casting gemacht. In der Kartoffelstube, dem heutigen italienischen Restaurant im Hotel Müller.“

Jeanette Timme wurde 2003 zur Ersten Genthiner Kartoffelkönigin gekrönt.
Jeanette Timme wurde 2003 zur Ersten Genthiner Kartoffelkönigin gekrönt.
Repro: Susanne Christmann

Aus diesem ist Jeanette Timme als Siegerin hervorgegangen. Ihre Königinnenrobe wurde ihr dann nach einer Idee von Marina Conradi maßgeschneidert in der Trachtenwerkstatt Tangermünde auf den Leib genäht - samt passender Krone und Schärpe. 85 Jahre nach dem Ende der Monarchie in Deutschland hatte Genthin also seit dem 10. Genthiner Kartoffelfest eine wahre Königin. Der damalige Bürgermeister Wolfgang Bernicke übergab Jeannette I. bei der Zeremonie aber lediglich eine Krone, nicht auch das Zepter. Ihre Majestät habe als Kartoffelkönigin schließlich „nur“ Repräsentationsaufgaben, ansonsten werde Genthin demokratisch regiert.

Amtsrobe nach Hochzeitskleid geschneidert

Jeanette I. regierte bis 2005, dann forderten Familie und beruflicher Weg auch die Zeit, die sie bis dato ehrenamtlich für ihr Königinnen-Amt aufgewandt hat. Also kommt es zu einem Machtwechsel. Jeannette übergibt ihre Amtsgeschäfte zum 12. Kartoffelfest 2005 an Nachfolgerin Stefanie Schulz. Sie regiert bis 2007. Ivonne Renner folgt ihr auf den Thron. Auf dem 14. Kartoffelfest wird sie als 3. Hoheit dieser Adelsreihe ins Amt gehoben.

Ihre prächtige Amtsrobe hat sie nach ihrem Hochzeitskleid schneidern lassen. „Das fand ich so schön, dass mein Königinnen-Kleid auch so aussehen sollte.“ Das musste dafür zerteilt werden, erinnert sie sich, damit es in der Trachtenwerkstatt passgenau mit schwerem, braun-orange schimmerndem Stoff nachgenäht werden konnte. Bis heute ist Ivonne - königlich gekleidet und ausstaffiert - immer mit dabei, wenn es gilt, die Stadt Genthin zu repräsentieren.

Emmy ist die wunderschöne Prinzessin

Genauso wie ihre Nachfolgerinnen Caroline Lange (2011 bis 2017) und Nicole Dittler, die bis heute offiziell amtiert. Am längsten mit dabei ist Emmy Koch. Als sie vier Jahre alt war, stand sie das erste Mal auf der Kartoffelfestbühne. Zum 25. Genthiner Kartoffelfest 2018 hat Emmy ihre Autogrammkarte als Genthiner Kartoffelprinzessin erhalten. Heute ist sie 14 und so oft es geht an der Seite der Königinnen.

Das ermöglicht ihr auch ihre Mama Manuela Koch. Die ist die gute Seele des Königinnengefolges. Steht bei allen Auftritten mit Schminkzeug, Nadel und Faden bereit, um Roben und königliche Gesichter immer wieder glänzen zu lassen. Und wer jetzt vielleicht grummelt, dass die royalen Genthiner Damen immer bloß zeigen wollten, wie hübsch sie sind, dem sei gesagt: Sie opfern für die Stadt Genthin viele Wochenenden ihrer Freizeit, werden nicht dafür bezahlt und greifen für die meisten Ausgaben, die das Amt mit sich bringt, in den eigenen Geldbeutel.