Gescheitert Bunker bleibt dicht

Die Bemühungen, den Genthiner Bunker wieder für Besichtigungen zu öffnen, sind am fehlenden Geld gescheitert.

Von Simone Pötschke 30.06.2019, 01:01

Genthin l Die Türen der Bunkeranlage unter dem Genthiner Marktplatz werden auf unbestimmte Zeit weiter geschlossen bleiben. Für den Bunker könne in Anbetracht der Haushaltslage kein Geld ausgegeben werden, gab Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) auf eine Volksstimme-Anfrage zur Antwort. Nur unabweisbare Ausgaben könnten derzeit vorgenommen werden.

Die Stadt hatte drei Ingenieurbüros mit der Klärung beauftragt, unter welche Voraussetzungen oder Auflagen ein Betreten der Bunkeranlage wieder möglich sein kann. Zu dieser Information hatte Stadtführer Heinz Köppe im Februar diesen Jahres das Stadtoberhaupt bei einer Stadtratssitzung gedrängt. Seitdem wartet Köppe darauf, dass die Ergebnisse ihrer Untersuchungen durch die Ingenieurbüros beziehungsweise durch die Stadt öffentlich gemacht werden. Vergebens. Ob die Büros ihre Arbeit im ersten Halbjahr aufgenommen haben, wurde nicht bekannt.

Köppe ist deshalb verärgert. „Ich werde eine der nächsten Stadtratssitzung dazu nutzen, um die ganze Sache an die große Glocke zu hängen. Es werde mittlerweile alles dafür getan, dass Genthin immer unattraktiver werde. Köppe sieht sich in seiner Meinung bestätigt, dass der Stadt und damit die Verwaltung es am guten Willen fehle, Wege zu finden, den Bunker für Führungen wieder zu öffnen.

Bereits im Mai 2017 legte die Verwaltung dem Tourismusverein und der Touristinformation nahe, den Bunker vorläufig dicht zu machen. Dazu kam es allerdings erst ein Jahr später.

In der Begründung wurden unter anderem das Nichtvorhandensein eines zweiten Fluchtweges und die fehlende Kennzeichnung der Fluchtwege angeführt. Dazu kommen eine fehlende Belüftung und das Fehlen persönlicher Schutzmaßnahmen für Besucher. Bemängelt wurde außerdem, dass es vor Beginn einer Führung keine Sicherheitseinweisung gebe. Heinz Köppe kann sich auch nach zwei Jahren dieser Argumentation, die zur Schließung des Bunkers geführt hat, nur sehr bedingt anschließen. Dann müsste, meint er, auch ein Aufstieg zur Plattform des Wasserturms untersagt werde, weil sie von Rettungskräften nur über enge Treppen erreichbar ist. Einen Fluchtweg gebe es auch dort nicht.

Zur Bunkeranlage gehören neun Räume in einer Größe zwischen 3,4 bis 10,6 Quadratmetern, die eine Höhe von 1,90 und 2,10 Metern aufweisen. Decken und Fußböden entstanden aus 50 Zentimeter starkem so genannten Ortbeton.

Die Anlage ist weder denkmalgeschützt, noch verfügt sich über eine erhaltenswerte technische Ausstattung.

Im Dezember 1943 beschloss die Stadtverordnetenversammlung Genthins angesichts des Luftkrieges den Bau dieser Bunkeranlage als eine „Luftschutz-Befehlsstelle“. Gebaut wurde die Anlage im Frühjahr 1944 durch den Reichsarbeitsdienst unter der Führung der Organisation Todt, eine paramilitärische Bautruppe. Erst im Februar 1945 war die Anlage fertiggestellt. Von diesem Bunker aus sollte lediglich der Luftschutz organisiert werden, er sollte der Bevölkerung nicht zum Schutz dienen. Ihre einzige Nutzung erlebte die Anlage 1981 bei einer Übung der Zivilverteidigung im damaligen Bezirk Magdeburg.

Der Förderverein Genthiner Stadtgeschichte hat eine Broschüre unter dem Titel „Genthiner Unterwelten“ herausgebracht, in der sehr ausführlich die Geschichte des Bunkers unter dem Marktplatz dargestellt wird. Zu erwerben ist sie unter anderem im Kreismuseum.