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Gesundheitscampus Von nun an versöhnlich

Stadtrat und Johanniter rücken zusammen. Genthin setzt auf deren erklärtes Ziel, einen Gesundheitscampus zu installieren.

Von Simone Pötschke 23.07.2020, 01:01

Genthin l Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstag den Sonderausschuss „Medizinische Versorgung“ auf den Weg gebracht. Mit Einstimmigkeit, was noch vor wenigen Tagen unmöglich erschien.

Denn die „Findungsphase“ des Sonderausschusses, der zweite neben dem Stasi-Sonderausschuss in der Geschichte des Genthiner Stadtrates, war überschattet von Zerwürfnissen. Die hatten letztlich dazu geführt, dass der Ausschuss schon bei seiner zweiten Zusammenkunft wegen heftiger Meinungsverschiedenheiten zwischen Gordon Heringshausen (CDU) und Lutz Nitz (Grüne) durch Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) abgebrochen werden musste. Eine Neuauflage einer solchen Pleite blieb dem Stadtrat erspart. Hinter den Kulissen war es offensichtlich gelungen, die Wogen zwischen den beiden Stadträten zu glätten. In seltener Einigkeit segnete der Stadtrat zum einen die schriftlich fixierten Aufgaben und das Vorgehen des Ausschusses ab. In einem zweiten Beschluss erklärte der Stadtrat, keine Einwände gegen die Aufhebung des Denkmalschutzes für den historischen Teil des Krankenhauses zu erheben. Die Johanniter haben einen solchen Antrag gestellt.

Mit den beiden Beschlüssen rücken Stadt und Johanniter damit wieder enger zusammen. Dabei gilt ihr Verhältnis seit der Schließung des Krankenhauses als problematisch.

Die Stadt Genthin ist offensichtlich bereit, den Johannitern gegenüber dem Land und der Kassenärztlichen Vereinigung Unterstützung für ihr in Aussicht gestelltes Engagement in Genthin zu geben. Dem war die Erfahrung der Stadt vorausgegangen, dass die vor eineinhalb Jahren installierte Arbeitsgemeinschaft Medizinische Versorgung allein nichts bewegen kann.

Die Stadt setzt jetzt voll auf die Johanniter und ihr Konzept für einen Gesundheitscampus, für das aus ihrer Sicht nach wie vor die Aufhebung des Denkmalschutzes unabdingbar sei.

Die Harmonie im Genthiner Stadtrat, die noch am Dienstagabend herrschte, bekam allerdings schon am Mittwoch Kratzer als Gordon Heringshausen (CDU) überraschend sein Mandat im Sonderausschuss niederlegte. Dieser Schritt, erklärte er, sei eine Konsequenz aus den bisherigen Beratungen im Sonderausschuss. Nach dem Streit um Einladungsfristen, infolgedessen die Sitzung abgebrochen werden musste, werde er von den Menschen angesprochen, so dass er sich immer wieder rechtfertigen müsse. Das wolle er nicht.

Des Weiteren sieht Heringshausen die Gefahr, dass jedes Wort im Sonderausschuss persönlich genommen werde. Das sei weder konstruktiv noch zielführend. Heringshausen versicherte, dem Sonderausschuss zu Einzelfragen mit seiner Expertise zur Verfügung stehen zu wollen. In einer ersten Reaktion bedauerte Bürgermeister Matthias Günther die Entscheidung Heringshausens, dem er ein „exzellentes Fachwissen“ bescheinigte.

Noch am Dienstag hatte Lutz Nitz, mit dem sich Gordon Heringshausen bei besagter Sitzung in den Haaren hatte, darauf hingewiesen, dass die Meinungsverschiedenheiten ausgeräumt seien und es jetzt wieder um Sacharbeit ginge.

Mit den Stadtratsbeschlüssen haben die Johanniter zugleich die Karten auf den Tisch gelegt.

Demnach betrachten sie den Neubau eines Quartiers für Senioren auf dem ehemaligen Gelände des Krankenhauses als wesentliche Vorausset- zung für einen Gesundheitscampus. In den Neubau sollen nach den Planungen ein neues ambulanten OP-Zentrum und ein bettenführender Bereich mit bis zu 15 Betten, eine sogenannte Portalklinik, integriert sein.

Die Johanniter gehen davon aus, dass diese Betten kostenneutral für die Krankenkassen aus dem Krankenhaus-Feststellungsbescheid über Planbetten in Stendal herausgelöst werden. Das wiederum ist gegenwärtig einer der Streitpunkte in den Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium, die einer Klärung bedürfen.

Das ambulante OP-Zentrum, dahin gehen die Überlegungen der Johanniter, könne sowohl von den niedergelassenen Ärzten aus Genthin oder aus dem Johanniter Klinikum Genthin-Stendal genutzt werden. Die Einbindung von Ärzten aus dem nahe gelegenen Ärztehaus sei aus der Sicht der Johanniter sinnvoll.