Gründung Warten oder starten?

Existenzgründung in Zeiten von Corona ist ein Wagnis. Hilfe bietet das Technologie- und Gründerzentrum Jerichower Land in Genthin an.

Von Natalie Preißler 28.07.2020, 04:00

Zabakuck l „Sand ist immer einer besonderer Untergrund. Das ist eben Natur“, sagt Jacqueline Kindler, die seit Kurzem Yoga-Stunden am Strand des Touristenzentrum Zabakuck anbietet. Mit zwei Frauen startet sie an diesem wettertechnisch durchwachsenen Morgen mit Übungen, die Körper und Geist zur Ruhe kommen lassen, in den Tag.

Die junge Yoga-Lehrerin bietet aktuell im Nebengewerbe stundenweise Yoga oder Babymassage an. „Es hauptberuflich zu machen war mir in Zeiten von Corona zu risikoreich“, so die 32-Jährige, die gerade aus der Elternzeit zurück ist. Ihr Ziel ist es jedoch, hauptberuflich eine Existenz zu gründen.

Die Diagnose Burn-out zeigte der jungen Frau aus Zabakuck, wie wichtig Zeit für sich selbst ist. In einer Tagesklinik fand sie zum Yoga und ist bei sich „angekommen“. Ein Grund, warum sie anderen mit den Übungen eine Auszeit verschaffen möchte.

Mit auf der Matte ist Steffi Petrat, Altenpflegerin aus Schlagenthin. „Für mein erstes Mal bin ich ganz begeistert. Ich hätte nicht gedacht, das ich es so annehmen kann“, sagt sie. Ihr Job ist nicht nur rein körperlich anstrengend. Für andere da zu sein, fordert ihr auch mental viel ab. „Da ist es wichtig loszulassen und wenn es nur eine Stunde am Tag ist.“

Gerade in Krisenzeiten achtsam mit sich umzugehen, zu akzeptieren, dass man eine Situation nicht ändern kann, ist auch eine Erfahrung für viele Existenzgründer. Corona hat einmal mehr gezeigt, dass sich von jetzt auf gleich ein beruflich fester Stand in eine finanzielle Notlage wandeln kann.

Auf solche Menschen trifft Kindler auch aktuell in ihrem Hauptberuf im Hotelgewerbe und freut sich, ihnen während der körperlichen Entgiftung bei Basenfasten auch geistig mithilfe von Yoga-Stunden Raum für neue Gedanken zu schaffen und Perspektivlosigkeit in Umdenken zu wandeln.

„Ich bin gestresst angekommen und fahre ganz leicht wieder nach Hause“, schwärmt Marlies Röthig aus Roßdorf von ihrem Yoga-Erlebnis am Strand. Einfach nur sein ist hier de Devise. Und mit dem Ende der Yoga-Stunde drängeln sich die ersten Sonnenstrahlen durch die Bewölkung und wärmen die Frauen bei der Schlussentspannung. „Mit der entsprechenden fachlichen Unterstützung und im Fall, dass mein Angebot gut angenommen wird, werde ich die Existenzgründung wagen“, schickt Kindler voraus. Es sei jedoch nie verkehrt, auch einen Plan D im Gepäck zu haben.