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Handwerk Zwischen Holz und Computern

Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen. In der Tischlerei Ewert in Altenplathow hat Phil Pflaumbaum seine Lehre begonnen.

Von Mike Fleske 20.08.2019, 01:01

Altenplathow l „Wir sind hier an der Kantenleimmaschine, mit der wir Kanten an Werkstücken befestigen können“, erläuterte Sarah Schilling, Auszubildende im zweiten Lehrjahr bei der Firma Ewert. Für sie ist die Bedienung und Nutzung der Maschine mittlerweile Routine. Für Phil Pflaumbaum noch eine echte Neuheit.

Phil ist einer der 54 Handwerks-auszubildenden im Jerichower Land. Für Phil hat das Interesse an einem handwerklichen Beruf schon in der Kindheit begonnen. „Ich habe mit meinem Vater zusammen viel aus Holz gebaut. Die Dinge sind dann immer umfangreicher und stabiler geworden, und ich habe gemerkt, dass ich das Geschick und die Geduld dafür habe“, berichtet der Kader.

Holztechniker und Tischlermeister Ralf Bornemann ist für die Auszubildenden zuständig, er sagt: „Heute gehört neben dem handwerklichen Geschick auch ein Verständnis für die digitale Technik zum Beruf.“

Die eingangs erwähnte Leimmaschine werde über ein Touchpad bedient. Ein Touchpad ist ein mobiles Gerät mit einer berührungsempfindlichen Oberfläche. Diese Digitalisierung halte immer mehr Einzug in den Beruf. Der Tischlerberuf sei heute äußerst umfangreich. Die Arbeit mit dem Computer gehöre genauso dazu wie die, mit den modernen Maschinen zu sägen, schleifen und dübeln. Allerdings gebe es nach wie vor auch die klassische manuelle Holzbearbeitung. „Wie die Werkzeuge heißen, wofür man sie braucht, ist auch etwas, was ich in der Ausbildung lerne“, sagt Phil Pflaumbaum.

Für Sarah Schilling ist es ein Beruf, der viele Möglichkeiten bietet. „Man ist nicht nur in der Werkstatt an einem Ort, sondern auch viel unterwegs.“ Das bestätigt auch Ralf Bornemann. Im Küchen-, aber besonders auch beim Ladenbau, den beiden Schwerpunkten des Familienunternehmens Ewert, seien exakte Zuschnitte nur vor Ort möglich.

„Es ist wichtig, dass die Auszubildenden diese Bereiche kennen und den Fachleuten über die Schulter schauen können. Die Fachleute der Firma Ewert sind heute nicht nur in der Region, sondern quer durch Deutschland und auch in europäischen Nachbarländern unterwegs.

Auch das ist reizvoll an dem Beruf, der sich in den vergangenen Jahren stark spezialisiert hat. Auch wenn Grundlage für alle Arbeit die klassische Ausbildung ist. Sarah ist einst über ein Praktikum in ihren Ausbildungsbetrieb gekommen und merkte, dass ihr die Arbeit Spaß macht.

„Es gibt zwar einige Bereiche, die für mich sehr anstrengend sind, aber das klappt schon“, meint die Auszubildende und wird für ihre beherzte Art bei den Kollegen geschätzt. Bei Phil war es eine Berufspräsentation, die er in seiner Genthiner Sekundarschulzeit besuchte.

„Wir waren in Magdeburg bei einer Jobmesse und dort habe ich zum ersten Mal mit Herrn Ewert gesprochen“, erinnert sich der 17-Jährige. Schnell merkten beide Seiten: Das passt. In den kommenden Jahren wird Phil Pflaumbaum bis zur Gesellenprüfung ausgebildet. Danach gibt es verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung etwa zum Tischlermeister,oder zur Führungskraft im Handwerk, auch Kundenberater, Fertigungsplaner oder Fachbauleiter könnte man werden.

Für Firmenchef Peter Ewert gibt es die oft noch gebräuchliche Einteilung in Männer- und Frauenberufe kaum noch. „Man muss als Lehrherr an die Fähigkeiten der Mitarbeiter glauben“, sagt er. „Wer eingebunden wird, ist motivierter und entwickelt letztlich auch größere Kompetenzen in seinem Beruf“, findet der Inhaber der Tischlerei. Mit selbstständig umgesetzten Projekten werden die Auszubildenden fit für den Beruf gemacht.

Für die oft gescholtenen Berufsmessen bricht Ewert seit jeher eine Lanze. Der Markt für Fachkräfte sei immer noch vorhanden. Nur müssten die jungen Leute oft erst noch dafür gewonnen werden. Beispielsweise bei den Berufs-messen, die in der Region zahlreich angeboten werden. „Man kann nicht nur die Firma präsentieren, sondern kommt direkt in Kontakt mit jungen Leuten.“

So sehe man, wo die Interessen liegen, letztlich wie sie „ticken“. Das sei wichtig, um den Kontakt zu jungen Generation nicht zu verlieren.