1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Havelberg als Vorbild für Genthin? Zwei Kommunen - eine Forderung: 24-Stunden Notfallversorgung

Medizinversorgung Havelberg als Vorbild für Genthin? Zwei Kommunen - eine Forderung: 24-Stunden Notfallversorgung

In der vergangenen Woche endete die Pilgertour von engagierten Havelbergern am Sozialministerium in Magdeburg. Auch die Genthiner erhoben ihre Stimme.

Von Mike Fleske und Andrea Schröder Aktualisiert: 2.5.2021, 08:23
Lutz Nitz erläuterte den Teilnehmern in Magdeburg die Forderung nach einer Notfallversorgung in Genthin.
Lutz Nitz erläuterte den Teilnehmern in Magdeburg die Forderung nach einer Notfallversorgung in Genthin. Foto: Andrea Schröder

Genthin. „Für uns war die Teilnahme an der Pilgertour erfolgreich“, macht der Genthiner Grünen-Stadtrat Lutz Nitz deutlich. Man habe einen Termin mit Beate Bröker (SPD), Staatssekretärin im Magdeburger Sozialministerium abmachen können, in der in kleiner Runde über die medizinische Versorgung in Genthin gesprochen werde.

Ziel sei es, Missverständnisse auszuräumen, die im Verlauf der Diskussionen über eine Notfallversorgung entstanden seien. So habe man im Gesundheitsministerium den Eindruck, dass die Genthiner eine Klinik forderten, was nun ausgeräumt werden soll.

Havelberger Konzept als Blaupause für Genthin

Mehr noch: In einem ersten Gespräch habe die Staatssekretärin angedeutet, dass die Entwicklung in Havelberg als Blaupause für Genthin dienen könne. Letztlich könnten die Kommunen auch Vorbilder für den ländlichen Raum insgesamt werden, da die Landespolitik das Ziel habe, Konzepte zu erstellen, die nicht nur im Einzelfall, sondern in der Fläche umsetzbar sind.

Genthin und Havelberg hatten Anfang April während einer Diskussionsrunde in Genthin beschlossen, künftig mit einer Stimme für eine Notfallversorgung in den jeweiligen Städten zu kämpfen. In der vergangenen Woche gab es für den Schulterschluss erste sichtbare Zeichen.

Genthiner bei Etappe in Tangermünde

So nahmen der Genthiner Stadtratsvorsitzende Gerd Mangelsdorf (CDU) und Lutz Nitz an einer Etappe einer Pilgertour von Engagierten aus Havelberg teil. Diese hatten sich in einer Privatinitiative auf den Weg von Havelberg nach Magdeburg gemacht, um unterwegs für ihr Anliegen einer Medizinischen Notversorgung aufmerksam zu machen.

Die Teilnehmer der Pilgertour aus Havelberg, kamen in der vergangenen Woche am Ende der letzten Etappe mit Staatsekretärin Beate Bröker (li.) ins Gespräch.
Die Teilnehmer der Pilgertour aus Havelberg, kamen in der vergangenen Woche am Ende der letzten Etappe mit Staatsekretärin Beate Bröker (li.) ins Gespräch.
Foto: Andrea Schröder

Nitz hatte sich am Schlusstag einem Zusammentreffen der Pilger mit Beate Bröker angeschlossen. Dabei übergab Holger Schulz, Vorsitzender des Vereins „Pro Krankenhaus Havelberg“ eine Mappe mit 150 Unterschriften von Firmen und Einrichtungen, die das Ziel des Vereins für eine vernünftige Gesundheitsversorgung rund um die Uhr an jedem Tag der Woche unterstützen.

Drängen bei Krankenhausgesellschaft auf frühere Veröffentlichung

In Havelberg ruhen nun die Hoffnungen auf einem angekündigten Konzept der landeseigenen Krankenhausgesellschaft Salus, mit dem eine Notfallversorgung entwickelt werden soll. „Wir möchten Sie bitten, uns noch vor der Landtagswahl ein Gerüst für das Konzept der Salus für Havelberg vorzulegen.

Wir brauchen was Konkretes“, machte Holger Schulz deutlich. Der von der landeseigenen Krankenhausgesellschaft Salus anvisierte Termin für ein Konzept bis 1. August sei recht spät. Der Linken-Politiker Wulf Gallert hatte zuvor in Tangermünde in Aussicht gestellt, dass das Salus-Konzept vielleicht schon im Mai vorliegen könnte.

Technischer Fortschritt verändert Krankenhausstandorte

Recht schnell ein Konzept vorlegen zu können, liege auch in ihrem Interesse, sagte Beate Bröker. Die medizinische Versorgung unterliege Veränderungen.

Viele Krankheiten müssten heute nicht mehr oder nicht mehr so lange wie früher stationär behandelt werden und der technische Fortschritt nehme zu. Krankenhausstandorte werden sich verändern müssen, sagte die SPD-Politikerin. Allerdings legte sie auch wert darauf: Die nun noch 46 Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt seien abgesichert.

Für den aus dem Krankenhausplan herausgenommenen Standort Havelberg werde nach einer Lösung gesucht. „Daran arbeiten wir jetzt.“ Beate Bröker machte deutlich, dass mit den Krankenkassen als Kostenträger und der Kassenärztlichen Vereinigung Partner dabei sind, die die Entwicklung eines Modellprojektes unterstützen wollen. Sie sicherte zu, über Entwicklungsschritte zu informieren und erinnerte daran, dass Salus bei der Erarbeitung des Konzeptes den Pro-Krankenhaus-Verein mit einbeziehen will.

Genthiner Bürgermeister wünscht Beschäftgung mit neuen Versorgunsgmodellen

Mit ihren Ausführungen deutet die Staatssekretärin vorsichtig eine Hinwendung zu neuen Konzepten an. Etwas, was auch in Genthin deutlich gefordert wird.

Der Gesetzgeber müsse sich Gedanken machen, womit die Medizinversorgung ganz neu aufgestellt werde, hatte der Genthiner Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) während einer Zusammenkunft des Genthiner Stadtseniorengremiums gesagt. "Wir brauchen neue Modelle, die alten sind nicht mehr passig."

Antwort von Landtagsabgeordneten zu Medizinversorgung erwartet

Neben den Gesprächen mit der Staatssekretärin wollen die Genthiner auch den städtischen Medizin-Ausschuss wieder in Stellung bringen. „In der kommenden Woche soll die nächste Sitzung beantragt werden“, kündigt Lutz Nitz an.

Inhaltlich solle es dann um die Forderung an die Landtagsabgeordneten nach einer Antwort auf ein Schreiben gehen, das den Vertretern aller Fraktionen nach der Diskussionsrunde zur Medizinversorgung in Genthin zugegangen ist. „Wir hoffen auf Stellungnahmen zur geforderten Notversorgung noch vor der Landtagswahl.“