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Rassekaninchenzuchtverein Kade feiert sein 80. Gründungsjahr In den 1950er Jahren stand der Verein einmal kurz vor dem Aus

Von Thomas Höfs 09.08.2011, 06:32

Der Kaninchenzuchtverein Kade feierte am Wochenende die Vereinsgründung vor 80 Jahren mit einer Feierstunde. Trotz vieler politischer Umbrüche blieben die Bürger ihrem Hobby treu.

Kade. Dass auch Kaninchenzüchter nicht vor politischen Einflüssen gefeit sind, zeigen die großen Plakate aus der DDR-Zeit. Zur Versorgung der Bevölkerung war der Arbeiter- und Bauernstaat auf die Zuchterfolge der Rassezüchter angewiesen. Als sich am 1. August 1931 fünf Einwohner der Gemeinde Kade trafen und den Kaninchenzuchtverein gründeten, folgten sie einem Trend der damaligen Zeit, sagte der heutige Vereinschef Thomas Wolle. Damals gab es bereits im Burger und Genthiner Raum einige Vereine mit dem gleichen Zweck. Die Zucht bereitete nicht nur Freude, sondern bereicherte ebenfalls den Speiseplan der Züchter. 1938 hatte der Verein bereits 30 Mitglieder, weisen die erhaltenen Unterlagen aus.

Die Geselligkeit wird unter den Mitgliedern aber von Anfang an groß geschrieben. Immer wieder gibt es jährliche Veranstaltungen für alle. Denn längst nicht alle Mitglieder sind auch tatsächlich Rassekaninchenzüchter.

Der Verein übersteht den Zweiten Weltkrieg. 1946 werden die Aufzeichnungen dünner. Die Menschen haben damals andere Dinge im Kopf. Die ersten Kriegsheimkehrer erreichen Kade, verzeichnet das Vereinsgeschichtsbuch. Bis 1948 wächst der Verein um weitere 40 Mitglieder. Die Leute sehnen sich nach der Bodenständigkeit und sehen offenbar in der Zucht eine gute Möglichkeit für eine Zusatzportion Fleisch. Allerdings beschäftigt sich zum damaligen Zeitpunkt nur rund ein Drittel der Mitglieder mit der Zucht. Vielen fehlt das Geld für die Anschaffung von Rassekaninchen. Hier hilft der Verein in Form von Darlehen, beschrieb Thomas Wolle. Mit Beginn der 1950er Jahre lässt das Interesse an er Rassezucht nach. Warum das so ist, lässt sich heute kaum noch klären. Die mageren Jahre des Wiederaufbaus scheinen aber vorbei. Die Bürger suchen sich in den besseren Zeiten neue Beschäftigungen und wollen auch das Leben genießen.

Die 1950er Jahre gelten bei den Kader Kaninchenzüchtern als die Krisenjahre im Verein. Die Mitgliederzahl sinkt stetig. 1957, so halten es die Mitglieder fest, steht der Verein kurz vor der Auflösung. 1962 zählen die Rassezüchter in Kade gerade noch 17 Mitglieder.

Dann fängt sich der Verein, beschreibt es Thomas Wolle. In den kommenden Jahren gewinnen die Züchter 20 neue Mitglieder hinzu. In den 1970er Jahren betreiben rund 30 Mitglieder konstant die Rassekaninchenzucht. Erst in dieser Zeit wird das Hobby zunehmend politisch vereinnahmt. Spruchbänder aus diesen Jahren haben die Zeit überdauert. Fest eingebunden sind die Zuchtfreunde in dieser Zeit bereits in den Rhythmus der Vereinsschauen und Kreisschauen. Immer wieder haben die Kader Züchter sehr gute Ergebnisse, wie die Preise von einst noch beweisen.

Den Mauerfall übersteht der kleine Verein problemlos. Heute zählen die Kader Kaninchenzüchter 21 Mitglieder in ihrem Verein. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stabil, sagte Thomas Wolle weiter. Auch heute ist es noch so, dass nur ein Teil der Mitglieder wirklich aktiv die Zucht betreibe. Dennoch sei er über jedes Mitglied froh, welches sich in dem Verein engagiere, meinte er. Denn auch die passiven Mitglieder seien notwendig und unterstützten den Verein.

Helmut Halupka, Kreisverbandschef der Rassekaninchenzüchter, gratulierte den Vereinsmitgliedern zu ihrem runden Vereinsgeburtstag. "Ich hoffe, dass wir alle zusammen noch den 100. Geburtstag feiern können", sagte er während der Feierstunde. Die Mitgliederzahlen in Kade seien erfreulicherweise seit einigen Jahren stabil. Immer wieder gelinge es den Zuchtfreunden, vor allem junge Menschen für das spannende Hobby der Rassezucht zu begeistern, sagte er weiter.

Ausdauer und Leidenschaft müssen die jungen Züchter für ihr Hobby aufbringen. Mit nur wenigen Tieren ist es da kaum getan, wissen die erfahrenen Zuchtfreunde. Neben einem größeren Platz auf dem Grundstück verlangen die Kaninchen auch jede Menge frisches Futter.

Für ihre langjährige Mitgliedschaft zeichnete Helmut Halupka Heinz Lippoldt, Stefanie Wenslau und Andreas Genth mit der Ehrennadel in Bronze aus.

Eckhard Beck erhielt für seine jahrzehntelange Mitgliedschaft die silberne Ehrennadel des Landesverbandes der Rassekaninchenzüchter, sagte der Kreisvorsitzende.