1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Jägerschaft widersetzt sich heftiger Kritik

Hop und top: Zwei Kassenprüfer, zwei grundlegend verschiedene Berichte Jägerschaft widersetzt sich heftiger Kritik

Von Simone Pötschke 18.09.2013, 03:07

Ein zweiter Anlauf, um den Kassenprüfungsbericht für das Jagdjahr 2012/13 abzusegnen, bescherte der Genthiner Jägerschaft erhebliche Turbulenzen. Kassenprüferin Jenny Lützow hat mit ihrer Feststellung, der Vorstand würde grob fahrlässig handeln, für einen Paukenschlag gesorgt.

Genthin l Freitagabend ist gewöhnlicherweise keine optimale Zeit, um eine rege Teilnahme an Versammlungen zu garantieren. Dass sich die Mitglieder der Genthiner Jägerschaft trotzdem zahlreich in den Nordterrassen des Stadtkulturhauses einfanden, lag wohl in der Brisanz der Tagesordnung.

Jenny Lützow aus Tucheim hatte als Kassenprüferin nach der Prüfung der Unterlagen schon auf der zurückliegenden Vollversammlung ihre Zustimmung versagt, den Vorstand für das vorangegangene Jagdjahr zu entlasten. Das blieb bisher ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der Genthiner Jägerschaft.

Pikant an der Angelegenheit: Der zweite Kassenprüfer, André Müller aus Parey, ein im Bankwesen tätiger Fachmann, bescheinigte dem Vorstand hingegen eine ordnungsgemäße Arbeit und empfahl der Vollversammlung, den Vorstand für das Jagdjahr 2012/13 zu entlasten. Weil er dienstlich am Freitagabend verhindert war, legte er seinen abschließenden Bericht schriftlich vor.

"Heute müssen nun wir irgendwie zusammenkommen", formulierte Richard Friedrich, Versammlungsleiter und Vorsitzender der Genthiner Jägerschaft, das Anliegen der Versammlung.

Der Vorstand sah sich erwartungsgemäß in dem Kassenprüfungsbericht von Jenny Lützow heftigsten Vorwürfen ausgesetzt. In einer spürbar aufgeheizten Atmosphäre verlas sie ihr mehrseitiges Papier, für das sie mitunter emotional geladene, weniger freundliche Zwischenrufe erntete. Richard Friedrich musste sich mühen, die Mehrheit der Jäger zu disziplinieren.

Grundsätzlich war im Vortrag von Jenny Lützow, obwohl sie durchaus hinterfragenswerte Einwendungen vorbrachte, ein deutlicher Riss zwischen dem Hegering Tucheim, dem sie angehört, und der Jägerschaft Genthin zu spüren.

Jenny Lützow setzte anstelle von Empfehlungen eine sehr deutliche Sprache. Im Vorfeld der Vollversammlung sollen, das ließ Richard Friedrich im Raum stehen, etliche Details des Berichtes in die Öffentlichkeit getragen worden sein.

Der Vorstand der Jägerschaft, dem jahrelang von unterschiedlichen Kassenprüfern bescheinigt wurde, ordnungsgemäß gearbeitet zu haben, sah sich in Lützows Kassenbericht einer minutiös aufgelisteter Kritik ausgesetzt.

Eine Reihe "gravierender Mängel", die sie in ihrer Prüfung aufgedeckt habe, veranlasse sie, dem Vorstand keine Entlastung zu erteilen, resümierte die Kassenprüferin.

Etliche Wortmeldungen der Jäger, unter anderem von Steffen Frank aus Genthin, zielten darauf ab, dass die Tucheimerin Aufgaben eines Revisors, nicht aber einer Kassenprüferin ausgeführt und damit ihre Kompetenzen überschritten haben soll. Eine qualifizierte, unabhängige Beurteilung konnte die Vollversammlung diesbezüglich jedoch nicht leisten. Jenny Lützow, so ein Argument der Vollversammlung, habe zudem Unterlagen zur Prüfung herangezogen, die außerhalb des zu kontrollierenden Zeitraums datiert sind.

Nachdem die Tucheimerin dem Vorstand unter anderem "grob fahrlässiges Handeln" vorwarf, versuchte Richard Friedrich mehrfach einzulenken.

"Ich bin bereit, Mängel abzustellen und lasse mit mir reden". Das Angebot verhallte allerdings auf der Tucheimer Seite ungehört, so dass sich die Fronten immer mehr verhärteten.

Schließlich hatte der Antrag eines Mitglieds der Vollversammlung Erfolg, Jenny Lützow vorzeitig von ihrem zweijährigen Amt als Kassenprüferin zu entbinden. Bei etwa 60 Anwesenden stimmten acht gegen diesen Vorschlag, fünf weitere Weidmänner enthielten sich der Stimme. Als Folgekandidat wurde Helmut Elert vom Hegering Genthin gewählt.

Letztlich fand der Kassenbericht, den André Müller aus Parey vorgelegt hatte, mehrheitlich die Zustimmung der Vollversammlung.

Nachdem die Versammlung offiziell beendet war, trat Jenny Lützow vor die Jäger und kündigte eine rechtliche Prüfung an, ob die Vollversammlung überhaupt berechtigt gewesen sei, sie vorzeitig von ihren Aufgaben zu entbinden.