Bäcker, Eisdiele und WC Mit Video: Nach Kauf von Bahnhof in Genthin - Bürokratie bremst die Sanierung aus
Peter Förste steht seit März 2023 im Grundbuch als Eigentümer des Genthiner Bahnhofsgebäudes. Dessen Entwidmung will nicht in die Gänge kommen.
Genthin. - Im einstigen Genthiner Bahnhofsgebäude tut sich wieder etwas. Die Handwerker sind drin und räumen im Erdgeschoss alles heraus, was der hier geplanten Fußbodenheizung in die Quere kommen könnte.
Peter Förste, der das 1843 errichtete Gebäude im März 2023 erworben hat, will nicht länger warten. Auch wenn ihn und seine Tochter Lea Viktoria, die mit Heiko Behnke die Projektleitung bei der Sanierung des Gebäudes innehaben soll, eines bei dem Vorhaben „Zukunftsbahnhof“ Genthin gewaltig bremst.
Das ist die Entwidmung des Gebäudes. Obwohl Förste längst als Eigentümer im Grundbuch steht, die Bahn das Gebäude schon vor gut zehn Jahren veräußert hat - freigestellt für jedwede andere Nutzung ist es damit noch lange nicht. Förste sagt, für diese Freistellung ist er bei der Bahn von Pontius zu Pilatus geschickt worden - ohne Erfolg. Ohne Freistellung aber kein genehmigter Bauantrag, ohne Baugenehmigung kein Start der Sanierung.
Zuständig für die Entwidmung ist das Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Ein EBA-Sprecher erklärt auf Volksstimme-Anfrage: „Die in Rede stehenden Flächen wurden nicht durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) von Bahnbetriebszwecken freigestellt, dem EBA liegt dazu auch kein Freistellungsantrag vor.“ Einen Freistellung beantragen könnten Eisenbahninfrastrukturunternehmen, der Eigentümer des Grundstücks oder die Gemeinde, auf deren Gebiet das Grundstück liegt.
Büro soll hier einziehen
Förste hat nun einen Anwalt mit der Sache beauftragt. Er hat von Entwidmungsverfahren gehört wie dem für ein Bahnhofsgebäude in Herrsching am bayerischen Ammersee. Hier erwarb die Gemeinde das Gebäude und richtete es behindertengerecht als Veranstaltungslocation her. Damit waren sie 2020 nach zehn Jahren lange fertig - die Entwidmung des Gebäudes aber immer noch nicht durch.
„So lange dauert es bei uns nicht!“ ist Förste optimistisch. Er will mit seinem Sachverständigenbüro so schnell wie möglich hier einziehen. „Unser jetziges Büro platzt aus allen Nähten“, guckt der Experte für energetische Sanierung von Gebäuden voraus.
Gerade hat er für das Genthiner Bahnhofsgebäude ein besonderes Detail im Auge. Er ist auf ein historisches Holzportal aus dem Jahre 1870, das einmal zu einem Kloster im Rheinland gehörte, gestoßen. Das, meint er, passe wunderbar in die Rundbogenarchitektur des Eingangs in Genthin, der einmal der neue Haupteingang werden soll - rechts neben dem bisherigen.
In den Obergeschossen sollen wieder Wohnungen entstehen. Das Erdgeschoss wird auch für eine Bäckerei, einen Imbiss, eine öffentliche Toilette und eine Eisdiele hergerichtet. Aus Dach kommt eine Photovoltaikanlage. Die Nasa will eine Art Avatar (künstliche Person oder grafischer Stellvertreter einer echten Person) aufstellen, bei dem es Tickets gibt.
Geschätzte zwei Millionen Euro kostet die Sanierung. Wann Förste mit den inzwischen 25 Mitgliedern der für den „Zukunftsbahnhof“ gegründeten Genossenschaft im Rücken damit loslegen kann, steht derzeit in den Sternen.